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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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genauer an. Wie klein sie schien, viel zu klein für die großen Meere. Doch als Tyacke gegen alle Vernunft und Erfahrung auf der Suche nach dem Boot der
Golden Plover
bestanden hatte, da war die
Larne
wie ein Gigant aus der Gischt aufgetaucht.
    Bolitho sah jetzt auch den Posten der Seesoldaten auf dem Steg. Er hatte dafür zu sorgen, daß niemand desertierte, daß selbst Männer, die Monate oder gar Jahre lang nicht zu Hause gewesen waren, das Schiff nicht verließen. So etwas beleidigte einen Kommandanten James Tyacke, der niemals ein »desertiert« neben den Namen eines Mannes auf der Besatzungsliste hatte schreiben müssen.
    Bolitho sagte: »Sie wissen, was Sie zu tun haben!« Er sprach schärfer als beabsichtigt, aber das fiel Avery kaum auf.
    Avery fühlte in der Tasche die Befehle, die Bolitho seinem Sekretär Yovell diktiert hatte. Auch sie erschienen wie ein Geheimnis, so als sei Bolitho sich noch immer nicht über seine Absichten im klaren. Vielleicht war er wirklich unsicher.
    Avery sah ihn an. Unsicher? Nein, nach all dem, was hinter ihm lag, ganz bestimmt nicht.
    »Sorgen Sie bitte dafür, daß wir morgen sehr früh aufbrechen können. Wir werden hier übernachten«, sagte Bolitho.
    »Im Golden Lion, Sir Richard?«
    Bolitho musterte ihn mit grauen Augen, Augen in der Farbe des Plymouth Sound, und er fürchtete, ihm zu nahe getreten zu sein.
    »Ich dachte nur …«
    Überraschenderweise lächelte Bolitho und griff nach seinem Arm unter dem regennassen Mantel.
    »Ich weiß. Ich bin heute nicht ganz bei der Sache.« Er sah zur Stadt hinüber. »Ich denke, wir suchen diesmal ein anderes Gasthaus.«
    Plötzlich mußte er an Catherine denken. Wie sie sich umarmt hatten, ehe er nach Plymouth aufgebrochen war. Sie war jetzt unterwegs nach London zu ihrem Haus in Chelsea. Sie hatte
ihr
London mit ihm geteilt. Und solche Erinnerungen waren das einzige, was ihnen blieb, wenn er wieder auf See ging.
    Er hatte sich selten so gefühlt wie heute. Jeder Tag erschien ihm wie eine helle Morgendämmerung, und obwohl sie wußten, daß sie sich wieder trennen mußten, fiel es ihm schwer, sich das vorzustellen.
    Er sah jetzt Avery zur wartenden Kutsche zurückgehen. Seine schiefe Schulter, die Art, wie er sich mit der Verletzung hielt, bewegte ihn tief.
Was sind das für Männer, Kate? Ganz. England sollte solche stolzen Söhne sehen.
Und über der frischen Brise, die an den Fallen und am halbfertigen Rigg rüttelte, hörte er in der Erinnerung ihre Stimme:
Verlaß mich nicht.
    Rufe waren zu hören, und nervös beobachtete ihn der Posten. Ein kräftiger Kerl in Leutnantsuniform ohne Hut erschien an Deck, schob Seeleute und Werftarbeiter einfach zur Seite und brüllte: »Antreten zur Begrüßung, ihr verdammten Kerle. Warum hat mir das keiner gesagt?«
    Bolitho machte den ersten Schritt auf die Gangway und hob den Hut Richtung kleines Achterdeck.
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Mister Ozanne! Und gut bei Stimme sind Sie auch noch!« Dann warf er eine Falte seines Mantels über seine Schulter, und eine Epaulette mit zwei glänzenden silbernen Sternen wurde sichtbar.
    Die Werftarbeiter staunten mit offenem Mund. Einige Seeleute jubelten. Es schien, als träfen sich alte Freunde.
    Ozanne stammte von den Kanalinseln, kam aus der Handelsschiffahrt. Er war ein hervorragender Offizier, trotz seines bäuerlichen Auftretens. Doch er war nicht nur zu alt für seinen Rang, nein, er war auch noch fünf Jahre älter als sein Kommandant.
    Bolitho schüttelte ihm die Hand. »Wie gefiel Ihnen London?«
    Ozanne strahlte, doch sein Blick blieb betrübt. »Fast vergessen, Sir Richard! Kapitän Adam war hier. Die
Anemone
liegt da drüben.« Dann dachte er noch einmal über die Frage nach. »London gefiel mir nicht sehr. Aber die waren ganz froh, daß ich die Depeschen brachte.« Er schüttelte seinen gewaltigen Kopf. »Rennen die immer wie aufgescheuchte Hühner durch die Admiralität, Sir Richard?«
    Bolitho lächelte.
Die Familie.
»Das ist da wohl so gang und gäbe, höre ich.« Dann wurde er ernst. »Ist der Kommandant an Bord?«
    »Ich werde ihn rufen …«
    »Nicht nötig, Mr. Ozanne. Ich kenne mich hier aus.« Bolitho ahnte, daß James Tyacke wußte, daß er an Bord gekommen war. Er musterte den schlanken Schiffskörper und die schwarzen Kanonenrohre. Über die gelbbraunen Lafetten war Leinwand gezurrt, als sollten sie vor den unwürdigen Reparaturarbeiten geschützt werden.
Larne, James Tyackes Schiff. Unter meinem Kommando.
Er stieg

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