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1610 - Knochen-Lady

1610 - Knochen-Lady

Titel: 1610 - Knochen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stimmen?
    Damit konnte Miranda nichts anlangen. Schließlich war sie allein in ihrer kleinen Wohnung. Und sie war sicher, dass sie während des Schlafes auch keinen Besuch bekommen hatte.
    Aber die Stimmen gab es trotzdem. Sie waren jetzt noch da.
    Oder war es nur eine Stimme gewesen?
    So genau wusste sie das nicht.
    Sie hatten mehr einem Flüstern geglichen. Sehr verhalten und dennoch intensiv. Aber nicht erklärbar.
    Wie nebenbei stellte Miranda fest, dass sie in ihrem Lieblingssessel saß.
    Es war ein regelrechtes Prunkstück, das sie auf einem Trödelmarkt auf dem Land günstig erworben hatte. Der Sessel war zu ihrem bevorzugten Platz geworden. Sie fühlte sich darin sauwohl und sogar irgendwie beschützt.
    Es fiel ihr nicht leicht, sich aus dem Sessel zu erheben. Am liebsten hätte sie noch Stunden darin verbracht, aber sie musste raus. Sie dachte an die Stimmen, die im Moment nicht mehr zu hören waren aber sicherlich wiederkommen würden.
    Miranda reckte sich. Mit gespreizten Fingern strich sie durch die dunkle Haarmähne. Sie trug das graue lange Hauskleid, das so bequem war, und weiche Treter aus Stoff, die eine rutschfeste Sohle hatten.
    Ihre Wohnung war klein. Zwei Zimmer, eine Dusche. Mehr brauchte sie auch nicht.
    Die Küche befand sich hinter ihr im Raum. Da sie keine großen Menüs kochte, reichten ihr zwei Platten und eine Spüle. Der Kühlschrank musste auch nicht groß sein und so hatte sie noch Platz für ihren Sessel und die Regale an den Wänden.
    Die Stimmen allerdings waren aus dem Nebenraum gekommen. Das hatte sie genau hören können, weil die Tür nicht geschlossen war.
    Nebenan standen ihr Bett und der Schrank, den sie ebenfalls bei einem Trödler erworben hatte.
    Miranda ging über den Teppich hinweg, der unter ihren Sohlen kratzte.
    Ks war eine billige Auslegeware, die sie schon bei ihrem Einzug vorgefunden hatte.
    Die Tür zum Schlafzimmer war nicht geschlossen, aber Miranda traute sich noch nicht, hineinzugehen. Sie blieb auf der Schwelle stehen, schaute sich im Zimmer um und war froh, dass sie nichts Verdächtiges sah. Es war alles normal. Kein Dieb, kein Eindringling, es war wie immer, und sie runzelte die Stirn, denn die Stimmen waren nicht verstummt. Sie waren da, obwohl sie keinen Menschen sah.
    Miranda spürte, dass sie einen trockenen Mund bekam.
    Sie wusste jetzt, dass es stimmte, was man sich sagte. Zwar hatte sie damit rechnen müssen, aber so richtig wahrhaben hatte sie es nicht wollen.
    Lautlos betrat sie ihr Schlafzimmer und hielt den Blick auf den Schrank gerichtet, der bis zur Decke reichte und eigentlich zu breit für den kleinen Raum war. Der Schrank bestand aus Weichholz, er war recht alt und hatte nur eine Tür.
    Die Stimmen blieben. Sie lockten Miranda.
    Mit kleinen Schritten näherte sie sich dem Möbelstück.
    Plötzlich war sie aufgeregt. Gedankenfetzen zuckten durch ihr Gehirn.
    Sie dachte an ihre Arbeit, die so ungewöhnlich war und die man als eine solche nicht bezeichnen konnte. Welcher Künstler sah seine Tätigkeit schon als Arbeit an?
    Und unter den Künstlern war sie noch etwas Besonderes, denn ihre Kunst war für Außenstehende nur schwer zu begreifen.
    Als sie den Schrank erreichte, hielt sie davor an. Sie schloss die Augen, weil sie sich durch nichts von ihrer Konzentration ablenken lassen wollte.
    Ja, die Stimmen waren noch immer da. Miranda verstand nicht, was sie sagten, es war mehr ein Zischeln und Flüstern irgendwelcher Worte, die ein Durcheinander bildeten.
    Der Schrank war dunkelbraun gestrichen. An einigen Stellen zeigte seine Oberfläche Macken, als hätte jemand etwas in das Holz hineinschnitzen wollen.
    Miranda fasste nach dem Schlüssel und drehte ihn herum.
    Jetzt war der Schrank offen. Sie brauchte nur noch die Tür aufzuziehen, und alles war okay.
    Ein Ruck, ein leiser Ruf aus ihrem Mund, und die Tür war offen. Sie schaute in den Schrank.
    Das Innere teilte sich in drei Fächer auf, und kein Fach war leer.
    Auf jedem Brett lag ein bestimmter Gegenstand. Sie waren verschieden, aber trotzdem gleich.
    Drei Totenschädel!
    ***
    Miranda schaute sie an. Sie hatte plötzlich das Gefühl, eine Mutter zu sein, die auf ihre Kinder schaute, auch wenn diese leicht abartig aussahen.
    Aber sie fühlte nun mal so. Normale Kinder hatte sie nicht. Die drei Totenschädel waren so etwas wie ein Ersatz für sie.
    Nicht, dass sie sich als pervers bezeichnet hätte, so etwas gab es in der Kunst nicht. Da war alles erlaubt, und nach dieser Devise hatte sich

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