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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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Wohnungen für ihre Fakultätsangehörigen bauen ließ. Die Häuser dort kosten zwischen 185 000 und 300 000 Dollar. Ein Universitätsdozent verdient etwa 30 000 Dollar im Jahr. An diesem Beispiel läßt sich das Verhältnis der Harvard Universität zur Realität ziemlich gut ablesen.
    »Wie soll ich eigentlich ins Haus kommen, wenn die Frau nicht vom Tisch runter kommt?«
    »Sie hat mir gesagt, daß in der Milchbox vor der Tür ein Hausschlüssel liegt. Unter den leeren Milchflaschen. So was Idiotisches, ausgerechnet da einen Schlüssel zu verstecken.«
    Um ehrlich zu sein, genau da hatte ich ihn auch versteckt, bevor ich einen Milchmann hatte. Das heißt, bevor ich entdeckte, daß eine der Annehmlichkeiten, die das Leben in Cambridge bietet, das Privileg ist, sich die Milch in richtigen Glasflaschen ins Haus liefern zu lassen. Diese Milchflaschen erinnern mich an die, die meine Großmutter hätte benutzen sollen, statt dieser Plastikkartons, die sie kaufte. Die Leute fragen mich immer, ob auf der Milch noch Haut schwimmt, aber das ist nicht der Fall. Es ist ganz normale, homogenisierte Milch, und auch die anderen Produkte, wie Eier und Eiscreme sind ganz frisch und vorzüglich.
    »Ich treibe dich nicht gern zur Eile«, meinte Steve, »aber könntest du vielleicht bald dort vorbei gehen? Der Hund wird der Frau nichts tun, aber das weiß sie nicht. Ihr Name ist Elaine Walsh. Der Name der Frau, meine ich.«
    »Es gibt nicht viele Hunde, die Elaine Walsh heißen.«
    Er lachte. »Der Hund heißt Kimi. Sie ist ungefähr ein Jahr alt. Ein wirklich schönes Tier. Und sehr dominant. Das ist das Problem. Außerdem ist sie für eine Hündin in diesen Breiten sehr groß.«
    Mit lediglich siebzig bis neunzig Pfund sind die Malamutes aus der Neu England Zuchtlinie - man nennt sie auch Kotzebues - die reinsten Schoßhündchen im Vergleich zu den hundertdreißigpfündigen Exemplaren aus Alaska und anderen nordischen Gegenden.
    »Macht der Hund zum ersten Mal solche Schwierigkeiten?« fragte ich.
    »Jedenfalls ist es das erste Mal, daß Elaine Walsh mich angerufen hat. Aber, wie schon gesagt, sie hat die Hündin noch nicht lange. Das Ganze hat eine ziemlich komplizierte Vorgeschichte, die ich dir später mal erzählen werde. Vielleicht erzählt sie es dir auch selbst. Ich muß jetzt wieder zurück in die Praxis.«
    »Ich gehe gleich los.«
    »Viel Glück, und danke. Sehe ich dich heute Abend?«
    »Sicher«, antwortete ich, »falls noch etwas von mir übrig ist.« Aber das meinte ich nicht ernst. Ich habe nämlich keine Angst vor Hunden.
     
     

  Das Haus , in dem Elaine Walsh wohnte, war eins dieser »Dreidecker-Häuser«, die für eine ehemalige Arbeitergegend typisch sind. Mein eigenes Haus ist auch eines von dieser Art, die meine Mutter immer verächtlich »Mietshäuser« genannt hatte, und die sonstwo 40 000 Dollar, in Cambridge aber mehr als 100 000 Dollar kosten, sogar bevor sie so hübsch renoviert wurden wie dieses hier. Ein Architekt hatte die Fassade mit senkrecht verlaufenden, blaßgelb gestrichenen Holzleisten versehen und die Veranda an der Frontseite des Hauses so unterteilt, daß zwei separate Eingänge entstanden waren, was den Eindruck machte, als seien es zwei Häuser statt einem. Die Leute aus einer normalen Gegend meinen tatsächlich ein ganzes Haus, wenn sie »mein Haus« sagen, aber in Cambridge bedeutet diese Bezeichnung in den meisten Fällen die Hälfte, oder sogar nur ein Drittel oder Viertel eines Hauses. Alles, was diese mehrfach unterteilten Häuser von einer Eigentumswohnung unterscheidet, sind die separaten Eingänge, wie Elaine Walsh einen hatte.
    Der Gehsteig vor dem Haus und der kurze Weg aus Ziegelsteinen, der zu Elaine Walshs Tür führte, war mit einer dicken Schicht Streusalz bedeckt, das den Schnee und das Eis der letzten Tage geschmolzen und die Erde in den Blumenbeeten zu beiden Seiten des Eingangs ruiniert hatte. In der sicher unbewußten Absicht, die Schäden, die das Salz angerichtet hatte, zu reparieren, hatte ein großer Hund reichlich natürlichen Dünger auf den Beeten verteilt.
    Auf der Veranda, links neben der Haustür, stand ein mit Styropor ausgekleideter Behälter für Milchflaschen und Molkereiprodukte von der gleichen Sorte wie der, der bei mir vor der Hintertür steht. Er war aus Blech mit dem stilisierten Bild einer blauen Kuh und dem blauen Schriftzug »Pleasant Valley Farms«. In dem Behälter standen zwei leere Milchflaschen, und unter einer davon lag der

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