Dem Feuer zu nah
traumhaft.”
Savannah meinte es ernst. Auf all ihren Reisen hatte sie noch kein so schönes Zimmer gesehen. Rosenblüten zierten die mit rötlichen Holzleisten abgesetzten Tapeten. Spitze umrahmte die bogenförmigen Fenster, durch die der Sonnenschein strömte und Muster auf das glänzende Parkett zauberte.
Ein großes Himmelbett beherrschte den Raum. Auf dem Kaminsims standen in Leuchtern aus funkelndem Kristall elfenbein- und rostfarbene Kerzen. Eine alte Lampe mit wunderschönem Glasschirm beschien einen eleganten Damensekretär. Die zierlichen Stühle hatten bestickte Bezüge, die Tische geschwungene Kanten. In einer pinkfarbenen Vase drängten sich leuchtend gelbe Narzissen.
Nein, noch nie hatte sie etwas so Hübsches gesehen. Wie denn auch, fragte sie sich. In ihrem Leben hatte es nichts als klapprige Wohnwagen, schäbige Zimmer und heruntergekommene Motels gegeben. Sie wehrte sich gegen den Neid, der in ihr aufstieg.
„Jared hat mir erzählt, dass Ihre Frau hier alles eingerichtet hat.”
„Den überwiegenden Teil.”
Wie mag es sein, wenn man einen so exquisiten Geschmack besitzt, dachte Savannah. Genau zu wissen, was wohin gehört? „Es ist wunderschön”, sagte sie noch einmal. „Wenn Sie erst eröffnet haben, werden Sie sich vor Gästen nicht mehr retten können.”
„Wir hoffen, dass wir bis zum September so weit sind. Es ist etwas optimistisch, aber vielleicht schaffen wir es ja.” Er sah sich um, als unten im Haus eine Tür geöffnet wurde. „Das ist Regan.”
So sieht ein MacKade also aus, wenn er verliebt ist, dachte Savannah beim Blick auf Rafe mit einem neuerlichen Anflug von Neid.
„Hier oben, Liebling”, rief Rafe. „Ich bin mit einer tollen Frau im Schlafzimmer.”
„Glaubst du, das überrascht mich?” Regan schlenderte herein. „Hallo, Savannah.” Mehr brachte sie nicht heraus, bevor Rafe sie an sich zog und zur Begrüßung zärtlich küsste. „Hallo, Rafe.”
„Hi.”
Perfekt. Ein besseres Wort fiel Savannah absolut nicht ein. Regan MacKade, mit ihrem glänzend braunen Haar, dem feinen Gesicht mit dem bezaubernden winzigen Muttermal neben dem Mund und den strahlend blauen Augen, legte mit anmutiger Bewegung den Arm um ihren Ehemann.
Die tadellos sitzende Kleidung unterstrich ihre reizvolle Figur. Der khakifarbene Blazer, die darauf abgestimmte Hose, die weiße Bluse mit der Kupferbrosche am Kragen. Ihr Duft war auf dezente Weise erotisch, nicht zurückhaltend, nicht aufdringlich, einfach perfekt.
Savannah kam sich plötzlich vor wie Aschenputtel.
„Ich habe Savannah das Haus gezeigt”, erklärte Rafe.
„Das freut mich.” Regan strich sich das Haar aus dem Gesicht, und an ihren Fingern funkelten Ringe. „Wie finden Sie es?”
„Es ist wunderschön.” Savannah fiel das Bier in ihrer Hand ein, und sie hob die Flasche an den Mund.
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Rest.” Mit einem einladenden Lächeln wandte Regan sich zur Tür. „Jared rief heute Vormittag im Geschäft an. Er will seine Kanzlei neu einrichten.”
„Das wurde auch Zeit”, knurrte Rafe. „Der Laden ist ein Mausoleum. Weiß und grau. Ich friere, wenn ich ihn betrete.”
„Das werden wir ändern”, versprach Regan. Voller Stolz und Begeisterung führte sie Savannah durch das faszinierende Haus.
Jedes Zimmer, ob es nun fertiggestellt, in Arbeit oder leer und voller Staub war, kratzte an Savannahs Selbstbewusstsein. Sie hatte keine Ahnung von Antiquitäten, edlen Teppichen oder Dekostoffen. Aber eigentlich wollte sie davon auch gar keine Ahnung haben.
„Jared ist von Ihrer künstlerischen Arbeit sehr beeindruckt”, sagte Regan, als sie wieder nach unten gingen. „Offenbar haben Sie ihn dazu angeregt, sein Büro endlich einmal umzugestalten. Ich würde mir sehr gern einige Ihrer Arbeiten ansehen.”
„Erwarten Sie nicht zu viel. Ich habe keine künstlerische Ausbildung.”
Savannah ließ den Blick durch das große Wohnzimmer mit den eleganten Möbeln schweifen und steckte die Hände in die Taschen. Der Marmorkamin glänzte wie Glas. Das auf Hochglanz polierte Kaminbesteck spiegelte sich darin. Alles hier, bis hin zum letzten Kerzenleuchter, war perfekt.
„Von meinen Arbeiten würde nichts hierher passen, das steht fest. Und in die Kanzlei eines Rechtsanwalts auch nicht. Danke für die Besichtigung. Und das Bier”, fügte sie hinzu, während sie Rafe die leere Flasche gab. „Ich muss meinen Sohn abholen.”
„Oh.” Erstaunt über den abrupten Abbruch folgte Regan ihr zur
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