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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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alter Mann allein mit seinem Schmerz.
    Abrupt sagte er: »Es tut mir leid, Sir Richard!« Er wartete, bis Bolitho ihm wieder zuhörte. »Commodore Beer bittet Sie, zu ihm zu kommen!« Er schaute in den Himmel. Der wurde nun klarer, als wolle er alle Wunden und Zerstörungen offenlegen. Falls Tyacke überrascht war, noch zu leben, zeigte er es jedenfalls nicht. Er sagte nur: »Der Commodore stirbt.« Dann griff er zu einem herumliegenden Enterbeil und hieb es mit wilder Bitterkeit tief in den Niedergang.
Wozu das alles?
    Commodore Beer saß an das zerstörte Kompaßhäuschen gelehnt, als Bolitho ihn fand. Der Arzt und ein verbundener Leutnant versuchten, es ihm bequem zu machen.
    Beer schaute zu ihm auf. »Ich wußte, wir würden uns treffen.« Er versuchte, ihm die Hand zu reichen, aber sie war zu schwer, fiel nach unten.
    Bolitho bückte sich und ergriff sie. »Es mußte in einem Sieg enden. Für einen von uns!« Er sah zum Arzt.
    »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie meinem Neffen das Leben gerettet haben, Doktor. Selbst im Krieg ist es nötig, jemanden zu lieben!«
    Die Hand des Commodore lag schwer in der seinen.
    Das Leben strömte aus ihm wie aus einem zerbrochenen Stundenglas.
    Der Commodore öffnete noch einmal die Augen und sagte deutlich: »An Ihren Neffen erinnere ich mich. Da war doch der Handschuh einer Dame…«
    Bolitho sah den französischen Arzt fragend an: »Kann man nichts mehr für ihn tun?«
    Der Schiffsarzt schüttelte den Kopf. Bolitho erinnerte sich später, Tränen in seinen Augen gesehen zu haben.
    Er blickte in das zerfurchte Gesicht Beers. Ein Mann mit unendlich viel seemännischer Erfahrung. Er dachte an Tyackes bittere und wütende Frage: Und wozu das alles?
    »Die mochte er wohl sehr…« Doch Beers Gesicht, bisher neugierig und offen, war plötzlich leblos geworden.
    Allday half ihm auf die Beine. »Ein tapferer Mann.«
    Bolitho sah Leutnant Daubeny vorbeigehen, die amerikanische Flagge über eine Schulter gelegt.
    Er berührte Allday am Arm und merkte dann erst, daß Adam ihn über den Toten hinweg anschaute.
    »Ja, alter Freund. Es wird immer schwerer.« Er bat Daubeny heran. »Bitte, decken Sie die Flagge über den Commodore. Sie gehören zusammen.«
    Langsam kletterte er über die herabgestürzten Rahen auf das zerrissene Deck der
Indomitable.
    Er drehte sich um und packte Allday am Arm. »Ja, wirklich tapfer!« Er merkte, daß man sie beide ansah. Was dachte man wohl über sie? Stolz oder Überheblichkeit? Siege um jeden Preis?
    Er berührte das Medaillon unter seinem Hemd, das vor ein paar Stunden noch strahlend weiß gewesen war.
    Laut und doch für andere unhörbar, sagte er: »Ich werde dich nie verlassen – bis zum Ende meines Lebens.«
    Trotz all des Blutes und aller Zerstörung, oder gerade deswegen, wußte er, daß sie ihn hörte.

Epilog
    Lady Catherine Somervell blickte in den Spiegel und kämmte ihr langes Haar. Kritisch prüfte sie ihr Aussehen. Das Kämmen geschah wie von selbst und ohne besondere Gefühle. Es war ein Morgen wie jeder andere, eher kälter als sonst, weil man Rauhreif am Fenster im Schlafzimmer sah.
    Ein Tag wie jeder andere. Vielleicht würde sie einen Brief bekommen. Doch sie wußte tief im Herzen, sie würde heute keinen bekommen.
    Zwei Tage noch bis zum Dezember. Weiterzudenken lohnte nicht. Wieder ein Jahr vergangen. Und wieder getrennt von dem einzigen Mann, den sie liebte.
    Bisher war der Winter hart gewesen. Sie pflegte über den Besitz zu reiten und immer wieder mal Nancy zu besuchen. Lewis, dem König von Cornwall, ging es nicht gut. Er hatte einen Schlaganfall erlitten, vor dem ihn der Arzt sicher schon oft genug gewarnt hatte.
    Catherine saß oft bei ihm, las ihm vor und verstand, wie enttäuscht und ungeduldig ein Mann sein mußte, der mehr als viele andere das Leben bis zum Rande ausgekostet hatte. Er murmelte: »Keine Jagden mehr, keine Ausritte – warum soll man weitermachen?«
    Sie hatte geantwortet: »Denk an Nancy, Lewis. Versuch ihretwegen wieder auf die Beine zu kommen.«
    Sie ging quer durch das Zimmer auf den großen Kippspiegel zu. Er war mit geschnitzten Disteln geschmückt. Kapitän James Bolitho hatte ihn einst seiner schottischen Braut geschenkt. Trotz der Kälte, die selbst ein frühes Feuer im Kamin nicht vertreiben konnte, öffnete sie ihren Morgenmantel und ließ ihn auf die Arme gleiten. Wieder dieser suchende Blick, Hoffnung, Furcht.
    Sie hob ihre Brüste und fuhr mit den Händen über sie, wie Richard es immer wieder

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