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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Vornamen nannte, und Melody freute sich, dass sie jemanden an ihrer Seite hatte, mit dem sie ihre Zuneigung zu Blackraven teilte. »Die anderen Seeleute hatten Respekt vor ihm, nicht nur wegen seiner Kraft, sondern weil er ein geschickter Kämpfer war. Meine Lage an Bord des Schiffes war mehr als misslich, denn ich war Teil einer Beute. Nur der englische Zigeuner (das war Rogers Spitzname) behandelte mich rücksichtsvoll. Er kam zu uns und brachte uns gutes Essen und Wasser, wobei er sein Leben riskierte, denn den Proviant anzurühren galt als eines der schwersten Vergehen. Irgendwann kam es zur Meuterei, und Roger forderte den Kapitän des Piratenschiffs, Ciro Bandor, heraus.
    Es war ein langes, blutiges Duell, denn der Kapitän war sehr geschickt und hatte die besseren Waffen, aber Blackraven wurde von einem Groll getrieben, den man hinter seiner Kühle gar nicht vermutet hätte: Er verzieh Ciro Bandor nicht, dass er ihn auf diese Weise in das Piratenleben katapultiert hatte. Nicht, dass er sein Schicksal verflucht hätte, schließlich verhalf ihm die Piraterie zu dem lang ersehnten Reichtum, aber er konnte ihm nicht verzeihen, dass er ihn unter Zwang an Bord geholt hatte. Die Piraten feierten ihn mit Siegesrufen, als er dem Kapitän den tödlichen Stich in den Bauch versetzte. Von dem Tag an«, schloss Somar feierlich, »habe ich Roger ewige Freundschaft und Treue geschworen. Seit diesem Augenblick ist mein Leben ihm geweiht.«
    Irgendwann im Verlauf der Geschichte hatte sich Melody in ein kleines Mädchen verwandelt, das einfach nur fasziniert lauschte.
    »Den Rest können Sie sich ausmalen. Roger übernahm trotz seiner Jugend die Befehlsgewalt auf dem Schiff und betrieb den Sklavenhandel weiter. Wenn es Ihnen hilft«, sagte er nach längerem Schweigen, »unsere Afrikaner sind nie an Hunger oder Durst gestorben. Und jetzt lasse ich Sie allein. Sobald sie es wünschen, kehren wir in die Stadt zurück.«
    »Somar?«
    »Herrin?«
    »Sag mir die Wahrheit: Werden auf irgendeinem von Rogers Schiffen noch Sklaven transportiert?«
    »Nein.«
    »Schwörst du es?«
    »Ich lüge nie«, sagte er beleidigt.
    »Entschuldige. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass Roger auf ein so einträgliches Geschäft verzichtet.«
    »Ich verstehe Sie. Wenn Sie erlauben, möchte ich Ihnen erzählen, wie es dazu kam.« Er kehrte auf seinen Stuhl zurück. »Wir
hatten den Golf von Benin verlassen. Wir hatten mehr als einhundert Sklaven an Bord. Roger hatte angeordnet, dass sie täglich an Deck geholt werden sollten. Eines Morgens, er befand sich im Wachausguck, von wo aus man das Schiff gut überblicken kann, beobachtete er eine Sklavin, die sich von der Gruppe entfernt hatte und viel zu nah an der Reling stand. Auch wenn wir ihnen an Deck gewisse Freiheiten zugestanden, behielten wir sie doch stets im Auge, denn manchmal kamen sie auf die Idee, ins Wasser zu springen. Roger wurde schnell klar, dass das nicht das Ansinnen des Mädchens war. Sie hielt sich an den Stäben fest, den Kopf nach vorn gebeugt, als sei sie seekrank, die Beine auseinander. Wenig später erzählte Roger mir, er sei noch nie so bewegt gewesen wie in dem Moment, als zwischen den Beinen des Mädchens ein Baby auftauchte.
    »Oh, mein Gott!«, rief Melody entsetzt.
    »Das arme Mädchen hat ohne einen Klagelaut ein Kind auf die Welt gebracht. Das Kind fiel auf die Holzdielen und wimmerte nur leise. Es war immer noch über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden, als diese es aufhob, auf eine Seilrolle kletterte und sich ins Meer stürzte.«
    Mit weit aufgerissenen Augen legte Melody die Hände auf ihre Wangen. Ihr fehlten die Worte.
    »Roger ist sofort hinunter aufs Deck und ins Wasser gesprungen, aber es war zu spät, das Meer hatte sie bereits verschlungen. Er schloss sich in seiner Kajüte ein, und wir sahen ihn erst am nächsten Tag wieder, als er dem Steuermann Anweisung gab, umzukehren und wieder Kurs auf Afrika zu nehmen. Weil der Seemann ihn anstarrte und sich nicht von der Stelle rührte, übernahm Roger das Steuer. Wir ankerten im Nigerdelta, weit weg von Cotonou und Whydah, den Hauptsklavenhäfen im Golf von Benin. Dort hat er die Sklaven mit Proviant freigelassen. Um eine Meuterei zu vermeiden, zahlte er der Besatzung mehr, als wir für die Lieferung in Rio de Janeiro bekommen hätten. Er kommandierte
das Schiff bis Bristol, dort teilte er der Besatzung mit, dies sei die letzte Fahrt als Sklavenschiff gewesen.«
    Sie schwiegen, ohne sich anzusehen.
    »Als das

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