Denk doch, was du willst
das andere jetzt brauchen.
Sollten Sie sich jetzt fragen, warum ich diesen Trick schon im Vorwort erkläre: Ganz einfach – ich will diejenigen belohnen, die sich die Mühe machen, es zu lesen. Das machen nämlich nur die wenigsten. Dabei steht gerade im Vorwort viel Wertvolles. Übrigens, die Idee, eine kleine Perle schon im Vorwort zu verstecken, stammt vom englischen Kartenkünstler Guy Hollingworth. Er hat das in seinem Buch «Drawing Room Deceptions» auch so gemacht. Ich fand den Einfall wunderbar.
Damit nur ja niemand, der das Vorwort eigentlich überspringen wollte, beim flüchtigen letzten Blick darauf über meine schöne geklaute Idee stolpert – das wäre ja dann unfair den Fleißigen gegenüber –, lasse ich zum Verwirren der Faulen noch ein wenig Text folgen, irgendwas aus «Wikipedia» wörtlich zitiert und wunderbar langweilig wie sonst die Vorreden immer. Sind Sie ein ehrlicher Vorwortleser gewesen, dann können Sie hier aufhören und mit dem ersten Kapitel beginnen. Ihnen herzlichen Dank. Wirklich, hier kommt nichts mehr. Das ist kein blöder Trick. Versprochen.
«Gemäß der klassischen Analyse des Spiels ist im nur einmal gespielten Gefangenendilemma die einzig rationale Strategie für einen am eigenen Wohl interessierten Spieler, zu gestehen und den Mitgefangenen damit zu verraten. Denn durch seine Entscheidung kann er das Verhalten des Mitspielers nicht beeinflussen, und unabhängig von der Entscheidung des Mitspielers stellt er sich immer besser, wenn er selbst nicht mit dem Mitgefangenen kooperiert. Diese Analyse setzt voraus, dass die Spieler nur einmal aufeinandertreffen und ihre Entscheidungen keinen Einfluss auf spätere Interaktionen haben können. Da es sich um ein echtes Dilemma handelt, folgt aus dieser Analyse aber keine eindeutige Handlungsanweisung (präskriptive Aussage) für reale Interaktionen, die einem Gefangenendilemma entsprechen.»
Ich lade Sie ein, dieses Buch als Ihre Auszeit und Möglichkeit, einmal aus dem Alltag auszubrechen, zu nutzen. Ziehen Sie sich damit zurück in Ihre eigene Welt – und vor allem: Nehmen Sie sich ausreichend für alles Zeit!
Manipulation an der Haustür
Schon mit achtzehn Jahre, wohnte ich allein in einer eigenen Wohnung. Eines Tages klingelte es an der Haustür, und ein Mann von Mitte zwanzig stand davor. Er fragte, ob ich ihm einige Fragen beantworten würde, es dauere auch nicht lange. Ich willigte ein, und er begann mir etwas zu erzählen und fragte dann: «Würden Sie einem ehemaligen Straftäter helfen, wenn er sicher geläutert wäre?» – «Selbstverständlich würde ich das tun!» – Er wollte dann wissen, ob ich etwas gegen Ostdeutsche hätte. – «Wie kommt man denn auf so was? Alle Menschen sind gleich», war meine spontane Antwort. Ob ich interessiert sei am aktuellen Geschehen in der Welt. «Natürlich, schließlich bin ich ja ein aufgeschlossener Bürger.» Ob ich ebenso interessiert sei an den unterschiedlichsten Berichterstattungen. «Na klar, man kann sich ja nicht genug weiterbilden.»
Bis jetzt hatte er bereits vier Fallen aufgestellt und schon scharfgemacht. Ich hatte keine Ahnung, was tatsächlich abging, und war völlig unvorbereitet auf seine abschließenden Worte. «Ich komme aus den neuen Bundesländern. Ich bin ein ehemaliger Straftäter. Ich habe meine Haft verbüßt und bereue meine Taten zutiefst.» Er sei gerade auf dem Weg, sich am eigenen Haarschopf aus dem Schlamassel zu ziehen, um auf den rechten Weg zurückzufinden. Hierbei könne ich ihm wirklich helfen, versicherte er. Er verkaufte Abonnements von zahlreichen Illustrierten. Da ich ja offensichtlich sehr interessiert sei am Weltgeschehen und auch äußerst hilfsbereit wäre, würde ich ihm sicherlich, ohne zuzögern, helfen und ihm ein Abonnement abkaufen. Die Falle schnappte zu, ich hatte im Handumdrehen den
Stern
, die
Hörzu
und den
Spiegel
abonniert. Ich hatte sogar sekundenlang ein gutes Gefühl dabei. Erst einen Tag später wurde mir klar, dass ich manipuliert worden war. Dieser Hund kam wahrscheinlich noch nicht mal aus Ostdeutschland, und ob er wirklich ein Straftäter gewesen ist, der verurteilt worden war, würde ich nie erfahren. Ich fühlte mich einerseits benutzt, andererseits war ich fasziniert davon, wie dreist ich manipuliert worden war. Heute manipuliere ich selbst Menschen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, allerdings sind die Betroffenen danach immer besser gelaunt als vorher und wissen, was mit ihnen
Weitere Kostenlose Bücher