Den du nicht siehst
Bergdal stammten. Das war nicht überraschend, nach dem Streit der beiden. Knutas hatte außerdem mit dem SKL gesprochen, das bestätigen konnte, dass die Unterhose keinerlei Spermaspuren aufwies.
Als Knutas durch die Tür gestürzt kam, war Erik Sohlman soeben die in eine Plastiktüte gewickelte Axt ausgehändigt worden.
»Hallo«, sagte er.
»Ist die gerade gekommen?«
Knutas beugte sich über die Tüte.
»Ja«, sagte Sohlman und streifte ein Paar dünne Latexhandschuhe über. Er schaltete die Neonröhre über dem weißen Untersuchungstisch ein und öffnete vorsichtig die Tüte, die mit einem Etikett mit der Aufschrift versehen war:
»Gefunden 2001-06-08 ca. 15.30 auf freiem Feld, Hof Lindarve, Fröjel. Gefunden von Matilda und Johanna Laurell, Hof Lindarve, Fröjel, Tel. 0498-515776.«
Sohlman machte Aufnahmen von der Axt. Vorsichtig drehte und wendete er sie, um sie aus verschiedenen Perspektiven fotografieren zu können. Als er damit fertig war, setzte er sich breitbeinig auf einen Hocker vor dem Untersuchungstisch. Knutas zog sich einen Stuhl heran.
»Dann wollen wir mal sehen, ob wir etwas Interessantes finden«, sagte er und schob sich die Brille auf die Nasenspitze.
»Schau dir die Schneide an.«
Anders Knutas betrachtete die kräftige Schneide der Axt. Er konnte die dunklen Flecken deutlich sehen.
»Ist das Blut?«
»Sieht so aus. Wir schicken die Axt zur DNS-Analyse ans Staatliche kriminaltechnische Laboratorium. Das Schlimmste ist immer, dass das so verdammt lange dauert«, murmelte Sohlman.
Er zog ein Vergrößerungsglas heran und untersuchte den Schaft.
»Wir haben Glück. Der Schaft ist lackiert, damit erhöht sich die Chance, dass Fingerabdrücke vorhanden sind.«
Eine Weile darauf stieß er einen Pfiff aus.
»Schau mal!«
Knutas wäre fast gestolpert, als er vom Stuhl aufsprang.
»Was denn?«
»Hier auf dem Schaft. Siehst du?«
Knutas nahm Sohlman das Vergrößerungsglas aus der Hand. Auf dem Schaft waren Fingerabdrücke zu sehen.
»Die scheinen von mindestens zwei Personen zu stammen«, sagte Sohlman. »Siehst du, dass sie unterschiedlich groß sind? Ein kleinerer und ein größerer. Wir brauchen zum Vergleich die Abdrücke der kleinen Mädchen, die die Axt gefunden haben. Sie muss geschützt gelegen haben, sonst hätte der Regen die Abdrücke ruiniert.«
»Glaubst du, das ist die Mordwaffe?«
»Absolut. Größe und Art der Schneide stammen mit den Verletzungen überein.«
Sohlman griff zu einer Schachtel mit Rußpulver und bepinselte den Schaft der Axt damit. Er holte zwei Tuben, deren Inhalt er zu einer festen Masse verknetete und dann mit einem Plastikspatel auf dem Schaft verteilte.
»Jetzt muss es noch trocknen. Das dauert zehn Minuten.«
»Sicher«, sagte Knutas mit unterdrückter Erregung. »Inzwischen kann ich ja schon mal Bergdals Fingerabdrücke holen.«
Nach zehn Minuten zog Sohlman die Masse ab. Deutliche Fingerabdrücke waren zu sehen.
»Ja, jetzt brauchen wir sie nur noch zu vergleichen.« Sohlman bückte sich über Per Bergdals Fingerabdrücke.
Schon nach einer Minute schaute er zu Knutas auf.
»Das sind dieselben. Da bin ich mir zu neunzig Prozent sicher.«
Knutas starrte seinen Kollegen überrascht an.
»Um ganz sicher zu sein, werde ich die Abdrücke scannen und an die Fingerabdruckzentrale in Stockholm mailen. Wenn wir Glück haben, ist die Antwort in einer Stunde hier.«
»Dann mach das«, sagte Knutas.
Eine Dreiviertelstunde später wussten sie Bescheid. Die Fingerabdrücke auf dem Schaft der Axt stammten von Per Bergdal.
Dann war er es also doch, stellte Knutas enttäuscht fest. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Per Bergdal seine Freundin am Strand ermordet. Ganz sicher konnten sie nicht sein, solange die DNS-Analyse des Blutes noch nicht vorlag. Aber wenn die Axt Helenas Blut aufwies, dann konnte es keine Zweifel mehr geben. Der Lebensgefährte war der Mörder. Ich werde vielleicht langsam alt, dachte Knutas. Seine Urteilsfähigkeit war nicht mehr das, was sie einmal war.
Er bat das restliche Ermittlungsteam in sein Zimmer, um ihnen das Ergebnis mitzuteilen.
»Na, also«, sagte Norrby.
»Das muss gefeiert werden«, rief Sohlman. »Lasst uns einen trinken gehen. Ich gebe die erste Runde aus.«
Alle erhoben sich und plauderten dabei fröhlich miteinander.
Anders Knutas informierte umgehend die Bezirkspolizeichefin und Oberstaatsanwalt Smittenberg über diese neue Entwicklung. Er rief Karin Jacobsson und Thomas Wittberg in
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