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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Vergnügen, deren Genuß durch das Bewußtsein von meinem wohlverborgenen Geheimnis tausendfältigen Wert für mich bekam. Ich erbte weitläufige Besitzungen. Das Gesetz – sogar das adlerscharfe Gesetz ließ sich täuschen und spielte umstrittene Tausende in die Hand eines Wahnsinnigen. Wo war der Verstand der scharfsichtigen, sogenannten vernünftigen Leute? Wo die Gewandtheit der Rechtsgelehrten, die sonst so leicht Nichtigkeitsgründe aufzufinden wissen? Die Schlauheit des Tollen hatte sie alle überlistet.
    Ich hatte Geld. Nie machte man mir den Hof! Ach verschwendete es. Nie wurde ich gepriesen! Wie sich jene drei stolzen, hochmütigen Brüder vor mir demütigten! Und auch der alte, grauköpfige Vater – welche Achtung – welche Ehrerbietigkeit – welche aufopfernde Freundschaft! – ja, er betete mich an. Der alte Mann hatte eine Tochter, die jungen Männer eine Schwester, und alle fünf waren arm. Ich war reich, und als ich das Mädchen heiratete, sah ich in dem triumphierenden Lächeln, das auf den Gesichtern ihrer dürftigen Verwandten spielte, daß sie sich über das Gelingen ihres wohlangelegten Planes und der schönen Beute freuten. Es war an mir, zu lächeln. Zu lächeln? Nein, laut hinaus zu brüllen, die Haare zu raufen und auf der Erde zu kugeln vor lauter Entzücken. Sie ließen sich’s nicht träumen, die Tochter und Schwester an einen Wahnsinnigen verkuppelt zu haben.
    Doch halt! Wenn sie es auch gewußt hätten, würden sie das Mädchen geschont haben? Das Glück einer Schwester gegen das Gold ihres Gatten – ist es mehr, als die leichteste Feder, die ich in die Luft blasen kann, im Vergleich zu der glänzenden Kette, die meinen Körper schmückt?
    In einem Punkte wurde ich übrigens trotz meiner Schlauheit getäuscht. Wäre ich nicht wahnsinnig gewesen – denn obgleich die Tollen sonst gescheit genug sind, so stellt sich doch hin und wieder eine Verwirrung bei ihnen ein – so würde ich doch gewußt haben, daß das Mädchen weit lieber kalt und steif in einem bleiernen Sarge, denn als beneidete Braut in meinen Prunkgemächern wäre. Ich würde gewußt haben, daß ihr Herz einem schwarzäugigen Jungen gehörte, dessen Namen ich einmal in dem Flüstern ihres unruhigen Schlafes nennen hörte, wobei sie zugleich Andeutungen fallen ließ, sie sei mir geopfert worden, um den alten, weißköpfigen Mann und die hochmütigen Brüder der Armut zu entreißen.
    Ich kann mich mancher Gestalten und Gesichter nicht mehr recht erinnern, aber ich weiß, daß das Mädchen schön war. Ich weiß das ganz gewiß; denn in hellen Mondnächten, wenn ich aus dem Schlafe aufschreckte, sehe ich still und regungslos in einem Winkel dieser Zelle eine leichte, welke Gestalt mit langen, schwarzen, über die Schultern fallenden Locken stehen, die sich von keinem irdischen Winde bewegen – die Augen starr auf mich geheftet, ohne je damit zu zucken oder sie zu schließen. Pst! das Blut strömt mir eiskalt zum Herzen, während ich dies niederschreibe. Es ist ihre Gestalt; das Gesicht ist sehr blaß und die Augen glänzen wie Glas? aber ich kenne sie wohl. Diese Gestalt bewegt sich nie, Verzicht nie die Stirn und den Mund, wie es die andern tun, die bisweilen diesen Ort erfüllen. Aber sie ist mir sogar noch schrecklicher, als die Gespenster, die mich vor Jahren zum Wahnsinn verlockten – sie kommt eben aus dem Grabe und hat ganz das Aussehen einer Leiche.
    Fast ein Jahr lang sah ich dieses Gesicht immer blasser werden. Fast ein Jahr lang sah ich Tränen über die trauervollen Wangen rinnen, ohne daß ich den Grund kannte. Aber endlich kam ich doch darauf. Man konnte es mir nicht länger verbergen. Sie hatte mich nie geliebt, und ich glaubte auch nie, daß sie mich liebte. Sie verachtete meinen Reichtum und haßte den Glanz, der sie umgab; – das hatte ich nicht erwartet. Sie liebte einen andern. An eine solche Möglichkeit hatte ich nie gedacht. Seltsame Gefühle bemächtigten sich meiner, und irgendeine geheimnisvolle Macht flüsterte mir Gedanken zu, die in meinem Hirne wirbelten und tobten. Sie haßte ich nicht, wohl aber den Menschen, um den sie immer weinte. Ich beklagte – ja, ich beklagte – das elende Leben, zu dem sie von ihren kalten und selbstsüchtigen Verwandten verdammt worden war. Ich wußte, daß sie nicht lange leben konnte; aber der Gedanke, sie möchte vor ihrem Tode einem unglücklichen Geschöpf das Leben geben, das die Bestimmung trüge, den Wahnsinn auf seine Kinder wieder fortzupflanzen, gab

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