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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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samt dem eigentlichen Kindelbier abgehalten wurde. Die Herrichtung der Festtafel entsprach dem Glanz des Hauses, trotzdem aber befleißigte man sich einer sonst nicht üblichen Mäßigkeit, weil die bei Kaspar Gans ausstehende Taufe fast im unmittelbaren Anschluß an die Friesacker Tage gefeiert werden sollte.
    Schon am 7. August brach man denn auch nach Schloß Tangermünde hin auf. Es waren dieselben Gäste wie zu Friesack, ein überaus glänzender Zug, der in seinem Glanze nicht an die Not des Landes gemahnte. Bewaffnete Knechte ritten vorauf; dann folgten die Ritter und Edelleute mit denjenigen Damen, die zu Pferde gestiegen waren, während die, die nicht Lust zum Reiten gezeigt hatten, die Fahrt zu Wagen machten. Daran schlossen sich die Zofen und Mägde, bis abermals bewaffnete Knechte dem Ganzen einen Abschluß gaben. Im vorderen wie hinteren Zuge wehte das schräggeteilte Quitzowsche Banner, im roten Felde ein weißer und im weißen Felde ein roter Stern. Rathenow war halber Weg. Bei Fischbeck erreichte man die Elbe, zugleich die Stelle, von der aus eine von jenseits gekommene Fähre die Taufgäste nach dem anderen Ufer hinüberbringen sollte. Schloß Tangermünde ragte im Abendhimmel auf. Alles war festlich und die Fähre selbst aufs reichste mit Blumen geschmückt, ja, drüben am Ufer standen Putlitzsche Trompeter und Pauker, die die Gäste schon von fernher mit ihren Fanfaren begrüßten. Aber die Zahl derer, die hinüber wollten, war für die Fähre viel zu groß, und viermal mußte sie den Fluß kreuzen, eh alle drüben waren. Nun ging es auf das jüngst erst von Kaiser Karl IV. erbaute Schloß Tangermünde zu, wo sich die havelländischen Gäste mit denen aus der Altmark und Prignitz vereinigten. Am nächsten Tage folgte der Taufakt in der von prächtigem Gestein funkelnden Schloßkapelle, woran sich, unmittelbar fast, ein ausgewähltes Mahl schloß. Die dabei, nach Sitte der Zeit, vorzugsweise zur Verwendung kommenden Gewürze waren Pfeffer und Safran . Ein anderer charakteristischer Zug der damaligen Kochkunst bestand darin, nichts zu verschmähen und alle Tierteile: Köpfe, Füße, Zunge, Hirn, Lunge, Leber, Nieren, Gekröse, gleichmäßig in Delikatessen umzuwandeln. Dazu die Schaugerichte: turmartige Kuchen aus Pastetenteig, in die man lebendige Vögel hineinsetzte, die dann beim Öffnen wegflogen. Als das Gratias gesprochen war, erhob man sich und traf Anstalten zum Tanz. Den Beginn machte der von zwölf Paaren getanzte Zwölfmonatstanz; dann kam der polnische Tanz, der Kapriolentanz, der Drehtanz, der Taubentanz. Den Schluß aber bildete der Totentanz, der sehr beliebt war und wobei man durchs Los entschied, wer den Toten zu spielen habe. Das Los traf Conrad von Quitzow von Schloß Hohenwalde. Der erschrak, weil er schon während der Reise von Todesahnungen erfüllt gewesen war. Es galt aber, von diesem Erschrockensein nichts zu zeigen, und als er eine kurze Zeit getanzt hatte, fiel er, wie’s das Spiel erheischte, mitten im Saal um und spielte den Toten. Und nun schwieg auch die lustige Musik, und ein dumpfer Trauergesang erscholl, während dessen die Damen an den Toten herantraten und ihn küßten. Als er den Kuß auch der letzten empfangen hatte, stand er wieder auf, und der Drehtanz begann in aller Lustigkeit von neuem.
    Damit schloß die Feier, und weil das Doppelfest alle Teilnehmer ermüdet haben mochte, rüsteten sie sich am andere Morgen bereits zur Abreise. Ziemlich früh schon erreichte man die Fähre, die, wie drei Tage zuvor, mit Laub und Blumen geschmückt war. Ebenso gebot es sich auch heute wieder, den Übergang in Gruppen zu machen, und nur das »Wie« blieb noch festzustellen. Endlich entschied man sich dahin, auch bei diesem die Rückkehr einleitenden Übergange dieselbe Reihenfolge wie beim Heranzug innehalten zu wollen: zunächst also die voraufreitenden Knechte, dann die Frauen und Ritter, danach die Zofen und Dienerschaften und schließlich die Nachtrabsknechte, die schon auf der Herfahrt den Abschluß gebildet hatten. Ehendiesen Nachtrab sollte Johann von Quitzow , den voraufreitenden Trupp aber der ältere Bruder führen.
    Und nach diesem Abkommen wurde verfahren.
    Der ganze Vortrupp, vierundzwanzig reitende gewappnete Knechte, ritten auf die Fähre hinauf, und als sie Stand und Ordnung genommen, erschien Dietrich von Quitzow, dem sich, im letzten Augenblicke, sein Schwager Albrecht von Schenk und gleich danach auch sein Bruder Conrad von Quitzow (der Hohenwalder)

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