Dem Feuer zu nah
Haustür. „Falls Sie am Wochenende Zeit haben, könnten wir uns zusammensetzen und uns ein paar Gedanken über Jareds Büro machen.”
„Ich bin sehr beschäftigt.” Savannah öffnete die Tür. Sie wollte weg von hier. „Ich glaube, Sie machen das lieber allein. Bis dann.”
„Na gut, aber …” Regan verstummte, als die Tür sich vor ihr schloss. Sie hatte gerade eine eindeutige und alles andere als höfliche Abfuhr erhalten. „Was um alles in der Welt war das denn?”, fragte sie ihren Mann.
„Frag mich nicht.” Nachdenklich strich Rafe ihr über das glänzende Haar. „Sie ist eine ungewöhnliche Lady, Liebling. Setzen wir uns, ich erzähle dir alles.”
6. KAPITEL
A ls Jared vor dem Blockhaus hielt, war er verwirrt, ein wenig verärgert und ziemlich erstaunt. Die Kunde von Savannahs Auftritt hatte ihn schnell erreicht. Er verstand noch immer nicht, warum sie das Haus seines Bruders im Eiltempo besichtigt und Regans Angebot, zusammen die Kanzlei umzugestalten, abgelehnt hatte. Sie würde es ihm erklären müssen.
Er sah Bryan und Connor im Garten spielen und winkte ihnen zu. Die beiden riefen einen Gruß und wandten sich wieder ihrem Baseball zu.
Sein Klopfen blieb unbeantwortet, also trat er einfach ein. Savannah hatte ihn vermutlich nicht gehört. Dazu war die Rockmusik, die durchs Haus dröhnte, viel zu laut. Er folgte einem ohrenbetäubenden Gitarrensolo in die Küche und das benachbarte Zimmer.
Sie beugte sich gerade über einen Arbeitstisch. Das viel zu große weiße T-Shirt, das sie trug, war voller Farbe. Das Haar war zu einem Zopf geflochten, die Jeans voller Löcher, sie selbst barfuß.
Ihr Anblick erregte ihn.
„Hallo.”
Sie sah nicht auf. Ihr Gesicht verriet absolute Konzentration, während sie den feinen, in leuchtend rote Farbe getauchten Pinsel führte.
Jared blickte sich um. Der Raum war spartanisch eingerichtet. Eine Tür führte nach draußen. Offenbar war es Savannah gleichgültig, in welcher Umgebung sie arbeitete. Durch die nackten Fenster schien die Sonne ungehindert, sodass jede Staubflocke zu sehen war. Auf dem Boden lag ein uralter Linoleumbelag mit unzähligen Farbspritzern. Ungerahmte Leinwände lehnten an der nicht verkleideten Wand, und auf Metallregalen standen unzählige Flaschen, Gläser, Tuben und Dosen. Es roch nach Terpentin.
Und dann entdeckte er zu seiner Erleichterung den tragbaren Radiorecorder, der ihn die Trommelfelle zu kosten drohte. Er ging hinüber und schaltete ihn ohne Ankündigung aus.
„Lass meine Musik an”, fauchte Savannah.
„Offenbar hast du mich deshalb nicht hereinkommen gehört.”
„Ich arbeite.” Sie warf den Pinsel in ein Glas und nahm einen anderen. „Stör mich nicht.”
Seine Augen blitzten, aber seine Stimme blieb ruhig. „Ja, ich hätte sehr gern ein Bier, vielen Dank. Soll ich dir eins mitbringen?”
„Ich arbeite”, wiederholte sie.
„Das sehe ich.” Er ignorierte das Schimpfwort, das sie ihm an den Kopf warf, und beugte sich über den Arbeitstisch.
Die böse Königin war fast fertig, und ihr Gesicht war schön, aber grausam. Ihr Körper war schlank und anmutig, in Purpur und Hermelin gehüllt. Die goldene Krone hatte messerscharfe Kanten und war mit spitzen Juwelen besetzt. In der schmalen Hand hielt sie einen leuchtend roten Apfel.
„Großartig”, murmelte Jared. „Böse bis auf die Knochen. Ist es aus Schneewittchen?”
„Du stehst mir im Licht.”
„Entschuldigung.” Er ging ein wenig zur Seite, obwohl er ganz genau wusste, dass es nicht weit genug weg war.
„Ich kann nicht arbeiten, wenn mir jemand zusieht”, sagte sie.
„Ich dachte, du warst mal Straßenmalerin.”
„Das hier ist etwas anderes.”
„Savannah.” Er rieb ihr einen roten Farbfleck von der Wange. „Haben Rafe oder Regan etwas gesagt, das dich gekränkt hat?”
„Warum sollten sie das?”
„Genau das möchte ich von dir erfahren.”
„Sie waren sehr höflich.” Als er eine Augenbraue hochzog, seufzte sie ungeduldig. „Ich mag deinen Bruder, und das Haus ist sehr schön. Geradezu faszinierend. Und deine Schwägerin ist wirklich eine bezaubernde Frau.”
Aha, dachte er, das ist es also. Vorsichtshalber wich er einen Schritt zurück. „Du hast ein Problem mit Regan?”
„Wer könnte ein Problem mit Regan haben? Wir würden einfach nicht gut zusammenarbeiten, das ist alles. Außerdem möchte ich nicht, dass meine Bilder in deinem Büro hängen.”
„So? Warum nicht?”
„Ich möchte es einfach nicht. Ich
Weitere Kostenlose Bücher