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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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fragte:
    »Nun, Mr. Grimaldi, steckt nicht der arme Jack Mackintosh in einer gar schlimmen Klemme?«
    »Allerdings«, antwortete Grimaldi, noch immer außerstande, sich zu fassen, »solche Dinge müssen fürchterlichsein für einen Menschen. So schlecht er sein mag, so kann er mich doch leid tun.«
    »Wirklich? Ist das Ihr Ernst? Nun, ich bin nicht weiter aufgeregt darüber, könnte auch nicht sagen, daß er mir sonderlich leid täte. Es ist nun einmal so in der Welt. Einmal kommt jeder an die Reihe, und Jack kann sagen, daß er recht lange verschont geblieben ist.«
    Grimaldi meinte nicht anders, als daß die Diebsbande jetzt keine Hoffnung mehr hegen könne, unentdeckt zu bleiben, und deshalb darauf ausginge, ihn zu einem der ihrigen zu stempeln und die Sache so zu drehen, als sei er schon lange mit ihrem schändlichen Treiben vertraut. Deshalb nahm er sich vor, kein Blatt vor den Mund zu nehmen …
    »Ich bin blind oder einfältig genug gewesen«, rief er, »mich zum Umgang mit Ihnen und Ihresgleichen verleiten zu lassen, Frauenzimmer. Ich beklage das tief, und zwar aus verschiedenen Gründen, vor allem aber, weil es mir höchst widerwärtig ist, mit Menschen seines Schlages bekannt zu sein, und weil ich mich hierdurch gezwungen sehe, gegen ein Weib die uns vorgeschriebenen Rücksichten außer acht zu setzen. Allein ich kann mich nicht anders verhalten, und deshalb verlange ich von Ihnen, daß Sie Ihren Bekannten, mit denen mein unglücklicher Stern mich zusammengeführt hat, bestellen, ich lasse mir jeden weiteren Versuch, mich in meiner Häuslichkeit zu belästigen, auf das ernsteste verbitten. Erdreisten sie sich, hiergegen zu verstoßen, so haben sie sich die weiteren Folgen selbst beizumessen. Jedenfalls dürfen sie sicher sein, daß ich mir Ruhe vor ihnen zu verschaffen wissen werde.«
    Er hatte inzwischen geklingelt. Die Hausdienerin erschien auf der Schwelle, und Grimaldi fuhr fort:
    »Sobald sich das Frauenzimmer drin ausgeruht hat, bringen Sie es vor die Tür und lassen es künftighinnicht mehr über die Schwelle! Auch keine von den Personen, die bisher von Zeit zu Zeit mit dem Frauenzimmer sich hier haben sehen lassen!«
    Die Person ging, und Grimaldi war sehr froh, sie so schnell losgeworden zu sein. Ein paar Monate lang sah und hörte er nun nichts mehr von ihr und der Diebesbande. Seine ganze Zeit wurde von den beiden Theatern in Sadlers Wells und Covent Garden in Anspruch genommen, denn er war damals von beiden engagiert.
    Im Juli gab sein Auftreten zu einem eigentümlichen Vorfalle Veranlassung.
    Ein großer Teil der Mannschaft eines soeben von seiner Fahrt zurückgekehrten Schiffes hatte sich im Theater zu Sadlers Wells eingefunden, und es befand sich unter der Schar ein Matrose, der schon seit vielen Jahren taubstumm war. Grimaldis Spiel ließ die Leute nicht aus dem Lachen herauskommen, und niemand schien sich besser zu unterhalten als jener Taubstumme. Ein Kamerad von ihm fragte durch die bei Taubstummen üblichen Gebärden, wie ihm Grimaldi gefiele. Er antwortete auf die nämliche Weise, daß ihm so etwas Spaßiges noch nicht vorgekommen sei. Grimaldi überbot sich an diesem Abend, und der Taubstumme lachte und klatschte länger und stärker als alle anderen. Plötzlich drehte er sich um, packte den hinter ihm sitzenden Kameraden beim Schopfe und rief:
    »Ist das ein Kerl! Ist das ein Kerl!«
    »Aber, Jack«, rief drauf der Kamerad, vor Staunen schier außer sich: »Kannst Du denn sprechen?«
    »O, nicht bloß sprechen«, antwortete der, der bisher taubstumm gewesen war, »sondern auch hören!«
    Die ganze Matrosenschar brach in lautes Hurra-Geschrei aus und trug ihren Kameraden, als die Vorstellungzu Ende war, auf den Schultern hinaus; draußen lief das Volk zusammen, und von Mund zu Munde lief die Rede, Joe Grimaldi habe durch sein Spiel ein Wunder bewirkt, einem Taubstummen Gehör und Sprache wiedergegeben. Im Gasthause zum »Sir Middleton«, wohin ihn seine Kameraden getragen, erzählte er, daß er in den Tropen infolge der dort herrschenden Hitze Gehör und Sprache eingebüßt hätte, daß ihn aber Grimaldis Possenreißerei in solchen Taumel von Freude versetzt habe, daß er alle Sehnen habe anspannen müssen, es seinen Kameraden zu sagen, daß hierdurch zu seiner eigenen maßlosen Überraschung das Zungenband, das so lange gelähmt gewesen, wieder in Funktion gesetzt worden sei, und auch sein Gehör sich wieder eingefunden habe.
    Sir Middleton war, nebenbei gesagt, ein

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