Den Himmel auf Erden fuer Dich
einmal Glück im Unglück gehabt hatte. Es sah nicht so schlimm aus, wie sie es befürchtet hatte. Die hübschen Schachteln, die sie so sorgfältig gestapelt hatte, waren zwar durcheinandergefallen, und einige sahen ein wenig eingebeult aus, aber die pink-und goldfarbenen Schleifen hatten gehalten, und ihr Inhalt schien intakt zu sein.
“Soll ich mal versuchen, ob mein Jeep noch fährt?”, fragte der Cowboy. Er war ihr gefolgt und stand nur einen Meter entfernt von ihr.
Sie drehte sich um. “Klar. Versuchen Sie es.”
Er ging zur Fahrertür und stieg ein. Dann sagte er etwas zu seiner Beifahrerin, startete den Motor und legte den Rückwärtsgang ein. Der Jeep löste sich sofort von dem BMW, obwohl das Knarren und Stöhnen des Blechs nicht angenehm für die Ohren war. Dann parkte der Mann den Jeep einige Meter weiter entfernt auf einer ausgezeichneten Parkfläche.
Melinda wagte es, wieder näher an ihren Wagen heranzugehen. Erst jetzt konnte sie das Ausmaß des Schadens richtig erkennen. Die hintere linke Seite sah aus, als ob eine riesige Metallfaust hineingeschlagen hätte. Und auch mit den Hinterreifen schien etwas nicht zu stimmen. Dann warf sie einen Blick auf den großen Jeep. Eine verbogene Stoßstange und einige Beulen im Kotflügel war alles, was sie sehen konnte.
Der Cowboy kam auf sie zu und blieb dann an ihrer Seite stehen. Einen Moment starrten sie beide auf den Unfallwagen.
“Wow!”, rief er schließlich aus. “Es sieht so aus, als ob die Hinterachse übel verbogen wäre.” Mit diesen Worten nahm er den Hut ab und schlug ihn zweimal gegen seinen Oberschenkel.
Genau wie Zach, schoss es ihr durch den Kopf. Zach war ihr großer Bruder, den sie über alles liebte, obwohl sie ihn nicht verstand. Er leitete jetzt die Familienranch in Wyoming. Von klein auf war er von Kühen und der unendlichen Weite des Landes fasziniert gewesen.
Der Cowboy lächelte, als er ihren Blick bemerkte, und Melinda wusste sofort, was das Glitzern in seinen Augen bedeutete. Dieses Glitzern war nicht neu für sie. Sie hatte es zu oft in den Augen von Männern gesehen. Dir ganzes Leben lang hatte man Melinda gesagt, wie schön sie war. Und über die Jahre hinweg war sie es leid geworden, ständig Annäherungsversuche von Männern abwehren zu müssen. Aber aus irgendeinem Grund störte sie die Bewunderung, die in den Augen dieses Mannes lag, überhaupt nicht - obwohl sie etwas unpassend war, wenn man bedachte, dass eine hübsche Beifahrerin in seinem Jeep auf ihn wartete.
Melinda brach den Blickkontakt ab, und der Cowboy setzte wieder seinen Hut auf.
“Ich glaube, Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als Ihren Wagen in eine Werkstatt schleppen zu lassen.”
“Na, wunderbar”, murmelte sie, als ihr erneut die Schwierigkeit ihrer Situation bewusst wurde. Sie widerstand dem Wunsch, ihn anzuklagen, ihn zu fragen, wo er seine hübschen Augen gehabt hatte. Was hatte ihn nur davon abgehalten, auf die Straße zu schauen?
Aber Anklagen würde sie nirgendwohin bringen. Sie wusste, dass sie genau so viel Schuld wie er hatte. Außerdem war er hilfsbereit und verhielt sich in dieser Situation ausgesprochen fair.
Nein, sollte sich doch die Versicherung um die Schuldzuweisung kümmern. Jetzt sollte sie ein Taxi rufen und beten, dass es rechtzeitig kam, um sie zu Evelyn Eriksons Villa zu bringen und zwar - sie warf einen Blick auf ihre Rolex -
innerhalb von fünfzehn Minuten.
Das würde sie nie schaffen. Dabei war Evelyn Erikson ebenso berühmt für ihre Launen wie für ihre Schönheit und ihr Talent. Dem legendären Star würde es gar nicht gefallen, auf eine gewöhnliche Vertreterin warten zu müssen.
Und dabei ist das meine große Chance, dachte Melinda halb ironisch, halb verzweifelt.
Sie brauchte diesen Termin. Und sie hatte diese einzigartige Gelegenheit nur erhalten, weil sie all ihren Charme aufgebracht und den persönlichen Assistenten von Evelyn Erikson am Telefon überzeugt hatte, dass sie allein die richtige Person war, um Evelyn Erikson die Dessous in ihrer Villa zu unterbreiten.
Der Cowboy stand immer noch neben ihr und wartete. Als Erstes würde sie ihn und seine Freundin fortschicken müssen.
“Ich glaube, wir sollten unsere Adressen und Versicherungsdaten austauschen”, erklärte sie.
Der Cowboy schaute sie immer noch an. Besorgnis lag in seinen warmen braun-grünen Augen - und dann spürte sie, wie etwas Feuchtes, Warmes ihre Wange hinunterlief. Eine Träne.
Du lieber Gott. Wie furchtbar. Mitleid konnte
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