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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Das Deck war jetzt sehr glatt, und der süße Geruch des Todes war stärker als der verbrannten Pulvers.
    Tyacke starrte ihn an und ließ dann seinen Degen blinken: »Feuer frei!«
    Die
Unity
überragte sie mächtig. Auf ihr wurden bereits die Segel gekürzt, während sich die Amerikaner an der Gangway drängelten, um die treibende
Indomitable
zu entern.
    Tyackes Stimme weckte in Bolitho Erinnerungen, erweckte in ihm etwas, was er längst vergessen glaubte. Die Rümpfe waren nur noch wenige Yards voneinander entfernt. Die 24-Pfünder der
Indomitable
klangen wie der Höhepunkt eines Alptraumes.
    Sie schienen jedem einzelnen Mann Kraft zu geben, wo vorher nur die wilde Wut eines allgemeinen Kampfes geherrscht hatte. Die Überlebenden der
Indomitable
und die Seesoldaten griffen wie entfesselt an, brüllten und schrien Hurra. Klingen schlugen aufeinander und bohrten sich in die Gegner, als sie auf das Deck der
Unity
sprangen. Musketen- und Pistolenschüsse fällten ein paar von ihnen, und eine krachende Ladung aus der Drehbasse mähte Hauptmann du Cann und ein paar seiner Männer nieder, ehe die rasenden Männer die Drehbasse erreicht und den einzigen Kanonier in Stücke gehauen hatten.
    Plötzlich gab es mehr Hurrarufe, und diesmal waren es englische Stimmen. Einen wirren Augenblick lang hoffte Bolitho, Verstärkung vom Konvoi sei eingetroffen.
    Aber es war die
Zest.
Sie ging auf der anderen Seite der
Unity
längsseits. Adam und seine Mannschaft enterten sie bereits.
    Allday wehrte einen Messerhieb ab und hieb so gewaltig auf den Mann ein, daß er ihm fast den Hals durchtrennt hätte. Doch der Hieb war zuviel für ihn gewesen. Schmerz raste durch seine Brust, und er konnte kaum noch die Richtung des Kampfes erkennen.
    Avery versuchte, ihm zu helfen, und Allday wollte ihm danken, wollte, was er immer schon gemacht hatte, ganz in der Nähe von Bolitho bleiben.
    Er versuchte zu schreien, aber es kam nur ein heiseres Krächzen. Er sah jetzt alles wie Bilder nebeneinander. Scarlett schrie und hieb sich über das blutrote Deck einen Weg frei, sein Degen blitzte dabei wie geschmolzenes Silber im verhangenen Licht der Sonne. Dann die Spitze einer Pike, bewegungslos zwischen zwei kämpfenden Männern. Wie eine Schlange, dachte Allday. Dann traf sie den Leutnant wie ein Blitz. Scarlett ließ den Degen fallen und klammerte sich an die Pieke, die aus seinem Bauch gezogen wurde. Sein Schrei verhallte ungehört, als er zwischen die tobenden, aufeinander einschlagenden Männer fiel.
    Er sah, wie Sir Richard mit einem großen amerikanischen Leutnant kämpfte. Ihre Klingen schlugen aufeinander, ratschten aneinander entlang. Jeder suchte die Schwachstelle des anderen. Auch Avery sah es und zog seine Pistole aus der Jacke.
    Tyacke brüllte: »Die Flagge. Holt sie runter!« Er drehte sich um und sah, wie ein Zweiter Offizier mit seinem Degen auf ihn zu rannte. Fast verächtlich blieb er stehen. Der Mann würde bei dem Anblick seiner schrecklichen Narben einen Augenblick erschrecken und die Kontrolle über sich verlieren, so wie vor ihm schon mancher Sklavenhändler. Und so rannte Tyacke seinen Degen durch dessen Körper.
    Betäubende Hurrarufe, die nicht enden wollten. Männer umarmten sich, andere schauten sich um, verletzt, betäubt. Sie wußten nicht, ob sie gewonnen oder verloren hatten, konnten kaum noch Freund von Feind unterscheiden.
    Dann Stille. Der Lärm von Schlacht und Sterben war zurückgedrängt wie ein weiterer Gegner.
    Bolitho kam Allday zu Hilfe, und mit Averys Unterstützung halfen sie ihm auf die Beine.
    Avery sagte nur: »Er versuchte Sie zu schützen, Sir!«
    Aber Allday kroch wieder auf den Knien umher, seine Hände und Beine voller Blut, und seine Augen blickten plötzlich bittend und verzweifelt.
    »John! John! Ich bin's. Laß uns jetzt nicht im Stich!«
    Bolitho beobachtete ihn, konnte nicht sprechen, als Allday mit größter Zärtlichkeit den toten Sohn in die Arme nahm.
    Bolitho wollte dazwischentreten. »Laß mich, alter Freund!« Aber der Blick, der ihn traf, war der eines gänzlich Fremden. Er hörte nur: »Jetzt nicht, Sir Richard! Ich brauche nur ein paar Minuten mit ihm!« Er wischte dem Toten das Haar aus dem Gesicht, das so still war, gezeichnet vom Augenblick des Todes.
    Bolitho fühlte eine Hand auf seiner Schulter. Es war Tyacke.
    »Was?« Der Feind hatte sich ergeben, aber das war so sinnlos. Nur Alldays Schmerz war wirklich.
    Auch Tyacke entdeckte jetzt Allday auf dem blutigen umkämpften Deck. Ein

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