Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
ausrichtete, dass sie bergab auf einen massiven Felsvorsprung wiesen, der sich auf dem Berghang erhob. Luc konnte diesen potenziellen Zufluchtsort nicht sehen, denn er war der Vorderkante der gewaltigen Decke weißen Tods zu nahe, die unaufhaltsam auf ihn zuglitt.
Luc, der sowieso noch nie ein Freund graziler Manöver gewesen war, ließ jegliche Finesse sausen und schoss auf direktem Weg den Hang hinunter. Er raste durch Schneewehen wie ein Öltanker durch zehn Meter hohen Seegang, aber – Scheiße! Er konnte es unmöglich schaffen! Die Lawine hinter ihm holte auf, und obwohl Con nach links hätte ausweichen und ihr damit aus dem Weg hätte gehen können, schlug er jetzt eine Richtung ein, als wollte er der Lawine den Weg abschneiden, und schoss auf Luc zu.
Der Wind brannte in seinem Gesicht, während er an Geschwindigkeit gewann, Luc immer näher kam … und dem Felsen … und dieser verdammten Wand aus Eis und Schnee. Sie hatten nur eine Chance … Sein Verstand machte dicht und katapultierte ihn an einen Ort absoluter Ruhe, als er in allerletzter Sekunde Luc rammte, sie damit beide umriss und direkt vor den Felsen warf. Die Monsterschneewelle rollte über sie hinweg.
Con landete auf Luc, verkrallte sich in dessen Schultern und wandte das Gesicht ab, um es vor dem Trommelfeuer aus Eisbrocken zu schützen, die überall durch die Luft flogen. Der Krach war ohrenbetäubend, das Grollen so heftig, dass Cons ganzer Körper vibrierte und sein Herz in einen neuen, panischen Rhythmus trieb.
Sechzig Sekunden später hob er den Kopf. Ausgezeichnet. Sie waren noch am Leben.
»Eh, verdammt, geh endlich runter von mir, du Perversling«, murmelte Luc.
Vorsichtig löste sich Con von dem Werwolf und wischte sich Schnee aus dem Spalt zwischen Jacke und Hals. »Echt ’ne schöne Art, einem Kerl zu danken, der dir dein jämmerliches Leben gerettet hat.«
Luc setzte sich auf und tastete sich von oben bis unten ab, als wollte er überprüfen, ob ihm eventuell das eine oder andere Teil fehlte. »Scheiße«, flüsterte er schließlich. »Jetzt schulde ich dir was.«
»Da hast du allerdings verdammt noch mal recht.« Als Con ein Bein anhob, entdeckte er, dass sich die Skibindung gelöst hatte, aber zum Glück hing sein Ski an einer Leine und konnte nicht verloren gehen. »Und ich kann’s kaum erwarten, dich daran zu erinnern.«
»Lass mich aber nicht etwa irgendwas Bescheuertes machen. An einem Stierlauf teilnehmen oder so.« Luc griff in eine seiner Jackentaschen und zog eine kleine Flasche heraus. »Nackt.«
Con verzog das Gesicht. »Vertrau mir, ich verspüre nicht das geringste Verlangen, deinen nackten, pickligen Arsch zu sehen.« Er riss Luc die Flasche aus der Hand, nahm einen Schluck und genoss das brennende Gefühl, mit dem der Rum seine Kehle hinunterrann. »Aber ich hätte nichts dagegen zu sehen, wie du von Stieren zertrampelt wirst. Du bist ein Arschloch.«
»Dito.« Luc holte sich den Alkohol zurück und nahm einen großen Schluck. »Bist du bereit?«
Con ließ seinen Schuh in die Bindung einrasten. »Jepp.«
»Und was machen wir als Nächstes?«
Bedauern flackerte in Con auf. Eidolon hatte sämtliche werwölfischen Krankenhausmitarbeiter in Quarantäne geschickt, um zu verhindern, dass sie sich mit dem Virus infizierten, das gegenwärtig die Werwolfpopulation dezimierte, und so langsam fiel Luc die Decke auf den Kopf. Auch wenn Con und Luc nie wirklich Freunde gewesen waren – sie hatten sich bei einer Kneipenprügelei kennengelernt –, arbeiteten sie beide als Sanitäter und hingen gelegentlich zusammen ab, in erster Linie, um zu sehen, wer wohl wen bei dem schlagen konnte, was sie gerade so trieben.
Aber seit Luc in völliger Abgeschiedenheit lebte, wuchs sein Verlangen, irgendwelchen verrückten Mist anzustellen. Con wollte kein Spielverderber sein, aber immerhin hatte er noch einen Job, und er arbeitete mehr denn je, um Lucs Abwesenheit auszugleichen.
»Ich muss arbeiten. Aber nächste Woche könnten wir Fallschirm springen.«
Luc nickte, doch obwohl seine Miene so versteinert war wie immer, entging Con das enttäuschte Aufblitzen in seinen dunkelbraunen Augen nicht.
»Wann wurdest du eigentlich zum letzten Mal flachgelegt? Als du in Ägypten warst? Von dieser Wächterin?« Con erhob sich. »Du brauchst eine Frau.«
Luc schnaubte. »Frauen nerven nur.« Wie wahr.
Genau genommen war die nervigste Frau, die er je getroffen hatte, für ebendiese Epidemie verantwortlich, die die Warge gerade
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