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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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gewöhnlich beschäftigen; bis die Gegenpartei das Recht hat, zwangsweise Beitreibung gegen mich zu verlangen, und wenn sie niedrig genug denkt, sich derselben zu bedienen und mich verhaften zu lassen, so werde ich mich fröhlich und zufrieden darein geben. Wann können die Spitzbuben das tun?«
    »Wegen der Entschädigung und den Prozeßkosten, mein lieber Herr«, antwortete Perker, »können sie bei den nächsten Gerichtssitzungen, das heißt, gerade in zwei Monaten, Exekution verlangen.«
    »Sehr gut«, sagte Herr Pickwick. »Bis dahin, weiter Freund, lassen Sie mich nichts mehr von der Sache hören, und jetzt«, fuhr er fort, indem er sich mit vergnügtem Lächeln und funkelnden Augen, deren Glanz selbst durch die Brille nicht verdunkelt werden konnte, an seine Freunde wandte, »jetzt handelt es sich bloß darum: wohin begeben wir uns zunächst?«
    Herr Tupman und Herr Snodgraß waren von dem Heroismus ihres Freundes zu sehr hingerissen, als daß sie sogleich eine Antwort hätten finden können; Herr Winkle hatte sich noch nicht hinlänglich von der Erinnerung an seine Zeugenschaft erholt, um ein Wörtchen mitzusprechen, und so wartete Herr Pickwick vergebens auf Antwort.
    »Also schön«, sagte er endlich, »wenn Sie die Bestimmung mir überlassen wollen, so schlage ich Bath   vor. So viel ich weiß, ist noch keiner von uns dort gewesen.«
    Es war wirklich so, und da Perker, der es für höchst wahrscheinlich hielt, daß Herr Pickwick nach einiger Luftveränderung und Zerstreuung sich eines Besseren besinnen und den Schuldturm in einem anderen Lichte betrachten werde, den Vorschlag eifrig unterstützte, so wurde die Reise einstimmig beschlossen und Sam sogleich nach dem Weißen Roß abgeschickt, um auf dem am nächsten Morgen um halb acht Uhr abgehenden Postwagen fünf Plätze zu bestellen.
    Es waren nur noch zwei Plätze innen und drei außen zu vergeben. Sam Weller nahm sie alle, und nachdem er mit dem Postkassierer wegen eines bleiernen halben Talers, den man ihm herausgeben wollte, einige Komplimente gewechselt, ging er nach dem Georg und Geier zurück, allwo er sich bis zum Schlafengehen eifrigst damit beschäftigte, die Kleider und Wäsche in den möglichst kleinen Raum zu zwängen, und sein ganzes mechanisches Genie aufbot, um durch allerhand sinnreiche Kunstgriffe die Koffer zu verschließen, die keine Schlösser hatten.
    Der nächste Morgen war höchst ungünstig für eine Reise – es herrschte trüber, dunstiger Nebel; auch regnete es. Die Pferde vor dem Postwagen, die gerade von der City herkamen, dampften so, daß die außen fahrenden Passagiere ganz unsichtbar waren. Die Zeitungsverkäufer sahen aus wie aus dem Wasser gezogen und rochen dunstig. Der Regen troff von den Hüten der Oangenverkäufer, wenn sie die Köpfe in die Kutschenfenster reckten und wässerte den Kutschenraum auf eine erfrischende Weise. Die Juden mit den fünfzigklingigen Federmessern steckten ihre Messer verzweifelt ein, und die Männer, die Taschenbücher feilboten, machten wirklich Taschen bücher daraus. Ebensowenig konnten die andern Händler ihre Uhrketten und Röstgabeln, ihre Bleistifthalter und Schwämme losschlagen.
    Als der Wagen anhielt, überließen Herr Pickwick und seine Freunde Sam Weller die Sorge, das Gepäck aus den Händen der sieben oder acht Träger zu retten, die wütend darüberherfielen, und da sie um zwanzig Minuten zu früh gekommen waren, suchten sie Schutz im Wartezimmer – dem letzten Zufluchtsort menschlichen Elends.
    Das Wartezimmer im Weißen Roß ist, wie es sich von selbst versteht, alles andere als behaglich: es wäre ja sonst kein Wartezimmer. Es ist die Stube rechter Hand, hat aber mehr Ähnlichkeit mit einer Küche, wo Schüreisen, Feuerzangen und Schaufeln unordentlich beieinander liegen. Zur Beförderung der Geselligkeit der Reisenden ist es in mehrere abgesonderte Verschlage geteilt und mit einer Glocke, einem Spiegel, sowie mit einem Kellner möbliert, welch letzterer Artikel sich an einem Wasserkübel befindet, um die Gläser zu spülen.
    In einem dieser Verschlage saß damals ein grimmig dreinblickender Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, mit glänzend kahler Stirn, jedoch starkem schwarzen Haar an den Schläfen sowie auf dem Hinterkopf und einem großen schwarzen Backenbart. Er hatte seinen braunen Rock bis unter das Kinn zugeknöpft, trug eine große Reisemütze von Seehundsfell; ein Überrock nebst Mantel lag neben ihm auf dem Stuhl. Als Herr Pickwick eintrat, blickte er mit

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