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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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hätte er sie in die Arme genommen. Sie getröstet und gestreichelt. Er schob den Gedanken beiseite.
    »Das ist so schwer zu verstehen«, sagte sie. »Dass es wirklich passiert ist.«
    Zerstreut betrachtete sie ihre Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus.
    »Vor allem frage ich mich immer wieder, wer es getan haben könnte. Und dann werde ich so wütend. Dass jemand sie mir weggenommen hat. Dass sie nicht mehr da ist. Und dann schäme ich mich, weil ich so egoistisch denke. Und die Polizei scheint überhaupt nicht zu wissen, was sie tun soll. Ich kann einfach nicht begreifen, dass sie Per Bergdal immer noch festhalten.«
    »Wieso nicht?«
    »Er hat Helena über alles geliebt. Ich glaube, sie wollten heiraten. Sicher ist nur dieser Streit an dem Abend schuld daran, dass die Polizei ihn für den Mörder hält. Der war ja auch wirklich nicht schön. Aber das muss doch nicht heißen, dass er sie ermordet hat.«
    »Was für ein Streit?«
    »Das war auf der Party. Wir waren mit lauter alten Bekannten bei Helena und Per zum Essen.«
    »Und was ist da passiert?«
    Emma erzählte Johan von dem Streit.
    »Ist das am Abend vor dem Mord passiert?«
    »Ja, hast du das nicht gewusst?«
    »Nein, gerade dieses Detail war mir unbekannt«, murmelte Johan. Jetzt wusste er immerhin, warum Bergdal festgenommen worden war.
    »Das ist so schrecklich … so unwirklich.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Er streckte die Hand aus und streichelte unbeholfen ihren Arm. Emmas Schultern bebten. Sie weinte. Johan setzte sich vorsichtig neben sie aufs Sofa und reichte ihr eine Papierserviette. Sie putzte sich laut die Nase. Lehnte den Kopf an seine Schulter. Johan legte den Arm um sie und versuchte, sie zu trösten.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, flüsterte sie. »Ich will nur noch weg von hier.«
     
    Als sie sich beruhigt hatte, begleitete er sie zu ihrem Wagen, den sie in einer Querstraße abgestellt hatte. Am Auto blieben sie stehen, während sie die Wagenschlüssel aus ihrer Handtasche holte. Als sie »bis dann« sagte und sich herunterbeugte, um die Autotür aufzuschließen, berührte er ihren Arm. Ganz leicht. Fragend. Sie drehte sich um und sah ihn an. Er strich über ihre Wange, und sie hob den Kopf. Nur ganz wenig, aber doch so weit, dass er es wagte, sie zu küssen. Es war ein behutsamer Kuss, der nur wenige Sekunden dauerte, dann schob sie ihn weg, »Verzeihung«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Ist schon gut. Du brauchst nicht um Verzeihung zu bitten.«
    Sie setzte sich ins Auto und startete. Johan blieb hilflos im Regen stehen und starrte sie durch das Autofenster an. Dann fuhr sie los und war bald verschwunden. Seine Lippen brannten noch immer von dem Kuss. Verwirrt blickte er die Straße entlang.

 
     
     
     
    Schwoop, schuuump. Die Gummistiefel, Größe 32 und 33, klatschten durch das lehmige Feld. Matilda und Johanna liebten das saugende Geräusch, wenn der Lehm ihre Stiefel festzuhalten versuchte. Hier und da hatten sich in den Ackerfurchen kleine Seen gebildet. Matilda und Johanna stampften und spritzten. Es goss, und ihre geröteten Gesichter leuchteten vor Freude. Sie drückten ihre Füße in den Lehm und zogen sie energisch wieder heraus. Schwafs, schlopp. Aus der Ferne sah man nur noch zwei kleine Gestalten in Regenmänteln über das Feld stapfen. Beim Spielen hatten die Mädchen sich viel zu weit von zu Hause entfernt. So weit, wie sie eigentlich gar nicht gehen durften. Aber ihre Mutter stillte das Brüderchen und war ganz von der Oprah-Winfrey-Show gefesselt, in der gerade über Ehebruch diskutiert wurde.
    »Schau mal«, rief Matilda, die ältere und draufgängerischere der Schwestern.
    Sie hatte unter einem Busch am Feldrand etwas entdeckt und zerrte es mit aller Kraft hervor. Es war eine Axt. Sie schob sie ihrer Schwester hin.
    »Was ist das denn?«, fragte Johanna mit großen Augen.
    »Eine Axt, du Dussel«, sagte Matilda. »Die zeigen wir Mama.«
     
    Da die Axt Flecken von etwas aufwies, das aussah wie Blut, und da die Mädchen sie in der Nähe des Fundortes der Toten entdeckt hatten, rief ihre Mutter sofort die Polizei an.
    Knutas erfuhr als einer der Ersten von diesem Fund. Er lief über die Gänge und dann die Treppe hinunter zur Spurensicherung. Endlich passierte etwas. Am Morgen war der vorläufige Obduktionsbericht eingetroffen, dem Knutas entnehmen konnte, dass Helena Hillerström nicht vergewaltigt worden war. Unter ihren Fingernägeln waren Hautpartikel gefunden worden, die von

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