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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Sir. Unter uns gesagt, lieber Herr, wir wissen, daß Sie mit dieser Dame nur um ihres Geldes willen davongegangen sind. Runzeln Sie nicht die Stirn, Sir – runzeln Sie nicht die Stirn: wir sprechen ja unter uns, und unter dem wir verstehe ich nur Sie und mich. Wir sind beide Weltmänner und wissen recht wohl, daß dies bei unsern Freunden dort nicht der Fall ist – wie?«
    Herrn Jingles Gesicht heiterte sich allmählich wieder auf, und etwas, das einem Blinzeln des Einverständnisses ähnlich sah, zuckte für einen Moment um sein linkes Auge.
    »Sehr gut, sehr gut«, sagte der kleine Mann, als er den Eindruck, den er gemacht hatte, gewahrte. »Die Sache verhält sich indessen so, daß die Dame, ein paar hundert Pfund abgerechnet, vor dem Tode ihrer Mutter über wenig oder nichts zu verfügen hat, und diese ist noch eine sehr gesunde und rüstige Frau, mein lieber Herr.«
    » Alt «, versetzte Herr Jingle kurz, aber mit nachdrücklicher Betonung.
    »Nun ja«, sagte der Sachwalter mit einem leisen Husten. »Sie haben recht, lieber Herr, sie ist ziemlich alt. Aber sie stammt aus einer alten Familie, mein lieber Herr, alt in jedem Sinne des Worts. Der Gründer dieser Familie kam nach Kent, als Julius Cäsar in Britannien einfiel – und seitdem ist, mit Ausnahme eines einzigen, der unter einem der Heinriche enthauptet wurde, kein Glied dieser Familie vor dem fünfundachtzigsten Jahr gestorben. Die alte Dame ist jetzt dreiundsiebzig, lieber Herr.«
    Der kleine Mann hielt inne und nahm eine Prise Tabak.
    »Was weiter, lieber Herr? – Darf ich Ihnen keine Prise anbieten? Nicht? Ah, um so besser – kostspielige Angewohnheit. Nun, lieber Herr, Sie sind ein hübscher, junger Mann – ein Weltmann – könnten Ihr Glück machen, wenn Sie Vermögen hätten – nicht wahr?«
    »Wozu das?« entgegnete Herr Jingle.
    »Begreifen Sie mich nicht?«
    »Nicht ganz.«
    »Meinen Sie nicht – nun, lieber Herr, ich stelle es Ihnen nur anheim, aber meinen Sie nicht, daß fünfzig Pfund und die Freiheit besser wären, als Fräulein Wardle und ein langes Warten?«
    »Geht nicht – nicht halb genug!« sagte Herr Jingle aufstehend.
    »Besinnen Sie sich doch, mein lieber Herr«, wandte der kleine Sachwalter ein, indem er Jingle beim Rockknopf faßte, »‘s ist eine schöne runde Summe – ein Mann wie Sie könnte sie in ganz kurzer Zeit verdreifachen. Mit fünfzig Pfund läßt sich was Schönes anfangen, lieber Herr.«
    »Aber noch mehr mit hundertfünfzig«, entgegnete Herr Jingle kaltblütig.
    »Nun, lieber Herr, wir wollen die Zeit nicht mit Strohdreschen verlieren«, nahm der kleine Mann wieder auf. »Sagen Sie – sagen Sie siebzig.«
    »Reicht nicht«, versetzte Herr Jingle.
    »Bleiben Sie doch, mein lieber Herr – bitte, eilen Sie nicht so sehr«, erwiderte der kleine Mann. »Achtzig? Kommen Sie – ich schreibe Ihnen auf der Stelle die Anweisung.«
    »Ist nicht genug«, sagte Herr Jingle.
    »Wohlan, lieber Herr«, entgegnete der kleine Mann, ihn noch immer zurückhaltend, »so sagen Sie mir geradezu, wieviel Sie haben wollen.«
    »Kostspielige Angelegenheit«, versetzte Herr Jingle. »Geld aus meiner Tasche – Post, neun Pfund – Lizenz, drei – macht zwölf – Entschädigung hundert – hundertzwölf – Ehrenkränkung – Verlust der Dame –«
    »Nun, nun, lieber Herr«, sagte der kleine Mann mit einem schlauen Blick, »die beiden letzten Punkte wollen wir aus dem Spiel lassen. Hundertzwölf – sagen Sie hundert.«
    »Und zwanzig«, fügte Herr Jingle bei.
    »Kommen Sie: ich will Ihnen die Anweisung schreiben«, entgegnete der kleine Mann, der sich in dieser Absicht an den Tisch setzte.
    »Übermorgen zahlbar«, sagte der kleine Mann mit einem Blick auf Herrn Wardle; »und wir können inzwischen die Dame mitnehmen.«
    Herr Wardle nickte verdrießlich seine Zustimmung.
    »Hundert?« sagte der kleine Mann.
    »Und zwanzig«, ergänzte Herr Jingle.
    »Mein lieber Herr«, entgegnete der kleine Mann in einem Tone, der ihm die Sache richtig vorstellen sollte.
    »Schreiben Sie«, fiel ihm Herr Wardle ins Wort, »daß wir den sauberen Zeisig loswerden.«
    Der kleine Mann schrieb die Anweisung, und Herr Jingle steckte sie in seine Tasche.
    »Aber jetzt verlassen Sie dieses Haus augenblicklich!« rief Herr Wardle auffahrend.
    »Mein lieber Herr«, wandte der kleine Mann ein.
    »Und merken Sie sich’s«, fuhr Herr Wardle fort, »daß mich nichts – nicht einmal die Rücksicht für die Ehre meiner Familie – veranlaßt haben würde,

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