Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
und gleichzeitig von seiten des Landes zu leistenden Zusage, »von ihm, dem Burggrafen, nicht abweichen zu wollen, bis diese Summe von 100 000 Goldgulden ihm und seinen Erben ganz vergenüget und bezahlet sei« Worauf alle Städte, sowie viele vom Adel, die Huldigung leisteten.
» Etliche vom Adel aber« – so läßt sich Wusterwitz in seiner Chronik weiter vernehmen –, »etliche vom Adel aber, und zwar an der Spitze Dietrich und Johann von Quitzow , Wichard von Rochow und Achim von Bredow mitsamt ihrem Anhange, sind, weil sie sich vorher mit einem Eide dazu verbunden hatten, zurückgetreten, haben die Huldigung, die sie vorher in Berlin und Ofen dem Könige geleistet, dem Burggrafen als seinem Vertreter und Verweser verweigert und haben dabei verächtlich gesprochen: ›Es ist ein Tand von Nürrenberg. Wir wollen zuvor zu unsrem richtigen Erbherrn, dem Könige von Ungarn, schicken und auf diese Weise mit Ehren tun, was wir wollen.‹«
Damit war der Fehdehandschuh hingeworfen.
Aber die Quitzows , die wohl wußten, daß Taten besser als Worte sprechen, hatten nicht vor, es bei dieser ablehnenden Erklärung bewenden zu lassen, benutzten vielmehr ihren weitreichenden Einfluß, die beiden Herzöge von Pommern-Stettin: Otto und Casimir , in die Mark zu rufen, um durch solche Befehdung des ihnen aufgedrungenen »neuen Herrn« diesem den Aufenthalt in der Mark zu verleiden und ihn zur Rückkehr in seine fränkischen Lande zu bewegen.
Diesem Rufe leisteten die Pommern auch wirklich Folge, was Veranlassung zu einem an und für sich kleinen, aber durch Nebenumstände berühmt gewordenen Rencontre gab.
7. Kapitel
Die Schlacht am Kremmer Damm am 24. Oktober 1412
Dieselbe fand bei Kremmen statt und führt den Namen der »Schlacht am Kremmer Damm«. Sicherlich war es keine Schlacht in unserm Sinne, kaum ein Gefecht, und die Verluste, soweit die Zahl mitspricht, werden hüben und drüben sehr unbedeutend gewesen sein, dennoch lebt das Ereignis frischer in der Erinnerung fort als manche große Schlacht, die Brandenburg-Preußen seitdem geschlagen hat. In dieser Beziehung stellt sich das am Kremmer Damm erfolgte Rencontre dem Tage von Fehrbellin zur Seite, während es, auf das Taktisch-Strategische hin angesehen – wenn so große Worte bei so kleinen Vorgängen überhaupt gebraucht werden dürfen – einem achtundsiebzig Jahre früher an genau derselben Stelle mit genau demselben Feinde stattgehabten Kampfe gleicht, der ebenfalls den Namen einer Schlacht am Kremmer Damm führt. Es gibt also zwei Schlachten dieses Namens:
eine (die frühere ), die 1334 zwischen Herzog Barnim von Pommern und Markgraf Ludwig von Brandenburg,
und eine zweite (die unsere ), die 1412 zwischen den Pommernherzögen Otto und Casimir und Burggraf Friedrich ausgefochten wurde.
Die voraufgegangene Schlacht von 1334 genießt des Vorzugs, in einer schönen und charakteristischen Volksballade behandelt zu sein, die hier mitzuteilen ich mir aus verschiedenen Gründen nicht versagen möchte.
Die erste Schlacht am Kremmer Damm
(Zwischen Herzog Barnim von Pommern und Markgraf Ludwig
von Brandenburg 1334)
Als Herzog Barnim, der kleine Mann
(Um mit Markgraf Ludwig zu fechten),
Kam bis an den Kremmer Damm heran,
Sprach er zu Rittern und Knechten:
»Das Kremmer Luch ist ein garstig Loch,
Und den Feind daraus zu vertreiben,
Ich denke, Leute, wir lassen’s noch
Und wollen diesseits bleiben.
Wir schreiben aus eine große Steur,
Und wer sich nicht will bequemen,
Den zwingen wir mit Wasser und Feur
Und wollen das Vieh ihm nehmen.«
Der Rat gefiel den Pommern all,
Und verquer und an den Ecken
Gruben sie hastig Graben und Wall,
Dahinter sich zu verstecken…
Hier wechselt nun die Szene, das Lied springt von drüben nach hüben oder, was dasselbe sagen will, von der pommerschen nach der märkischen Seite hinüber und fährt fort:
Markgraf Ludwig, der tapfere Held,
Drüben sah man ihn reiten,
Er dachte, »die Pommern stehen im Feld
Und werden den Damm überschreiten«.
Als aber keiner sich’s unterband,
Ließ er seinen Trompeter kommen
Und sagte: »Nimm deine Trompet in die Hand
Und blas, bis sie’s drüben vernommen.
Und sage dem Herzog Barnim an,
Ich hätte groß Verlangen,
Ihn und seine Ritter, Mann für Mann,
Hier diesseits zu empfangen.
Und wenn es hier diesseits ihm nicht behagt,
So wollt ich ihm versprechen,
Auch auf dem Luch-Damm unverzagt
Eine Lanze mit ihm zu brechen.«
Drauf der
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