Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
zu Frikassee verarbeitet, Sir?« fragte Herr Winkle mit sehr blassem Gesicht.
    »Ich schrieb ihm ein Billett. Ich sagte, es sei eine fatale Sache. Und das war es auch.«
    »Will’s wohl glauben«, meinte Herr Winkle.
    »Ich sagte, ich habe mein Wort als Gentleman verpfändet, ihn zu Frikassee zu verarbeiten. Meine Ehre stehe auf dem Spiel, ich hatte keine Wahl mehr. Als Offizier in den Diensten Seiner Majestät müsse ich es tun. Ich bedaure die Notwendigkeit, allein es lasse sich nicht mehr ändern. Er war empfänglich für Vernunftgründe. Er sah ein, daß man den Gesetzen des Dienstes den Gehorsam nicht verweigern dürfe. Er floh. Ich heiratete sie. Hier kommt die Kutsche. Da sieht sie eben heraus.«
    Herr Dowler zeigte nach dem offenen Fenster des soeben angekommenen Postwagens, aus dem ein recht hübsches Gesichtchen unter einer hellblauen Haube auf die im Hofe stehende Gruppe herausschaute, höchst wahrscheinlich den grimmigen Mann suchend. Herr Dowler bezahlte seine Rechnung und eilte mit seiner Reisekappe, seinem Stock und Mantel hinaus: Herr Pickwick und seine Freunde folgten ihm, um sich ihrer Plätze zu versichern.
    Herr Tupman und Herr Snodgraß stiegen hinten hinauf, Herr Winkle war in den Wagen selbst gestiegen, und Herr Pickwick war im Begriff, ihm zu folgen, als Sam Weller zu seinem Herrn trat und ihm mit äußerst geheimnisvoller Miene zuflüsterte, er habe ihm etwas zu sagen.
    »Nun, Sam«, meinte Herr Pickwick, »was gibt’s denn?«
    »Eine schöne Geschichte, Sir«, antwortete Sam.
    »Und was denn?« fragte Herr Pickwick.
    »Ich fürchte sehr«, antwortete Sam, »daß der Eigentümer dieser Kutsche uns einen schnöden Streich gespielt hat.«
    »Wieso, Sam?« fragte Herr Pickwick; »sind etwa die Namen nicht in die Karte eingetragen?«
    »O freilich, Sir«, erwiderte Sam, »sie sind nicht nur in die Karte eingetragen, sondern einer davon ist sogar auf die Kutschentür gemalt.«
    Mit diesen Worten deutete Sam auf den Teil der Tür, wo gewöhnlich der Name des Eigentümers« steht, und wirklich war hier in stattlichen vergoldeten Buchstaben der englische Name Pickwick zu lesen.
    »Seltsam«, rief Herr Pickwick, verblüfft über dies Zusammentreffen! »wahrhaftig sehr seltsam.«
    »Das ist noch nicht alles«, sagte Sam, indem er die Aufmerksamkeit seines Herrn von neuem auf die Kutschentür lenkte: »sie haben nicht nur Pickwick daraufgeschrieben, sondern auch noch Moses davor gesetzt, und das nenne ich eine Verhöhnung neben der Beleidigung, wie der Papagei sagte, als man ihn nicht nur aus seinem Vaterland entführte, sondern später auch noch zwang, englisch zu lernen.«
    »Es ist wirklich höchst auffallend, Sam«, sagte Herr Pickwick, »aber wenn wir noch lange da stehenbleiben und schwatzen, so werden wir unsere Plätze verlieren.«
    »Aber, aber, wollen Sie denn gar nichts dagegen tun, Sir?« rief Sam, höchst verwundert über die Kaltblütigkeit, mit der Herr Pickwick sich anschickte, einzusteigen.
    »Was soll ich denn tun?« sagte Herr Pickwick: »was soll ich denn tun?«
    »Soll denn niemand für diese Frechheit gestraft werden, Sir?« sagte Herr Weller, der zum mindesten den Auftrag erwartet hatte, den Schaffner und den Kutscher zu einem Faustkampf an Ort und Stelle herauszufordern.
    »Nein, nein«, erwiderte Herr Pickwick eifrig: »unter gar keinen Umständen. Steige jetzt auf deinen Platz.«
    »Ich fürchte beinahe«, murmelte Sam, als er sich abwandte, »ich fürchte beinahe, mit meinem Herrn ist es nicht ganz richtig, sonst wäre er nicht so ruhig geblieben. Der Prozeß wird ihm doch hoffentlich nicht seine Courage genommen haben; doch es sieht schlimm aus, sehr schlimm.«
    Herr Weller schüttelte bedenklich den Kopf. Wie sehr er sich die Sache zu Herzen nahm, wird daraus klar, daß er kein Wort mehr sprach, bis die Kutsche am Kensingtoner Schlagbaum anhielt; es war ihm vielleicht in seinem ganzen Leben noch nie vorgekommen, daß er so lange geschwiegen hatte.
    Sonst trug sich während der Reise nichts von besonderem Belang zu. Herr Dowler erzählte eine Menge Anekdoten, die sämtlich seinen Mut und seine Tollkühnheit zum Thema hatten, und appellierte dabei an seine Gemahlin, die sie bestätigte und als Anhang jedesmal noch irgendeinen merkwürdigen Umstand hinzufügte, den Herr Dowler vergessen oder vielleicht auch aus Bescheidenheit übergangen hatte. Sämtliche Zusätze liefen nämlich darauf hinaus, zu beweisen, daß Herr Dowler noch ein viel wundervollerer Mann sei, als er sich

Weitere Kostenlose Bücher