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Deniz, die Lokomotive

Deniz, die Lokomotive

Titel: Deniz, die Lokomotive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Langsam schälte es sich aus dem Dunst. Genauso wie Juli „Huckleberry“ Fort Knox. Der lauerte rechts, und den kannte ich schon. Zu dem wollte ich auf gar keinen Fall. Deshalb schlug ich einen Haken nach links. Dort war der Weg wieder frei. Frei bis zum Tor. Nur Markus, der Unbezwingbare, war noch da. Ihn musste ich überwinden, und er kam jetzt prompt auf mich zu. Ich zögerte kurz, überlegte, ob ich ihn ausspielen sollte, und hörte die Rufe der anderen Stürmer.
    „Vorsicht! Hintermann! Deniz, die 8!“ Das war Juli „Huckleberry“ Fort Knox! Und unser Trainer tobte und schrie:
    „Verfluchter Türkendickschädel! Spiel endlich ab!“
    Aber wohin sollte ich passen? Um mich herum war dichter Nebel. Das wusste ich, und ich hatte keinen Herzschlag mehr Zeit. Hinter mir drohte die Viererkette in einer Person, und vor mir warf sich der Unbezwingbare furchtlos gegen den Ball. Ich schaffte es gerade noch, legte den Ball mit rechts auf links vor und schob ihn unter Markus hindurch.
    Langsam kullerte das Leder auf das Tor zu, in die lange Ecke hinein. Juli sprang über mich drüber, machte sich lang, grätschte mit einer Affengeschwindigkeit Richtung Ball, doch es reichte nicht aus. Er streifte die Kugel nur leicht, und die eierte weiter, erreichte die Linie und musste nur noch einen Ballumfang weiter, dann war sie im Tor!
    Unser Trainer sprang in die Luft: „Ich liebe dich, Deniz!“
    Doch noch in der Luft änderte er seine Meinung: „Nein! Das tue ich nicht! Ich bringe dich um!“
    Denn jetzt schoss ein Zwerg aus dem Nichts. Er war höchstens sechs Jahre alt, schoss den Ball von der Linie ins Spielfeld zurück und jubelte, als hätte er einen Treffer erzielt.
    „Ich hab ihn, Juli! Ich hab ihn erwischt!“, rief er, umarmte seinen älteren Bruder, küsste ihn ab, bekam einen deftigen Faustschlag dafür und fiel direkt vor mir auf den Bauch. Ungläubig starrte ich auf das X. Das war statt einer Zahl auf seinen Trikotrücken gedruckt. Dann hob der kleine Giftzwerg den Kopf.
    „Hey, hallo, du Türkendickschädel!“, grinste er frech. „Ich bin Joschka, die siebte Kavallerie!“
    Und zur Bestätigung dieses Satzes pfiff der Schiedsrichter ab. Ich stand auf und trottete quer durch den Sechzehner der Wilden Fußballkerle vom Platz. Ich stapfte an allen vorbei: An unserem Mittelstürmer, der am Elfmeterpunkt stand, und an unserem Linksaußen am Strafraumrand. Auch ein Mittelfeldspieler wäre frei gewesen, ebenso wie die anderen beiden. Ich hätte nur passen müssen. Dann hätten sie das Tor schon gemacht, und dann hätten wir das Spiel nicht verloren.
    Doch stattdessen saß ich jetzt in der Umkleide wie in einem Fass Rübenkraut und spürte den heißen Atem unseres Trainers in meinem Gesicht. Über zwei Meter groß stand er vor mir und sammelte die Gemeinheiten, die er gleich auf mich loslassen würde.
    „Zwei zu drei! Zwei zu drei! Ich kann es nicht fassen! Die war’n ein Jahr jünger als ihr! Die hat man gerade erst aus der Pampersliga entlassen! Doch was sage ich euch? Ihr solltet dort spielen. Ja, genau, oder besser noch: Wir machen ’ne Mädchenmannschaft aus euch! Wir schlitzen eure Trikothosen auf und machen Ballettröcke daraus. Zum Teufel!“, spuckte er aus. „Ihr seid der erbärmlichste Haufen von Möchtegernkickern, den ich je trainiert habe.“
    „Aber Friede-ha-rich!“, traute ich mich. „Die haben noch niemals verloren. Drei Spiele und nur einma-hal unentschieden. Die sind echt wild!“
    „Wie bitte?“, fuhr unser Trainer herum. „Warum kannst du denn noch reden? Nur wer nach dem Spiel kotzt, hat auch alles gegeben. Wie oft hab ich dir das schon gesagt?“
    Ich starrte auf meine Füße. Doch unserem Trainer reichte das nicht.
    „Ja. Und damit sind wir beim Grund für dieses Desaster!“, zischte er und machte einen Schritt auf mich zu. „Deniz! Deniz, der Türkendickschädel. Er hat alles versiebt!“
    Ich sagte nichts. Ich hatte zwei Tore geschossen.
    „Wegen ihm sind jetzt nicht mehr wir, sondern die Wilden Fußballkerle auf Meisterschaftskurs. Hey! Ich rede mit dir!“, rief er und spuckte auf meine Schuhe. „Los, schau mich an!“
    Das tat ich dann auch. Langsam hob ich den Kopf, doch ich konnte ihn in dem dampfenden Raum kaum erkennen. Deshalb blinzelte ich.
    „Ja, so ist es gut!“, spottete Böckmann. „Schaut ihn euch an. Seht ihr, wie schief er schielt? So einer kann überhaupt gar nicht treffen. So einer spielt auch keinen einzigen Pass! So einer ist ein Verlierer! Eine

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