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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Plakate.«
    »Welche Plakate?«
    Lulu sah nur die immergleichen großen Schilder neben der Autobahn, die für Hotels, Immobilienfirmen oder Limonade warben. Aber was war das? Sie blinzelte. Hatte sie eine Halluzination? War das gerade Mike gewesen?
    Schon kam das nächste Schild in Sicht, und nun sah sie die Bescherung: Auf einer Fläche von geschätzten zehn mal fünfzehn Metern starrte ein Mann den Betrachter an, kniend, die Jeans auf halbmast, das Hemd bis zum Bauchnabel geöffnet. Auf seinem linken Oberschenkel prangte ein faustgroßes Tattoo in Form einer Meerjungfrau.
    Quer über das Bild war ein pinkfarbener Schriftzug gedruckt: »Schöner scheitern. Dieser Mann weiß, wie’s geht!«
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, zwitscherte Sabrina. »Hatte ich dir nicht etwas ganz Besonderes zum vierzigsten versprochen?«
    Lulu konnte es nicht fassen. Die Insel war förmlich gepflastert mit den Riesenplakaten, die Mike als verunglückten Verführer zeigten. Es war verrückt. Es war irre. Es war der absolute Wahnsinn.
    »Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde mehr«, sagte Philipp. »Ich glaube, der überlegt es sich zweimal, bevor er das nächste Mal eine Frau angräbt.«
    Auch Lotte sah jetzt interessiert nach draußen. »Ich kenne den Mann«, rief sie aus.
    »Ich auch«, sagte Lulu trocken.
    »Mike ist gefeuert«, verkündete Philipp. »Petersen hat mich gerade angerufen. Der gute Mike hat nämlich nicht nur bei dir einen Trümmerhaufen hinterlassen, sondern sich bei der Arbeit an jede Frau rangemacht, egal, ob Model, Stylistin oder Fotografin. Ein paar von ihnen haben sich beschwert.«
    »Gefeuert …« Die Genugtuung rann wie Balsam über Lulus wunde Seele.
    »Eine hat sogar mit dem Anwalt gedroht«, erzählte Philipp weiter. »Wegen sexueller Belästigung. Mike stand längst ganz oben auf der schwarzen Liste.«
    »Und wieso ist er dann hier noch aufgetaucht?«
    »Nennen wir es den letzten Versuch. Danach muss es eine ziemlich heftige Auseinandersetzung mit Karl und Sam gegeben haben. Tatsache ist, dass Mike in hohem Bogen rausgeflogen ist.«
    »War überfällig«, sagte Sabrina kalt.
    »Aber ist er denn nicht der Chef?«, fragte Lulu.
    Philipp rückte seinen Pferdeschwanz gerade. »Er hat zwar immer so getan, als gehöre ihm der ganze Laden, doch er war nur für die Kundenkontakte zuständig. Und die hat er gründlich verbrannt mit seinen Anmachermethoden.«
    Wieder betrachtete Lulu die Plakate. Kein schlechtes Foto eigentlich, dachte sie. Die angesagte Trash-Optik.
    »Mike fliegt übrigens auch heute nach Hause«, grinste Philipp. »Der wird sich wundern, wenn er sieht, dass er die berühmteste Pfeife von Mallorca ist. An seiner Stelle würde ich mich hier nicht mehr blicken lassen.«
    Eine halbe Stunde später waren sie am Flughafen angelangt. Sabrina ließ es sich nicht nehmen, noch bis zum Check-in mitzukommen. Lulu atmete schwer. Noch ein Abschied. Auch der Regen und ihr Liebeskummer konnten nichts daran ändern, dass ihr wehmütig ums Herz wurde.
    »Mach bitte nicht so ein Beerdigungsgesicht«, sagte Sabrina, die Lotte an die Hand genommen hatte. »Sonst heule ich los. Vielleicht sehen wir uns ja schneller wieder, als du denkst. Ich werde wohl morgen abfliegen, für mich gibt es hier ja nichts mehr zu tun.«
    Lulu umarmte sie innig. »Du bist die beste Freundin im ganzen Universum. Ohne dich hätte ich es nicht überlebt – weder das mit Mike noch das mit Alex. Danke.«
    Ein gellender Schrei ließ sie zusammenfahren.
    »Tedddiiieee! Freddiiiiee!«
    Lotte riss sich von Sabrinas Hand los und spurtete davon. Lulu sah, wie sie über einen Koffer sprang, unter einer Absperrung hindurchtauchte und zu zwei Jungen lief, die etwas entfernt vor einer Anzeigetafel standen. Sie waren nicht allein. Zwischen ihnen stand ein Mann, der die Arme um ihre Schultern gelegt hatte.
    Lulu begann zu zittern. Sie rieb sich die Augen. Das konnte doch nicht sein. Was um Gottes willen machte denn Alex hier?
    »Nun lauf schon hin«, sagte Sabrina, die sich gerührt eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    »Was …«
    »Frag nicht! Lauf!«, rief Sabrina.
    Und Lulu lief los. Ihr Herz bummerte wie ein Presslufthammer. Sie spürte ihre Beine nicht. Auch ihre Füße existierten nicht mehr. Sie flog Alex entgegen, als hätte sie Flügel und Rückenwind.
    Jetzt kam auch Bewegung in Alex. Er ging in Lulus Richtung, langsam erst, dann immer schneller, bis er rannte. Dann standen sie voreinander, atemlos, erhitzt,

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