Den du nicht siehst
immer das Gefühl, dass der Lebensgefährte der Toten unschuldig war.
Er ging zum Rückenschwimmen über.
Bergdals Aussage nach gehörte die Axt der Familie Hillerström und war vermutlich aus dem unverschlossenen Gartenschuppen gestohlen worden. Sie besaßen die Axt seit mehreren Jahren, und Per Bergdal hatte oft Holz damit gehackt. Es war also kein Wunder, dass der Schaft seine Fingerabdrücke aufwies.
Knutas hatte bei einem Treffen Oberstaatsanwalt Smittenberg gegenüber seine Zweifel zum Ausdruck gebracht. Smittenberg war ein vernünftiger Mann, der immer objektiv blieb. Er riet Knutas, weiterzuarbeiten und nach weiteren Indizien zu suchen. Das bisherige Beweismaterial wirke zwar überzeugend, aber wenn neue Umstände Bergdals Darstellung unterstützen sollten, werde die Staatsanwaltschaft nicht im Weg stehen. Leider hatte Knutas bei seiner Suche keinen Erfolg gehabt. Die Tatsache, dass Helena Hillerström nicht vergewaltigt worden war, verwirrte Knutas noch immer. Die Frage war, ob die Unterhose in ihrem Mund überhaupt irgendeine sexuelle Bedeutung hatte. Hier stimmt etwas nicht, dachte er und begann energisch eine neue Bahn.
Als er seine tausend Meter geschafft hatte, ging es ihm besser. Eine Runde in der Sauna, dann eine kalte Dusche, und schon fühlte er sich wie ein neuer Mensch. In der Umkleidekabine trat er im unbarmherzigen Licht vor den hohen Spiegel und musterte seinen Körper kritisch. Am Bauch hatte er in letzter Zeit zugelegt, und seine Oberarme waren auch nicht mehr so kräftig wie früher. Vielleicht sollte er sich auf Krafttraining verlegen? Im Präsidium gab es eine kleine Trainingshalle. Er fuhr sich durch die Haare. Graue Strähnen zwar, aber sie waren doch wenigstens noch immer füllig und glänzend.
Er frühstückte in seinem Büro. Frische Käsebrötchen und Kaffee.
Karin Jacobsson und Thomas Wittberg waren aus Stockholm zurück und hatten einen ausführlichen Bericht über die dort durchgeführten Vernehmungen abgeliefert. Sie hatten nichts Auffälliges in Helena Hillerströms Leben finden können.
Sie war mehrmals in der Woche zum Training gegangen, hatte ein Abonnement im Fitnessstudio Friskis & Svettis, und galt im Bekanntenkreis als Sportjunkie. Außerdem hatte sie seit einigen Jahren ein großes Interesse an Hunden entwickelt. Mit ihrem Labrador Spencer hatte sie Hundekurse besucht, und der Hund war ihr in der Freizeit so gut wie nie von der Seite gewichen. Alle, mit denen Jacobsson und Wittberg gesprochen hatten, erwähnten den ausgeprägten Wachinstinkt des Tieres.
Das Gespräch mit Helenas Eltern hatte nicht viel gebracht. Sie standen noch immer dermaßen unter Schock, dass es ihnen schwer fiel, über die Ereignisse zu sprechen. Die Mutter hatte für einige Tage ins Krankenhaus von Danderyd eingewiesen werden müssen. Als Jacobsson und Wittberg die Eltern aufsuchten, war sie gerade erst wieder nach Hause gekommen. Sie hatte kaum eine Antwort auf die Fragen der Polizei. Dem Vater fiel nichts Ungewöhnliches aus Helenas Leben ein. Keine eifersüchtigen Exliebhaber, keine Drohungen, nichts, was für die Ermittlungen von irgendeinem Interesse hätte sein können.
Helenas Geschwister, Bekannte und Arbeitskollegen hatten allesamt das gleiche Bild von ihr gezeichnet. Eine ausgeglichene, karrierebewusste Frau, tüchtig und aufgeschlossen. Sie hatte viele Bekannte, ließ aber so leicht niemanden näher an sich heran. Am nächsten hatte ihr Emma Winarve gestanden, obwohl sie so weit voneinander entfernt gewohnt hatten.
Per Bergdals Eltern ließ der Verdacht, unter dem ihr Sohn stand, natürlich verzweifeln. Die meisten seiner Bekannten, mit denen die Polizei gesprochen hatte, waren von seiner Unschuld überzeugt. Der Einzige, der Bergdal für den Mörder zu halten schien, war Kristian Nordström, dachte Knutas. Dessen ganzes Wesen hatte etwas Vages, nicht Greifbares. Knutas konnte das nicht richtig in Worte fassen, es war einfach da. Außerdem war er ganz sicher, dass Nordström etwas verschwiegen hatte.
Knutas verbrachte den Vormittag mit Papierkram, der sich angesammelt hatte. Für einige Stunden konnte er den Mord an Helena Hillerström verdrängen. Sein Arbeitszimmer war geräumig, aber heruntergekommen. Die Farbe der Fensterrahmen blätterte an mehreren Stellen ab, und die Tapete war vergilbt. Die Wand hinter ihm war von orangefarbenen, grünen und gelben Ordnern bedeckt. Vor dem Fenster zum Parkplatz waren vier Besuchersessel um einen Tisch gruppiert, was für kleinere
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