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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bisher hatte er nur Regan davon erzählt. „Ich renne durch die Wälder. Meine graue Uniform ist blutverschmiert. Ich will nur nach Hause. Ich schäme mich dafür, aber ich habe eine Todesangst. Und dann sehe ich ihn, den anderen Soldaten, den Feind. Ein Dutzend Herzschläge lang starren wir einander an, bevor wir angreifen. Der Kampf ist grauenhaft. Brutal und sinnlos. Danach schleppe ich mich hierher. Ich bilde mir ein, dass ich zu Hause bin. Als ich sie sehe, als sie zu mir spricht und mir sagt, dass alles gut werden wird, glaube ich ihr. Sie geht neben mir her, während jemand mich nach oben trägt. Dann schreit sie auf, sieht jemanden, der hinter uns die Treppe heraufkommt. Ich hebe den Kopf, sehe erst ihn, dann die Waffe in seiner Hand. Und dann ist der Traum vorbei.” Rafe nahm einen kräftigen Schluck Bier. „Was mir am längsten in Erinnerung blieb, noch lange nach dem Traum, war der Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Aber seit einigen Monaten habe ich es nicht mehr geträumt.”
    „Vielleicht deshalb, weil Sie jetzt zu Hause sind.”
    „Sieht so aus.” Plötzlich lächelte er und stieß mit seiner Flasche gegen ihre. „Eine seltsame Art, sich kennenzulernen, was? Möchten Sie sich das Haus ansehen?”
    „Sehr gern. Sie haben ja einiges an Arbeit hineingesteckt.”
    „Ja.” Die Küche ist lange nicht fertig, dachte Rafe, aber die Schränke standen schon da, und im warmen Blau der Arbeitsplatte spiegelten sich die nagelneuen Armaturen und die Türen aus gelber Pinie. „Regan bestand darauf, dass wir hier anfangen”, erklärte er. „Sie meinte, eine halbwegs eingerichtete Küche und ein benutzbares Bad müssten sein, wenn sie schon für eine Weile auf einer Baustelle leben müsse.”
    „Sie scheint eine praktisch denkende Frau zu sein.”
    „Das ist sie. Kommen Sie, wir machen eine Besichtigungstour.” Er ging ihr voran in die Eingangshalle zurück.
    „Ich würde gern oben anfangen”, sagte Savannah nun, bevor er die Tür auf der rechten Seite öffnen konnte.
    „Sicher.” Die meisten Leute begannen lieber mit dem Wohnzimmer oder der Bibliothek, aber ihm war es egal. Auf der Treppe spürte er, wie sie zögerte und nur widerwillig weiterging. Auch das Beben, das sie durchlief, entging ihm nicht. „Wir fühlen es nicht mehr”, erklärte er leise. „Schon seit Wochen nicht mehr.”
    „Da haben Sie Glück”, sagte Savannah und war froh, als sie oben ankamen. Hinter den Planen, Eimern und Werkzeugen sah sie Mauern, die jeden Bewohner des Hauses überdauerten.
    „Wir sind …” Er verstummte, als Savannah sich abrupt von der Tür abwandte, die in sein und Regans Schlafzimmer führte. Es hatte einst der Hausherrin gehört, und die beiden hatten es liebevoll renoviert und eingerichtet. Aber er sagte nichts, sondern folgte ihr in den anderen Flügel.
    Die Tür zum Zimmer an diesem Ende war entfernt worden. Hohe Fenster blickten auf die Stadt hinunter. Die Wände waren grün, die aufwendige Stuckverzierung grauweiß, passend zum Marmor des Kamins.
    Die Böden waren erst kürzlich abgeschliffen worden. Sie konnte das frische Holz noch riechen. Der kleine Raum dahinter war in ein Badezimmer verwandelt worden. Ob darin früher ein Diener geschlafen hatte?
    „Das Arbeitszimmer des Hausherrn”, flüsterte Savannah.
    „Ja, das haben wir auch vermutet.” Fasziniert beobachtete Rafe, wie Savannah ans Fenster ging und dann vom Fenster zum Kamin.
    Oh ja, das hier war Mr. Barlows Zimmer gewesen, da war sie ganz sicher. Von hier aus hatte er auf die Stadt hinabgeschaut und sich seine Gedanken gemacht. Hier hatte er eine der jungen Zofen in sein Bett geholt, ob sie nun wollte oder nicht, und war anschließend in den traumlosen Schlaf der Gewissenlosen gefallen.
    „Er war ein grausamer Mensch”, sagte Savannah. „Nun ja, er hat nicht viel hinterlassen.” Lächelnd drehte sie sich zu Rafe um. „Sie leisten hier aber wirklich Großartiges.”
    Rafe rieb sich das Kinn. „Danke. Sie sind eine unheimliche Frau, Savannah.”
    „Gelegentlich. Ich habe mal auf einem Jahrmarkt als Handleserin gearbeitet. Es war ziemlich langweilig. Das hier ist wesentlich interessanter.” Sie ging an ihm vorbei auf den Korridor zurück und öffnete die Tür zum Zimmer der Hausherrin. „Es ist wunderschön”, flüsterte sie.
    „Ja, wir sind auch begeistert.” Rafe blieb in der Tür stehen. Er nahm den Duft von Rosen wahr. Und Regans Duft. „Wir wollen es als Hochzeitssuite vermieten.”
    „Es ist

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