Den lass ich gleich an
Life. Von den internationalen Kampagnen.
»Du wirst viel reisen«, gab Philipp zu bedenken. »Wie willst du das organisieren – mit Lotte?«
Lulu musste gestehen, dass sie in ihrem Freudentaumel noch gar nicht so weit gedacht hatte. Gill schied als Babysitter aus, schließlich würde sie von nun an Fusselbart umsorgen und ihm die Filzpantoffeln anwärmen. Philipp konnte ebenso wenig einspringen, weil er Lulu begleitete. Hatte sie sich zu früh gefreut?
Gegen fünf Uhr erreichten sie das Hotel. Eine Stunde noch bis zum Ende des Juniorclubs, eine volle Stunde ganz für mich allein, dachte Lulu. Sie würde sich in die heißeWanne legen und dann die Koffer packen. Der Flug am nächsten Tag ging bereits um neun Uhr, was bedeutete, dass sie mindestens um sechs Uhr aufstehen musste. Philipp verwuschelte freundschaftlich ihre Locken, als sie sich vor dem Hotel trennten. »Bist ’ne tolle Frau«, sagte er. »Bis morgen.«
»Sehen wir uns denn nicht beim Abendessen?«, fragte Lulu überrascht.
»Nee. Die Community ruft. Ich gehe jetzt ins Netz. Morgen früh fahren wir zusammen zum Flughafen, wenn du willst. Um sieben? Pünktlich?«
»Pünktlichkeit ist deine Stärke, weiß schon«, grinste Lulu.
Sie sah Philipp hinterher, der wieder in die Limousine stieg. Wenigstens er blieb ihr erhalten. Ihr Fels in der Brandung.
Der letzte Abend, dachte sie. Eigentlich schade, dass der Urlaub so gut wie vorbei ist. Aber was hielt sie hier noch? Das Wetter war trostlos, ihr Liebesleben auch, und je länger sie hier blieb, desto schmerzhafter wurde sie an Alex erinnert.
In Gedanken versunken durchquerte sie die Hotellobby, die wegen des Regens völlig überfüllt war. Kleine Jungs spielten Fußball, Babys schrien, und die Erwachsenen schlenderten mit Handys am Ohr herum. Der ganz normale Trubel. Doch Lulu gefiel er. Die Stille zu Hause würde ihr zusammen mit der Decke auf den Kopf fallen.
Geschickt absolvierte sie den Hindernisparcours aus abgestellten Rucksäcken, bunten Babywippen und Kindern,die selbstvergessen auf ihren Spielkonsolen herumdrückten. Dann trat sie an die Rezeption.
Tommy durchblätterte gerade ein Fotomagazin. Er versteckte es hastig, als er Lulu entdeckte. Ihr war jedoch nicht entgangen, dass es sich um eines jener Heftchen handelte, die Feministinnen gern auf dem Scheiterhaufen gesehen hätten.
»Hallo Tommy«, sagte sie. »Wir müssen früher abreisen. Leider.«
Tommy formte seine Lippen zu einem Gebilde, das Lulu von Lotte kannte. Sie nannte es die Motz&Trotz-Schippe.
»Glaub ich ja nicht. Wann denn?«
»Morgen.«
»Nee. Du bleibst hier, Lady. Da hab ich dich gerade ein bisschen angelockert und …«
Das Teufelchen in ihr erwachte. Dieses kleine, freche Teufelchen, das ihr manchmal Dinge einflüsterte, die alles andere als salonfähig waren.
»Tommy?«
»Ja?«
Lulu stützte ihre Ellenbogen auf den Tresen, schloss halb die Lider und feuerte ihren besten Schlafzimmerblick ab. »Mal ganz unter uns: Wir hätten drei Quickies pro Tag und Gourmetsex bis zum Morgengrauen, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre. Bin ich aber nicht. Morgen werde ich – vierzig!«
»Echt jetzt? Find ich geil«, sagte Tommy hingerissen.
Es war sinnlos. Lulu wechselte die Taktik. »Mach einfachalles fertig zum Check-out. Morgen früh um sieben geht’s los.«
»Sei doch nicht so spießig!«, maulte Tommy. »Ach, ehe ich’s vergesse: Der Typ war wieder da.«
Lulus Herz klopfte schneller. »Welcher – Typ?«
»Na der, vor dem du dich versteckt hast. Er hat nach dir gefragt. Ob du hier wohnst. Er hat dich ganz genau beschrieben. Aber ich habe dichtgehalten.«
»Gut gemacht. Danke, Tommy.«
Alex! Er ließ wahrlich nichts unversucht.
»Und – wirst du wiederkommen?«, fragte Tommy mit einem treuherzigen Augenaufschlag.
»Ganz bestimmt. Jetzt muss ich erst mal eine Weile arbeiten, damit ich mir irgendwann wieder einen Sunny-Beach-Urlaub leisten kann.«
»Viel Glück«, sagte Tommy enttäuscht. »Und das nächste Mal zeigst du mir, was Gourmetsex ist.«
Den Kopf voller Zukunftspläne, schloss Lulu die Suite auf. Wort für Wort rief sie sich den Vertrag ins Gedächtnis. Nie hätte sie gedacht, dass ihr jemals solch ein Angebot gemacht werden würde. Jetzt freute sie sich erst mal auf das heiße Bad! Doch dann blieb sie wie angewurzelt stehen.
Die Suite war voller Menschen. Sabrina füllte Gläser mit Champagner, Gill reichte Schnittchen herum, Fusselbart spielte mit Lotte Mensch-ärgere-dich-nicht. Und Philipp, der
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