Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Die erste Stimme:
    Untergang
     
    Irgendwann, während des Infernos:
    Ich wusste, dass früher oder später jemand angekrochen kommt. Es wundert mich nicht im Geringsten. Zuerst verachteten sie mich, verurteilten mich, sperrten mich weg, wollten mich vergessen oder noch besser sogar umbringen ...
    ... und jetzt, da die Explosionen donnern und niemand mehr weiterweiß, erinnern sie sich plötzlich wieder an mich.
    Aber ausgerechnet diese beiden? Sie sind fast noch Kinder. Das überrascht mich durchaus. Der Junge hält sich im Hintergrund, doch das Mädchen schaut mich aus großen Augen an wie ein bettelnder Hund. »Hilf uns«, sagt es. »Denn die Welt geht unter.«
    Ich sitze auf der Pritsche in meiner Zelle und lache. Seit dem Beginn meiner Gefangenschaft habe ich mich nicht mehr so gut amüsiert.
    Natürlich geht die Welt unter.
    Habe ich das nicht schon immer gesagt?
    Mein Name ist Monk.
     
     
    1.
    Eine Frau wie Glas
    Java, 12. Mai 2037, 10.37 Uhr Ortszeit
     
    In dem Innenhof stank es nach saurer Milch und nach Sex. Keine angenehme Mischung und nichts, was Ras Tschubai jemals hatte riechen wollen. Doch danach fragte ja niemand. Auftrag war Auftrag, und Gestank war Gestank.
    Vor ihm und seinem Begleiter Olf Stagge flatterte ein schwarzer Vogel mit leuchtend orangefarbenem Schnabel und einem gelben Hautlappen an beiden Kopfseiten. Er ließ sich auf verdorrtem, kahlem Geäst nieder, das an der Hauswand rankte. Ein Mynah, wenn sich Tschubai nicht täuschte, eine Starenart mit großer Begabung fürs Sprechen.
    Das Tier krächzte dreimal rhythmisch und rasch, ehe es ein paar Laute von sich gab, die wie Jo-ho-ho! klangen. Fehlt nur noch, dass er alte Liederverse zitiert, dachte der Teleporter.
    »Und du glaubst wirklich, dass wir hier richtig sind?« Olf Stagge nieste und ergänzte: »Das ist ein elender und verdammt heruntergekommener Puff.«
    »Wir waren uns einig, oder?«, fragte Tschubai.
    Der Mynah pickte mit dem Schnabel an der einst wohl weißen Hauswand, deren nun graue Farbe großflächig abbröckelte. Ein Käfer huschte davon.
    »Ja, die Gerüchte klingen eigentlich eindeutig, aber ... ausgerechnet hier?« Stagge stockte, als sich über ihnen quietschend ein Fenster öffnete.
    Für einen Augenblick tauchte die Silhouette einer nackten Frauengestalt hinter dem leicht flackernden rötlichen Stoffvorhang auf. Zum Glück schaute sie nicht heraus. Je weniger die beiden Besucher auffielen, umso besser.
    Sie gingen an den losen Müllsäcken vorbei, die gegen die Wand lehnten.
    »Vielleicht ist es Tarnung?«, fragte Ras Tschubai. »Wer in eine solche Absteige kommt, redet nicht darüber, was er hier erlebt.« Er machte eine unbestimmte, umfassende Handbewegung. Nicht vor allen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen. Leider nicht. Irgendwo gellte ein Schrei. Niemand nahm Notiz davon. »Bestimmt kein schönes, aber ein recht effektives Versteck.«
    »Warum sollte sie sich ausgerechnet hier verstecken?«
    »Das ist wohl die Frage.«
    »Außerdem sind trotzdem Gerüchte nach draußen gedrungen.«
    Dem konnte Tschubai nicht widersprechen. Selbstverständlich gab es unter der Hand Geschichten von der Frau, die das Glas zerbrechen lässt, ohne es zu berühren. Nur deshalb waren sie hierhergekommen.
    Einige Freier protzten damit, das erlebt zu haben, nannten es einen Ausdruck der Ekstase. Sie spielten darauf an, dass sich die überschäumenden Gefühle der Hure in einer unkontrollierten parapsychischen Reaktion entladen hatten; nur reichte der Intellekt dieser Art Männer nicht aus, für diesen Vorgang die korrekten Worte zu finden. Falls es tatsächlich einen Zusammenhang mit der Gefühlslage gab, was Tschubai durchaus für möglich hielt, lag es seiner Meinung nach sowieso eher am Abscheu und Ekel, den die Prostituierte für ihre Kunden empfand.
    Unvermittelt wankte ein sichtlich betrunkener Javaner aus der Eingangstür des zwielichtigen Etablissements, die man nur erreichte, indem man den quadratischen, auf allen Seiten von hoch aufragenden Gebäudeteilen umrandeten Innenhof durchquerte. In den Hof wiederum führte ein gusseisernes, nie abgeschlossenes Tor.
    Das speckige Kurzärmelhemd des Freiers war falsch zugeknöpft und nur rechts in den Hosenbund gestopft. Schon aus einigen Metern Entfernung stank er entsetzlich nach Alkohol. Seine Haut war dunkelbraun, und er trug eine prächtige Glatze zur Schau.
    Jo-ho-ho!, krächzte der Mynah erneut. And a bottle of rum!
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte Tschubai.
    Stagge sah

Weitere Kostenlose Bücher