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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Laufenden gehalten
     zu werden.«
    »Dann werden Sie bald von mir hören«, sagte ich.
    »Wollen Sie die Unterlagen nicht mitnehmen?«
    »Schicken Sie sie mir zusammen mit dem Rest. Sie wissen ja, wo ich wohne.«
    Das Wohnzimmer der Suite war so nobel wie das Schlafzimmer. Es stand ein großer Konferenztisch darin und ein Samtsofa mit
     dazu passenden Queen-Anne-Stühlen. Die Rollers lungerten im Halbkreis vor der Tür herum und taten so, als hätten sie nicht
     gelauscht.
    »Sie denken, wir sind Amateure«, sagte der Lieutenant. Erwar ein gut gebauter Mann, den sein angegrauter Bürstenschnitt einen Fingerbreit größer machte als mich. Er war bestimmt in
     der Boxmannschaft des Komitees für Kinderschutz, falls es so etwas gab.
    »Wenn Sie es nicht wären, wäre ich nicht hier«, erklärte ich. »Gestatten Sie.«
    »Wie ich gehört habe, haben Sie drüben in der Großen Sandkiste einen neuen Tanz gelernt«, sagte der Lieutenant. »Wollen Sie
     uns den nicht vorführen? Ich würde diesen berühmten ›Teheran-Schüttler‹ gern mal sehen.« Er imitierte eine Folge von spastischen
     Zuckungen.
    Die Daveys lachten auf Bestellung.
    »Gehen Sie mir jetzt aus dem Weg?«
    »Dazu müssen Sie mich schon zwingen, wenn Sie den Mumm dazu haben«, sagte der Lieutenant und beugte sich drohend vor. Die
     meisten Sportboxer unterliegen einem fundamentalen Irrtum. Sie gehen davon aus, dass beide Gegner die Fäuste hochnehmen müssen,
     bevor irgendetwas geschehen kann. Darum entging ihm die Bewegung meiner linken Hand von meiner Taille hoch und seitlich gegen
     seinen Hals.
    Der Lieutenant schnappte hustend nach Luft und ging zu Boden. Die anderen glotzten nur.
    »Was ist hier los?«, schrie White.
    Ich wartete, bis er den Anblick, wie ich über einem seiner Untergebenen stand, in sich aufgenommen hatte, bevor ich zur Tür
     ging.
    »Sagen Sie Ihren Daveys, sie sollen mir nicht in die Quere kommen«, sagte ich. »Die Amateurshow ist vorbei.«
     
    Ich arbeitete von zu Hause aus oder wohnte in meinem Büro, je nachdem, wie man es sah. Der tintenfleckige Kiefernholzschreibtisch,
     an dem ich meine Arbeit erledigte, war groß genug, um mir Bedeutung zu verleihen. Die beiden Stühle,die davor standen, waren unbequem genug, um die Klienten zu ermuntern, schnell zur Sache zu kommen. Die Jalousie hinter meinem
     Schreibtisch hatte ich gekauft, um mit dem in schrägen Streifen einfallenden Sonnenlicht Irritationen hervorrufen zu können.
     Mein Büro war so, wie man sich das Büro eines Privatdetektivs vorstellt, einschließlich der Blockbuchstaben auf der Milchglasscheibe
     der Eingangstür. Klienten fanden das beruhigend.
    Die Unterlagen, die White mir geschickt hatte, lagen überall herum. Ich hatte vor drei Stunden mit den Fällen des
Kreuzzugs
in New York begonnen. Das Essen, das ich mir unterwegs besorgt hatte, war mir nicht bekommen, und ich war noch nicht so weit,
     mir die Selbsttäuschungen und fixen Ideen anzutun, die eine Organisation in ihrer Verrücktenakte abheftete. Der
Kreuzzug
war offiziell noch keine zwei Tage in New York, doch die Überwachungsberichte ließen erkennen, dass Agenten – deren Namen
     geschwärzt waren – schon seit Monaten die Grundlagen schufen. Der
Kreuzzug
hatte in jedem Viertel jedes Stadtbezirks Spitzel losgeschickt. Der Organisationsaufwand für so viele verdeckt ermittelnde
     Agenten musste immens gewesen sein, aber so schaffte es der
Kreuzzug
, in einer Stadt einzutreffen und sofort ein Bombardement hochkarätiger Anschuldigungen loszulassen. Es war ein Blitzkrieg
     um Seelen.
    Der Modus operandi, der in den Fallakten zutage trat, entsprach dem, was ich gehört hatte. Die Hälfte der Operationen waren
     reine Überwachungen, der Rest Provokation. »Ge heilte « Schwule, die jung genug aussahen, um siebzehn zu sein, wurden als Lockvögel in bekannte Etablissements für Homosexuelle
     geschickt. Wenn irgendjemand dumm genug war, sich an sie heranzumachen, hieß es, das Lokal leiste sexuellem Missbrauch Vorschub.
     Leute, die sich unausstehlich verhielten und große Goldkreuze um den Hals trugen, wurdenin Restaurants und Unternehmen geschickt, um zu testen, ob ihr Verhalten nicht irgendwelche Kommentare provozierte, aus denen
     man das Delikt der Glaubensbeleidigung konstruieren konnte. Armeen von gutaussehenden Jugendlichen schwärmten in Bars und
     Nachtclubs aus und versuchten dort ihr Oregano und Backpulver zu verkaufen. Jeder, der sein Haus zu freizügig führte, wurde
     angezeigt.
    In der

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