Vampirjaegerin inkognito
Kapitel 1
„ Bettina Frei.“
„Philippe Nemours.“
„ Amelie Berger“, sagte ich , ohne mich von meinem Stuhl zu erheben. Die zum Schütteln dargebotenen Hände ignorierte ich . Das höfliche Getue der beiden änderte nichts daran, dass sie mich und meinesgleichen lieber heute als morgen tot sehen würden. Wieso also dieses Treffen? Was führten sie im Schilde?
Doch anstatt mich aufzuklären saßen Bettina und Philippe nur da, musterten erst mich, dann den Raum . Ihre Blicke schweiften abschätzig über die künstlichen Spinnweben an den Fenstern , die Totenköpfe an den Wänden und die mittelalterlich aussehenden Kronleuchter, die von der Decke hingen. Aber was hatten sie von einem Café mit dem Namen Hexentreff erwartet?
Jasmin , eine der Kellnerinnen , trat an unseren Tisch. Ihr rotes, mit goldenen Mustern besticktes Samtkleid wippte noch einen Augenblick nach , dann lag es still.
„Wenn Sie das erste Mal hier sind, empfehle ich Ihnen eine unserer Gewürz-Kaffee-K r eationen“, schlug Jasmin den beiden vor . D ie Blicke , die nun ihr und ihrem Kleid galten, ignorierte sie . „Das ist eine Spezialität unseres Hauses.“
„ Wir nehmen je ein Gla s Wasser“, forderte Bettina kühl .
„Für dich das Übliche?“ Diese Frage war an mich gerichtet.
Ich nickte.
Jasmin lächelte ein letztes Mal gut gelaunt in die Runde, dann verließ sie unseren Tisch.
„Ein höchst… wunderliches Etablissement“, kommentierte Bettina , die mit ihren blonden Locken und der hellen Haut wie eine Po rzellanfigur aussah. Die kalten blauen Augen verhalfen diesem Bild zur Perfektion.
Ich zuckte mit den Achse ln und richtete den Blick auf Philippe . Außer seinem Namen hatte der glatzköpfige Mann noch kein Wort gesagt. Stattdessen fixierte er alles und jeden mit seinen stechenden braunen Augen . I ch sah kühl zurück, gespannt, ob ich auf diese Weise eine Reaktion provozieren könnte . A ls wir das Spiel mehrere Minuten lang gespielt hatten und immer noch nichts passiert war, wandte ich mich wieder Bettina zu. „Was wollen Sie?“ Ich wusste nichts von den beiden . A ußer, dass sie dem Bund angehör ten. Jener Gemeinschaft , d ie aus Menschen bestand, die nur ein Ziel hatten: Alle Vampire auszurotten.
„Wir hörten, Sie seien eine Hexe?“, fragte Bettina mit gehobenen Augenbrauen.
T ypisch Vampirjä ger . Sie wussten über übernatürliche Wesen nur , was sie für wichtig hielten : Wie man einen Vampir schwächt , ihn tötet und verhindert, ebenfalls einer zu werden. Hexen und Zauberer und d ie Tatsache , dass die einen nichts mit den anderen gemein hatten , interessierte sie natürlich nicht . Warum auch ? Bisher hatten sich Hexen und Zauberer in ihren Augen wohl zu wenig zu Schulden kommen lassen, um in ihren Aufmerksamkeitsfokus zu rücken . Obwohl es ein offenes Geheimnis war, dass der Bund am liebsten jede Art übernatürlicher Wesen beseitigt hätte. Leider kam en da die schlechte Wirtschaftslage und der Fachkräftemangel ins Spiel.
„Ich bin eine Zauberin“, startete ich wider besseren Wissens einen Erklärungsversuch . „Hexen besitzen nicht wirklich magische Kräfte, sie nutzen lediglich magische Gegenstände sowie Rituale, um Magie zu erzeugen. Zauberer hingegen -“
„ Besitzen Sie echte Macht oder nicht ?“, unterbrach mich Philippe unwirsch. Er sprach mit einem solch schweren französischen Akzent, dass ich ihn kaum verstand.
„ Das tue ich . Aber bevor wir weiter von mir sprechen, würde ich gerne erstmal erfahren, was Sie von mir wollen. Wi eso vereinbaren gerade Sie ein T reffen mit einer Zauberin?“
„Gerade wir? Wie meinen Sie das ?“, fragte Bettina kühl .
„ Das wissen Sie selbst ja wohl am Besten . “
„Wir haben nichts gegen Zauberer.“ Bettina lächelte mich einnehmend an. Doch da war etwas in ihrer Stimme, w as ihre Worte Lügen strafte. „ Und w ir wollen Ihnen helfen . “
„ Sie wollen mir helfen?“ Ich hob zweifelnd die Augenbrauen.
„Und natürlich wollen wir gleichzeitig Hilfe von Ihnen. Wir hörten, Sie s eien auf der Suche nach einem Zauberer namens Christopher Margraf ? “
Äußerlich blieb ich gelassen. Nur innerlich meldete sich die vertraute Wut zurück , die jedes Mal in Verbindung mit seinem Namen aufkam . „Woher wissen Sie das?“
Bettina zuckte elegant mit den Achseln. „Wir sind eine recht große, weit verbreitete Organisation. Wir wissen einiges.“
„Wissen Sie auch, wo Chris sich gerade aufhält?“
„Nein“, gab Bettina zu.
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