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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sein Onkel aussah. Viel Bewegung, gutes Essen, Ruhe … Sie lächelte. Und viel Liebe, die ihnen immer wieder den Atem raubte.
    Sie fragte sich oft, ob Adam wohl aussah wie sein Vater? Von Hugh gab es nirgendwo im Haus ein Porträt. Sie nahm an, daß Bolithos Vater das verhindert hatte, nachdem sein Sohn Schande über sich und die Familie gebracht hatte. Schande nicht wegen seiner Spielleidenschaft. Seine Schulden hatten den Familienbesitz gefährdet, bis Richard als erfolgreicher Kommandant von Fregatten genügend Prisengelder erhielt, um sie zu begleichen. Hugh hatte wegen seiner Spielleidenschaft sogar einen Offizierskameraden getötet.
    Beides hätte der Vater dem Sohn wahrscheinlich verziehen. Aber die Britische Marine zu verlassen und auf amerikanischer Seite für die Unabhängigkeit der Kolonien zu kämpfen – das konnte man nicht verzeihen. Sie dachte jetzt an die Porträts ernst dreinschauender Männer an den Wänden und auf der Empore. Deren Blicke schienen sie zu verfolgen und abzuschätzen, wann immer sie nach oben ging. Die Männer waren doch sicher nicht alle Heilige gewesen?
    Ein Stallbursche nahm den Zügel, und Catherine sagte: »Reib sie gut trocken!« Sie sah ein Pferd, das eifrig in der Krippe im Stall kaute. Es trug immer noch eine blaugoldene Satteldecke. Adam war also schon hier.
    Als sie die große zweiflüglige Tür öffnete, erblickte sie die beiden Männer vor dem großen Kamin. Man konnte sie für Brüder halten. Dasselbe schwarze Haar und dieselben Gesichtszüge wie auf den Porträts, die sie so intensiv studiert hatte, als dieses Haus ihr Heim wurde. Sie blickte kurz auf den Tisch. Dort lag ein Leinenumschlag mit dem angedeuteten Anker der Admiralität. Irgendwie hatte sie eine Nachricht erwartet. Dennoch traf sie sie wie ein Schock.
    Sie lächelte und breitete ihre Arme aus, als Adam sie begrüßte. Richard hatte bestimmt ihren Blick bemerkt und ihr plötzliches Erschrecken.
    Dort auf dem Tisch lag der wahre Feind.
    Leutnant George Avery stand am Fenster seines Zimmers und beobachtete das Gewimmel von Leuten mit ihren Karren unten auf der Straße. In Dorchester war Markttag. Bauern waren von den Höfen und aus den Dörfern gekommen, um zu kaufen und zu verkaufen. Man stritt über Preise. Die Gasthäuser waren jetzt sicher schon sehr voll.
    Er trat vor einen einfachen Spiegel und musterte sich, so wie er einen angehenden Midshipman prüfen würde.
    Noch immer war er über seine Entscheidung verblüfft. Er hatte Sir Richard Bolithos Einladung angenommen, weiter sein Flaggoffizier zu bleiben. Dabei hatte er sich oft genug geschworen, daß er jedes auch noch so kleine Kommando übernehmen würde, wenn er dazu die Chance bekäme. Für seinen Rang war er schon ziemlich alt, bereits jenseits der dreißig. Kritisch musterte er die gutsitzende Uniform. Das Stück Goldlitze auf seiner linken Schulter zeigte an, daß er Sir Richard Bolithos Adjutant war.
    Avery würde nie den Tag vergessen, als er den berühmten Admiral zum ersten Mal in seinem Haus in Falmouth getroffen hatte. Er hatte nicht geglaubt, daß Bolitho ihn akzeptieren würde, auch wenn er Sir Paul Sillitoes Neffe war. Er kannte seinen Onkel kaum und konnte sich nicht vorstellen, warum er ein Wort für ihn einlegen sollte.
    Noch immer bekam er Alpträume, wenn er an das Ereignis zurückdachte, das ihn fast das Leben gekostet hätte. Er war zweiter Mann an Bord des kleinen Schoners
Jolie,
einer ehemaligen französischen Prise. Die Jagd auf feindliche Blockadebrecher hatte er erregend gefunden. Doch sein jugendlicher Kommandant, ebenfalls Leutnant, war sich seiner Sache zu sicher geworden und war zu viele Risiken eingegangen. Er konnte immer noch hören, wie er bei jenem ersten Treffen Bolitho Bericht erstattet hatte:
Ich hielt ihn für einen Teufelskerl, Sir Richard.
Sie waren von einer französischen Korvette überrascht worden, die plötzlich hinter einem Kap erschienen war und sie unter Feuer nahm, bevor sie fliehen konnten. Die erste Breitseite hatte den jungen Kommandanten zerrissen, und wenige Augenblicke später lag auch Avery schwer verwundet an Deck. Hilflos hatte er zusehen müssen, wie seine Männer die Flagge strichen. Die erdrückende Wucht des plötzlichen Angriffs hatte sie allen Kampfesmut verlieren lassen.
    Als Kriegsgefangener hatte Avery Verzweiflung und Schmerz unter den Händen französischer Wundärzte kennengelernt. Das lag nicht an mangelnder Fürsorge oder Gleichgültigkeit. Ihr Mangel an Verbandsmaterial war

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