Dem Vaterland zuliebe
alle übertroffen.
Bald würden jetzt auch die Männer von den Feldern heimkehren. Es wurde noch immer zu früh dunkel, um lange draußen zu bleiben.
Er hörte Unis' Bruder, der auch John hieß, Krüge bereitstellen und Bänke schieben. Dumpf klang sein Holzbein auf dem Fußboden und verriet jedem, wohin er sich bewegte. Ein guter Mann, ehemaliger Soldat des 31. Regiments zu Fuß, des Regiments Huntingdonshire. John wohnte jetzt nebenan und würde von seinem Haus aus Unis helfen, sobald er wieder auf See war.
Lady Catherine war den langen Weg nach Fallowfield geritten und hatte versucht, ihn zu beruhigen. Aber einer der Kutscher war hier auf ein Bier und ein paar Pasteten eingekehrt und hatte ihm vom Brief der Admiralität an Sir Richard Bolitho berichtet. Und seither hatte er an nichts anderes mehr denken können.
Er hörte, wie Unis leichtfüßig durch die andere Tür trat, sah sich um, sah sie lachen, einen Korb frisch gelegter Eier am Arm.
»Machst du dir immer noch Sorgen, Lieber?«
Allday trat wieder ins Gastzimmer und versuchte, seine trüben Gedanken mit einem Lachen zu verscheuchen.
»Für mich ist doch das alles ganz neu, verstehst du?«
Sie sah sich im Gastzimmer um. Die kleinen Fässer mit je viereinhalb Gallonen Bier ruhten auf ihren Ständern. Auf den Tischen saubere Tücher. Es roch nach frischem Brot. All das würde jeden hart arbeitenden Knecht auf dem Weg nach Hause zur Einkehr bewegen. Ein Ort zum Wohlfühlen. Sie war zufrieden mit sich.
»Für mich ist das auch neu, jetzt wo mein Mann hier bei mir ist.« Sie lächelte sanft. »Mach dir keine Sorgen. Du besitzt mein Herz. Doch mir wird's schwerfallen, wenn du gehst. Und du wirst ganz sicher wieder weggehen. Ich bin hier gut aufgehoben. Versprich mir nur, daß du wiederkommst.« Sie drehte sich zur Küche um, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte. »Ich bring dir einen Schluck zu trinken, John!«
Ihr Bruder richtete sich auf. Er hatte gerade neues Holz in den Kamin gelegt. Jetzt sah er Allday ernst an.
»Also bald, nicht wahr?«
Allday nickte. »Er wird erst einmal nach London aufbrechen. Ich sollte ihn begleiten.«
»Diesmal nicht, John. Du hast doch jetzt Unis. Ich hatte Glück. Ich hab ein Bein für König und Vaterland verloren. Glück – na ja, damals dachte ich anders darüber. Einer Kanone ist so was egal. Also mach das Beste aus dem, was du hast.«
Allday nahm seine Pfeife wieder auf und lächelte seiner Frau entgegen, die ihm einen Krug Rum brachte.
»Du weißt wirklich, was ein Mann braucht«, sagte er.
Sie hob scherzend den Finger. »Du bist ein schlimmer Kerl, John Allday!« kicherte sie.
In der anderen Ecke des Raums machte ihr Bruder es sich bequem. Allday war zufrieden. Doch ob der ihn wirklich verstand? Schließlich war er ja nur Soldat gewesen, wie sollte er da einen Seemann verstehen?
Lady Catherine blieb oben an der Treppe stehen, und zog ihren Morgenmantel enger um sich. Nach der Wärme des großen Himmelbetts und des Kaminfeuers im Schlafzimmer spürte sie jetzt die Kälte an ihren Füßen.
Früher als sonst war sie zu Bett gegangen, damit Richard sich allein und ungestört mit seinem Neffen unterhalten konnte. Später waren sie zusammen die Treppe hinaufgestiegen. Ihr schien, als sei Adam beim Betreten seines Schlafzimmers unsicher gestolpert.
Während des Abendessens schien er verspannt und in sich gekehrt. Sie hatten über seine Heimreise gesprochen und sich über
Anemone
unterhalten, die im Dock lag. Kupferbeschläge mußten ersetzt werden, die das Geschützfeuer von Barrattes Kaperern durchlöchert hatte. Adam hatte von seinem Teller aufgeblickt, und ein paar Augenblick lang hatte sie in seinem vertrauten Mienenspiel den Stolz auf seine
Anemone
wiederentdeckt.
»Sie hat wirklich viel einstecken müssen, aber bei Gott, unter dem Kupfer ist ihr Rumpf kerngesund.«
Er erwähnte, daß auch die Brigg
Larne
in Plymouth ankerte. Sie hatte Depeschen vom Kap gebracht und mußte in Plymouth bleiben zum Überholen von Rigg und Rahen. Das überraschte niemand, denn die
Larne
war ohne Pause vier Jahre im Dienst auf See gewesen – in brütender Hitze ebenso wie in kreischenden Stürmen.
Sie beobachtete Richard, und plötzlich wurde ihr klar, daß sie so etwas erwartet hatte. Irgendwie schien es kein Zufall, daß ausgerechnet jetzt James Tyacke nach England zurückgekehrt war – der tapfere, stolze Mann, den die arabischen Sklavenhändler als
Teufel mit dem halben Gesicht
fürchteten. Ganz sicher
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