Den Himmel auf Erden fuer Dich
Verletzungen.” Sie griff zum Verschluss des Sicherheitsgurtes, doch ihre Hände schienen ihr nicht zu gehorchen. Sie war unfähig, ihn zu öffnen.
“Warten Sie.” Der Cowboy setzte den Hut wieder auf und griff in den Wagen.
Melinda spürte die Wärme seines Körpers und nahm seinen Duft wahr, ein Aftershave oder irgendeine gut riechende Seife.
Für den Bruchteil einer Sekunde beugte er sich über sie. Sein Oberkörper streifte ihre Brüste. Dann zog er sich sofort wieder zurück und gab ihr noch nicht einmal genug Zeit, um auf die plötzliche Nähe zu reagieren.
“So.”
Erst jetzt wurde ihr klar, dass er für sie den Sicherheitsgurt geöffnet hatte. Es gelang ihr, ein Danke hervorzubringen, obwohl ihr Gehirn offensichtlich die Arbeit eingestellt hatte und ihre Zunge sich in ihrem Mund wie ein Stück Holz anfühlte.
“Gern geschehen”, erwiderte er, trat ein Stück zurück und hielt die Tür auf, damit sie aussteigen konnte. Doch Melinda musste feststellen, dass sie sich genauso ausgepumpt und kraftlos fühlte wie der leere Airbag, der über ihren Knien lag.
Der Cowboy legte sorgenvoll die Stirn in Falten. “Geht es Ihnen auch wirklich gut?”
“Natürlich. Ich bin nur … nur etwas benommen.”
“Sie stehen unter Schock”, sagte er bestimmt. “Damit spaßt man nicht. Wir sollten einen Krankenwagen rufen und …”
Sie hob abwehrend eine Hand. “Bitte, ich sagte Ihnen doch, dass es mir gut geht.”
Seine Stirn war immer noch gerunzelt. “Sie sehen aber nicht so aus.”
“Nun, es geht mir aber gut.” Sie schob die leere Plastikhülle des Airbags zur Seite, und irgendwie gelang es ihr, die Beine zur Seite zu schwingen. So blieb sie eine Weile sitzen und schaute den vorbeifahrenden Wagen zu, deren Fahrer neugierig oder kopfschüttelnd zu ihnen hinüberschauten, wie Menschen es nun einmal taten, wenn sie an einer Unfallstelle vorbeifuhren.
Der Cowboy zuckte mit den Schultern. “Also gut. Es ist Ihr Leben”, sagte er und hielt ihr eine Hand entgegen. Sie war groß und kräftig mit langen, schlanken Fingern. “Kommen Sie.”
Sie erhob sich mit seiner Hilfe und bemerkte, wie warm und rau seine Hand war und wie viel Sicherheit sie ihr schenkte.
Sobald sie stand, zog sie ihre Hand zurück und holte tief Luft.
Es war alles in Ordnung. Ihre Beine würden sie tragen.
“Ich fühle mich jede Sekunde besser”, erklärte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
“Das freut mich.” Er erwiderte ihr Lächeln. Er hatte ein eigenwilliges Kinn mit einem Grübchen in der Mitte, und sein Lächeln umspielte nicht nur seinen Mund, sondern leuchtete auch in diesen freundlichen braun-grünen Augen.
Aus irgendeinem Grund dachte sie auf einmal an Christopher.
Christophers Kinn war schmal, seine Stirn hoch und glatt.
Niemand hätte ihm angesehen, dass er bereits über vierzig Jahre alt war. Christopher ging sparsam mit seinem Lächeln um. Ganz bestimmt würde er es nicht an eine Frau verschwenden, die er gerade aus einem zerbeulten BMW gezogen hatte, eine Frau, die mit zu hoher Geschwindigkeit bei Gelb in eine Kreuzung gerast war.
Der Cowboy legte erneut die Stirn in Falten. “Ist Ihnen schwindlig?”
“Nein, nein, ganz und gar nicht.” Sie schaute zu dem Jeep hinüber. Auf dem Beifahrersitz saß eine junge Frau. Sie hatte das gleiche Lächeln wie dieser Cowboy, ein offenes, herzliches Lächeln, das auch aus ihren Augen strahlte.
Dann wandte Melinda ihre Aufmerksamkeit wieder dem Cowboy zu. “Ist mit Ihrer Beifahrerin alles in Ordnung?”
“Ja, Annie geht es gut.” Ein amüsiertes Lächeln trat auf sein Gesicht. “Und mir geht es ebenfalls gut, falls es Sie interessiert.”
Melinda blieb ernst. Es schien ihr gefährlich zu sein, zu viel mit diesem Mann zu lächeln.
“Das ist gut”, erklärte sie. “Dann ist wenigstens niemand verletzt worden.” Sie schaute wieder zu den Fahrzeugen hinüber.
Der Anblick half nicht, sie aufzumuntern. Es sah nicht so aus, als ob sie in absehbarer Zeit wieder mit ihrem BMW fahren könnte.
Plötzlich wurde sie von dem Wunsch überwältigt, auf der Stelle loszuweinen. Einfach den Kopf zurückzuwerfen und dem wunderbar blauen Himmel dort oben ihr Elend entgegenzuschluchzen.
Aber sie riss sich zusammen. Ihre Würde konnte ihr keiner nehmen.
“Ma’am”, sagte der Cowboy, “warum …”
Sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie sich abwandte und um seinen Jeep zu ihrem offen stehenden Kofferraum herumging.
Als sie davor stand, stellte sie fest, dass sie noch
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