Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
ist der Weinmeisterknecht Martin Hintze mit der Dorothea Harnack getrauet worden. Erzbube mit Erzdirne.
1760 am 11., 12. und 13. Oktober ist Gröben von einigen herumschweifenden Östreichern, nebst etlichen von der Reichsarmee, heimgesuchet worden. Bei welcher Gelegenheit dieser Ort nicht allein an 700 Taler Brandschatzung hat geben müssen, sondern sind auch noch die Einwohner geplündert und ihnen ihre Pferde weggenommen worden. Desgleichen ist auch die Kirche und das Pfarrhaus nicht verschont geblieben. In ersterer ist der Kirchkasten aufgebrochen und das darin von etwa vier Jahren her befindliche Klingebeutelgeld geraubt worden. In dem Pfarrhause haben sie jegliches unten und oben umgewühlt, wodurch dem Prediger über 250 Taler Schaden verursacht worden. Gott behüt uns vor fernerem Einfall und Räuberhaufen.«
An anderer Stelle: »Diese grausamen Menschen haben mir und den andern Einwohnern dieses Orts nichts als das Hemd auf dem Leibe gelassen und haben auch aus dem Gotteskasten das vorhandene Kirchgeld mit weggeraubt. O tempora, o mores.«
»1761 am 7. Oktober hat sich der Kossäte Christian Krüger, zwischen drei und vier Uhr morgens, aus eingewurzelter Melancholie und Gemütsschwachheit in seinem Garten an einem Birnbaum mit einem Strick erwürget. Er ist in der Stille, aber auf eine ehrliche Art begraben worden. Gott bewahre jeden vor solchem desperaten Weg aus der Zeit in die Ewigkeit.
1762 vom 7. bis 10. Mai hat es so stark gefroren, daß alle Weinberge hier herum erfroren sind.
1765 den 26. Oktober, in der Nacht gegen zwölf Uhr, ist in Breslau der weiland hochwohlgeborene Herr Gustav Albrecht von Schlabrendorf, Seiner Königlichen Majestät in Preußen wohlbestallter Generalmajor von der Kavallerie und Chef eines Regiments Kürassier, Erb- und Gerichtsherr zu Gröben, Jütchendorf und Waßmannsdorf, nachdem er dem hohen königlichen Hause einundvierzig Jahr und elf Monate rühmlichst gedient und sein Alter auf einundsechzig Jahre, zehn Monate und vier Tage gebracht hat, selig in dem Herrn entschlafen und darauf den 10. Dezember c. a. von Breslau nach Gröben gebracht und in dem hochadligen Erbbegräbnis hierselbst beigesetzt worden. Der Verlust dieses würdigen Mannes und wahren Menschenfreundes wird von dem ganzen löblichen Regiment und von allen denen, welche den Wohlseligen und dessen rühmliche Eigenschaften und hohen Charakter gekannt haben, aufrichtig bedauert.«
Mit dem Tode Gustav Albrechts von Schlabrendorf, der, wiewohlen er erst in Preußen und dann in Schlesien in Garnison stand, auch aus der Ferne her ein gut Regiment geführt zu haben scheint, geriet alles in einen raschen Verfall. Das der Nebenlinie gehörige Siethen ging darin freilich voran, aber auch Gröben folgte bald. Auf den nächsten Blättern des Kirchenbuchs werden wir ausgiebig darüber unterrichtet, und zwar durch Aufzeichnungen des Pastors Redde, der 1769 ins Amt kam und sich’s angelegen sein ließ, seine verurteilenden Sentenzen ohne Menschenfurcht in seine Toten-, Tauf- und Trauregister einzutragen. Nur für die Nicht -Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der Huldigung, so daß Anerkennung und Verurteilung in seinen Aufzeichnungen wechseln.
Aufzeichnungen des Pastors Redde
»1771 am 3. Januar ist hier zu Gröben der hochwohlgeborene Herr Charles Guichard, genannt Quintus Icilius, im Kriege gewesener Chef eines Freibataillons Seiner Königlichen Majestät in Preußen, jetzo königlicher Obristlieutenant bei seiner Suite, mit dem hochwohlgeborenen Fräulein Henriette Helene Albertine von Schlabrendorf, des weiland Herrn Gustav Albrecht von Schlabrendorf, königlichen Generalmajors, nachgelassener Tochter, getraut worden. Alter dreiundvierzig und vierundzwanzig.
1774. Elisabeth Habedank starb an Würmern.
1774 am 17. November ist ein sechs Monat altes Kind außer der Ehe tot geboren und danach obduzieret worden. Ich bewahre das Herz desselben in Spiritus und überlaß es meinem Nachfolger, daraus die Resultate zu seiner Pflicht zu ziehn.
1775 am 13. Mai starb in Potsdam der hochwohlgeborene Herr Charles Guichard, genannt Quintus Icilius, Seiner Königlichen Majestät wohlbestallter Oberster von der Infanterie und Adjutant bei dero Suite, nach einem zweitägigen Krankenlager an einer Kolik und Inflammation, nachdem er mit seiner Gemahlin, der hochwohlgeborenen Frau Henriette Helene Albertine, gebornen von Schlabrendorf, aus dem Hause Gröben, beinah viereinhalb Jahr in der Ehe gelebt und mit
Weitere Kostenlose Bücher