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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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konnte, und ließ allgemeine Bemerkungen mit einfließen, wie z.B. wenn Frau Bardell recht habe, so sei es sonnenklar, daß Herr Pickwick unrecht habe, und wenn die Geschworenen die Aussagen der Frau Cluppins glaubwürdig finden, so werden sie ihnen Glauben schenken, wo nicht, so werden sie es nicht tun. Wenn sie überzeugt seien, daß ein Eheversprechen nicht gehalten worden sei, so werden sie der Klägerin eine angemessene Entschädigung zuerkennen, wenn sie dagegen glauben, das Eheversprechen habe überhaupt nicht stattgefunden, so werden sie den Beklagten vollkommen freisprechen. Die Geschworenen zogen sich hierauf in ihr besonderes Zimmer zurück, um die Sache zu beraten, und der Richter begab sich auf sein Privatzimmer, um sich an einer Hammelkeule und einem Glas Sekt zu laben.
    Es verstrich eine ängstliche Viertelstunde: die Geschworenen kamen zurück und der Richter wurde hereingeholt. Herr Pickwick setzte seine Brille auf und starrte mit unruhevollem Gesicht und schnellklopfendem Herzen nach dem Obmann hin.
    »Meine Herren«, fragte das schwarzgekleidete Individuum, »haben Sie sich über Ihren Ausspruch geeinigt?«
    »Ja«, antwortete der Obmann.
    »Für wen haben Sie sich entschieden, meine Herren, für die Klägerin oder den Beklagten?«
    »Für die Klägerin.«
    »Welche Entschädigung erkennen Sie ihr zu?«
    »Siebenhunderundfünfzig Pfund.«
    Herr Pickwick nahm seine Brille herunter, wischte die Gläser sorgfältig ab, steckte sie ins Futteral und dieses in die Tasche. Sodann zog er mit großer Pünktlichkeit seine Handschuhe an, und nachdem er diese ganze Zeit über den Obmann angestarrt hatte, folgte er mechanisch Herrn Perker und dem blauen Sack zum Saale hinaus.
    Sie begaben sich in ein Seitenzimmer, wo Perker die Gebühren bezahlte und wohin bald darauf auch Herrn Pickwicks Freunde kamen. Hier trafen sie auch die Herren Dodson und Fogg, die sich mit allen Zeichen innerer Zufriedenheit die Hände rieben.
    »Nun, meine Herren?« sagte Herr Pickwick.
    »Nun, Sir?« sagte Herr Dodson für sich und seinen Kompagnon.
    »Sie bilden sich wahrscheinlich ein, daß Sie Ihre Kosten erhalten werden, meine Herren?« sagte Herr Pickwick.
    Fogg erwiderte, sie zweifelten nicht daran; und Dodson meinte, sie würden es schon auf einen Versuch ankommen lassen.
    »Versuchen Sie es, so lange Sie wollen, meine Herren Dodson und Fogg«, sagte Herr Pickwick heftig, »aber Sie erhalten von mir keinen Heller Kosten oder Entschädigung, und wenn ich mein ganzes noch übriges Leben im Schuldturm zubringen müßte.«
    »Ha, ha!« meinte Dodson, »Sie werden sich noch vor dem nächsten Gerichtstag eines Besseren besinnen, Herr Pickwick.«
    »Hihihi«, grinste Fogg: »das wollen wir bald sehen, Herr Pickwick.«
    Sprachlos vor Entrüstung ließ sich Herr Pickwick von seinem Anwalt und seinen Freunden hinausführen und stieg in eine Mietkutsche,
    die der allzeit aufmerksame Sam Weller für diesen Zweck herbeigeholt hatte.
    Sam hatt den Tritt hinaufgeschlagen und wollte eben auf den Bock springen, als ihn jemand auf die Schulter klopfte. Er sah sich um, sein Vater stand vor ihm. Das Gesicht des alten Herrn trug den Ausdruck tiefer Betrübnis; er schüttelte ernsthaft sein Haupt und sagte im warnenden Tone:
    »Ich wußte wohl, was dabei herauskommen würde, wenn man die Sache so angreift. O Sammy, Sammy, warum habt ihr kein Alibi nachgewiesen?«

Sechsunddreißigstes Kapitel
    Worin es Herr Pickwick fürs beste hält, nach Bath zu gehen, was er auch ausführt.
     
    »Aber wahrhaftig, mein lieber Herr«, sagte der kleine Perker, als er am andern Morgen nach der Gerichtssitzung in Herrn Pickwicks Zimmer kam, – »es wird Ihnen doch wahrhaftig nicht Ernst sein, – wir wollen jetzt ohne Spaß und ohne Aufregung davon sprechen – Sie werden doch nicht im Ernst die Unkosten und die Entschädigung verweigern wollen?«
    »Nicht einen halben Penny bezahle ich«, sagte Herr Pickwick fest, »keinen halben Penny.«
    »Es geht nichts über feste Grundsätze, wie der Wucherer sagte, als er den Wechsel nicht prolongieren wollte«, bemerkte Herr Weller, der die Reste des Frühstücks abräumte.
    »Sam«, sagte Herr Pickwick, »sei so gut und geh hinunter.«
    »Sogleich, Sir«, erwiderte Herr Weller, und zog sich auf diesen freundlichen Wink zurück.
    »Nein, Perker«, fuhr Herr Pickwick mit großer Ernsthaftigkeit fort; »meine Freunde hier haben sich alle Mühe gegeben, mir diesen Entschluß auszureden; allein vergebens. Ich werde mich wie

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