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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Was er sagte, war immer kurz und apart, mitunter mehr als nötig, denn von der Eitelkeit, immer etwas Bedeutendes sagen zu wollen, war er nicht freizusprechen. Aber da das Überlegene seiner Natur und seines Wissens klar zutage lag, so ließ man sich dies allerseits gern gefallen und ich nun schon ganz gewiß. Er war zu dem Ton, den er anschlug, nach aller Meinung voll berechtigt. In der Ironie war er ein Meister, so sehr, daß ich auch daran nicht Anstoß nahm, wiewohl mir – wie schon an andrer Stelle hervorgehoben – diese hochmütige Gesprächsform von Jugend auf zuwider war. Er hörte meine Gedichte ruhig mit an, und ich meinerseits lauschte mit einer Art Andacht dem Vortrag der seinigen. Sie konnten für sehr gut oder doch wenigstens für sehr talentvoll gelten, und was Maron im Lenau-Klub war, war Hanisch im Platen-Klub. Wir hielten beide viel von weiten Spaziergängen, und in der Regel kam er zu mir, um seinerseits mich abzuholen. Dies schien er vorzuziehen. Einmal aber drang ich doch bis in seine Wohnung vor, weil ich nicht ahnte, daß ihn das genieren könne. Große Geister haben auch ihre Schwächen. Er hatte sich im Seitenflügel eines alten Hauses bei einer armen Waschfrau eingemietet und bewohnte von den zwei Zimmern, aus denen die Gesamtwohnung bestand, das vordere, hart an der Hintertreppe gelegen, dessen eines Fenster, mit einem kleinen Blumenkasten davor, auf den etwas schmuddligen Berliner Hof hinuntersah. Dicht am Fenster befand sich ein als Arbeitstisch dienendes Klappbrett; ein Binsenstuhl stand davor, und auf einem alten Koffer von Seehundsfell lagen etliche Bücher, aber nicht mehr als ein halbes Dutzend. Was er von Büchern brauchte, fand er auf der Bibliothek, wo er meistens die Vormittage zubrachte. Zwei gegenübergelegene Türen, von denen die eine nach dem Flur hinaus-, die andere zur Waschfrau hineinführte, teilten, wenn man durch die Mitte hin eine Querlinie zog, den kleinen Raum in eine Vorder- und Hinterhälfte. In dieser Hinterhälfte stand das Bett, dem ein am Fußende aufgerichteter ovaler Waschzuber als Bettschirm diente. »Etwas primitiv«, sagte er, mit erzwungener guter Laune darauf hinweisend, und ich setzte hinzu: »Ja, aber doch eigentlich mein Ideal.«
    Trotz dieser Versicherung hatte die ganz ungewöhnliche Wohnungsschlichtheit einen etwas betrüblichen Eindruck auf mich gemacht, und als ich bald darauf Werner Hahn traf, fragte ich diesen, wie das alles zusammenhänge. Ich sei wohl auch für Einfachheit und fände leicht einen Reiz und einen Vorzug darin; aber das ginge mir doch beinahe zu weit.
    »Ja, lieber Freund«, sagte Hahn, »er lebt eben, wie er leben kann. Und schon dies geht eigentlich über seine Mittel. Er hat gar nichts.«
    »Aber so klug, wie er ist, müßt’ es ihm doch ein leichtes sein…«
    »…Stunden zu geben«, unterbrach mich Hahn, »zu schulmeistern und so sich durchzuschlagen. Gewiß. Aber das mag er nicht, und ich kann’s ihm kaum übelnehmen. Ein elendes Dasein blieb’ es doch. Und da ist diese Lebensform vielleicht besser. Er bleibt bei Kraft, vertut sich nicht und vor allem gähnt er sich nicht selber an, wie so viele leider tun müssen. Er hat eine hohe Meinung von sich, andre, wie Sie wohl gesehen haben, bestärken ihn darin, und so darf er sich’s schließlich erlauben. Er lebt eigentlich von den Freunden, und sie sind stolz und glücklich, daß er sich ihre Guttat gefallen läßt.«
    »Ich wußte nichts von dem, was Sie da sagen. Wie wird denn das eingerichtet? Da müßte man doch auch eigentlich mit dabeisein.«
    »Ist nicht nötig… Und dann, Sie sind nicht Student und gehören überhaupt nicht mit dazu. Pardon. Aber es ist so. Hanisch braucht nicht für sich selbst zu sorgen, andre sorgen für ihn. Allmonatlich schicken wir ihm dreißig Speisemarken, und wenn Sie mittags zu Rosch gehen, so sind Sie sicher, ihn da zu finden. Das andre berechnen wir mit seiner Wirtin; immer bloß ein Minimum. Er lebt zu Hause von Wasser und Weißbrot, aber gut muß beides sein. Denn so wenig verwöhnt seine Zunge ist, so fein ist sie doch auch wieder, vielleicht, weil sie so wenig verwöhnt ist.«
    Ich hörte dem allen wie beschämt zu.
    Bald nachdem ich dies Gespräch mit Werner Hahn geführt hatte, brach Freund Hanisch wieder auf. Wohin, erfuhr ich nicht. Ich war in der angenehmen Lage, dem Scheidenden ein kleines Abschiedsfest geben zu können, dasselbe, das ich, mit einigen Details, in einem früheren Kapitel beschrieben habe.
    Das war

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