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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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getan hatte.
    Wird er mich immer noch lieben? Hält er mich immer noch für schön?
    Aber wann, wann, wann?
    Die Nachrichten über Nordamerika waren ungenau und selten. In Berichten wurden die kleineren englischen Fregatten dafür gescholten, daß sie den neuen amerikanischen Schiffen nicht wie üblich – und erwartet – überlegen waren. Die waren mächtiger und wurden gut geführt. Doch insgesamt war dieser Krieg weit entfernt. Die Nachrichtenblätter konzentrierten sich mehr auf Wellingtons ungebrochene Erfolge über die Franzosen und die Aussicht auf einen überwältigenden Sieg in den nächsten Monaten.
    Sie zog sich langsam und sorgfältig an. Es war seltsam, Sophie nicht mehr hier zu haben. Die hatte jeden Tag mit munteren Worten begonnen. Sie brauchte also ein neues Mädchen. Vielleicht fand sie es in London, ein Mädchen, das sie an ihre Jugend erinnerte.
    Sie öffnete eine Schublade und sah Richards Geschenk. Sie nahm es heraus und trug es ans Fenster. Die kalte Luft wollte ihr den Atem rauben, aber sie kümmerte sich nicht darum, sondern öffnete die Samtschatulle. Es war der Fächer mit den Diamanten. Wenn er zwischen ihren Brüsten hing, fühlte sie sich stolz und abweisend zugleich. Zusammen hatten sie sich gegen die feine Gesellschaft gewehrt, doch dabei das Herz des Volkes gewonnen.
    Sie küßte den Anhänger und kämpfte gegen Tränen an.
Ich muß durchhalten. Nur noch einen Tag.
Auf ihre einfache Weise erwarteten die Leute auf dem Besitz, daß sie sich um sie kümmerte. Einige waren verkrüppelte Seeleute von Richards Schiffen. So viele Männer waren noch auf See oder kämpften in den großen Karrees auf Wellingtons Schlachtfeldern.
    Sie sah nach unten auf den Hof. Zwei Pferde wurden gestriegelt, ein Küfer lieferte Cider für die Landarbeiter. In diesem kalten Wetter gab es draußen wenig zu tun.
    Und hinter den nackten Bäumen sah sie die spitzen Klippen des Vorlandes, hinter denen die See lag.
    Wie wird er mich anschauen, wenn er durch diese Tür eintritt?
Sie lächelte unsicher.
Wahrscheinlich will er eher wissen, wie ich ihn empfange.
Er fürchtet sich vor dem Alter. Selbst sein verletztes Auge war so etwas wie eine Drohung, ein Zeichen für die Jahre, die sie trennten. Sie seufzte und verließ das Zimmer. Die alten Bilder, die sie anstarrten. Die vertrauten Bolithogesichter. Auf der Treppe blieb sie stehen.
    Und wie ging es Adam? Würde er wieder genesen?
    Sie sah, daß Bryan Ferguson, der Verwalter, gerade nach draußen gehen wollte. Wahrscheinlich hatte er den Tag und die Arbeiten mit seiner Frau Grace, der Haushälterin, besprochen. Trotz seines verlorenen Arms war er ein Mann voller Schwung und Energie. Er lächelte nach oben und grüßte sie, indem er mit angewinkeltem Zeigefinger an die Stirn tippte.
    »Sie haben mich erwischt, Mylady! Ich habe Sie so früh noch nicht erwartet.«
    »Ist es so früh?«
    Ferguson sah sie bewundernd an. Eine schöne Frau, selbst mit dem groben Reitmantel über dem Arm. Aber auch eine traurige. Dieses Gesicht von Lady Catherine kannten nur wenige.
    Sie sagte: »Ich bin soweit, wenn Sie's auch sind, Bryan. Mir ist nicht nach Frühstück!«
    »Lassen Sie das bloß meine Grace nicht hören, Mylady, die nimmt es Ihnen übel.«
    Sie gingen in das graue Licht nach draußen auf das Büro zu, in dem Ferguson die Bücher und alle Unterlagen aufbewahrte.
    Sie merkte, daß er auf ihre Brust schaute und den glänzenden Anhänger sah, den sie umgelegt hatte.
    »Ich weiß, Sie halten mich für närrisch, so etwas Kostbares zu tragen. Ich könnte es doch irgendwo verlieren. Doch es ist ja nur…« Plötzlich drehte sie sich um. Ihr Gesicht war totenbleich. »Was war das?«
    Ferguson wünschte sich, daß seine Frau hier wäre. Die wüßte, was zu tun sei.
    Er hörte einen hohlen Knall über das Vorland dröhnen und fühlte die Erde zittern.
    Der junge Matthew kam über den Hof gerannt. »Hast du das gehört?« Er entdeckte Lady Catherine und hob die Hand grüßend an den Hut. »Entschuldigung, Mylady, ich wußte nicht, daß Sie hier sind.«
    Wieder ein Knall. Das Echo brach sich überall und verklang schließlich weiter binnen.
    »Ein Schiff in Not?« wollte sie wissen. Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, und ihr Herz schlug fast schmerzhaft.
    Ferguson hielt ihren Arm. »Kommen Sie rein in die Wärme, das ist am besten!« Er schüttelte den Kopf. »Das ist kein Schiff, Mylady, sondern die Batterie von St. Mawes.« Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, und hörte

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