Denkanstöße 2013
Priester ordiniert werden darf. Deshalb macht er zwar mit seinem Team ausgezeichnete Arbeit, muss aber für die Eucharistiefeier auf pensionierte Priester zurückgreifen â solange es noch solche gibt. Der zölibatäre Klerus scheint auch in der Schweiz zum Aussterben verurteilt zu sein. Niemand weiÃ, in Sursee und anderswo, wie es mit der Seelsorge und vor allem der regelmäÃigen Eucharistiefeier weitergehen soll.
âDie Kapuziner, seit Anfang des 17. Jahrhunderts eine mächtige Unterstützung für die Seelsorge, mussten ihr Kloster in Sursee wie anderswo mangels Nachwuchses schlieÃen und verkaufen. Auch Nachwuchs für den Diözesanklerus ist äuÃerst rar.
âDie nahe Theologische Fakultät Luzern, aus der im vergangenen Jahrhundert die Universität hervorging, muss ebenfalls um ihre Existenz bangen; wegen rückläufiger Studentenzahlen soll sie nach den Plänen mancher Politiker zu Gunsten des Ausbaus einer »Gesundheitsfakultät« mit der Katholisch-Theologischen Fakultät in Fribourg oder aber mit der Evangelisch-Reformierten Theologischen Fakultät Zürich zusammengelegt werden. Studierende der Katholischen Theologie gibt es in der Schweiz zu wenige, und Ausbildungsstätten zu viele.
âDer zuständige Bischof von Basel, Kurt Koch , wenig beliebt wegen seiner römischen Linientreue, seiner Opposition zum bewährten eidgenössischen Staatskirchenrecht mit starker Laienrepräsentation und wegen seines jahrelangen Konflikts mit einer Kirchengemeinde nach der willkürlichen Absetzung ihres Pfarrers â dieser Bischof hatte beinahe fluchtartig Ende Juli 2010 seine Diözese verlassen und von Rom aus seinen Rücktritt angekündigt, wo er ebenso unvermittelt zum Chef des Sekretariats für die Einheit der Christen ernannt worden ist. Von ihm wird im römischen Kontext noch die Rede sein müssen. Dass der vom Domkapitel gewählte neue junge Bischof Felix Gmür , der im Januar 2011 sein Amt antritt, sich besser bewähren wird, hofft man allgemein.
Der Zustand meiner Heimatgemeinde ist typisch für sehr viele andere in aller Welt. Angesichts der Wahl des neuen Bischofs von Basel sei es »spürbar, wie viele Menschen unsere Kirche bereits innerlich abgeschrieben haben«, schrieb der Gemeindeleiter von Sursee im Vorfeld der Wahl. »Vielleicht merken wir sogar in uns, dass da und dort Resignation sich breitgemacht hat. Diese Resignation beinhaltet, dass eh alles so bleibt wie es ist.«
Die Auszehrung der Kirche schreitet auch in anderen Weltregionen fort: Zehntausende Priester haben seit dem Konzil, vor allem wegen des Zölibatsgesetzes, ihr Amt aufgegeben. Der Nachwuchs an Priestern, aber auch an Ordensleuten, Schwestern und Laienbrüdern, hat in quantitativer wie qualitativer Hinsicht abgenommen. Resignation und Frustration breiten sich im Klerus und gerade unter den aktivsten Kirchenmitgliedern aus. Viele fühlen sich mit ihren Nöten im Stich gelassen und leiden an der Reformunfähigkeit der Kirche. In vielen Diözesen gibt es immer mehr leere Gotteshäuser, Priesterseminarien, Pfarrhäuser. In manchen Ländern werden Kirchgemeinden wegen Priestermangel, oft gegen ihren Willen, zusammengelegt zu riesigen »Seelsorgeeinheiten«, in denen die wenigen Priester völlig überlastet sind und wodurch eine Kirchenreform nur vorgetäuscht wird.
Kanon 515 des kirchlichen Gesetzbuches gibt jedem Bischof die uneingeschränkte Macht, Pfarreien zu errichten und sie auch wieder aufzuheben. Dieser Kanon wurde kürzlich auch vom obersten Gericht der römischen Kurie zitiert zur Unterstützung von Bischöfen wie Kardinal Sean O â Malley von Boston, gegen den zehn Pfarreien, die von ihm aufgehoben worden waren, an den Heiligen Stuhl appelliert hatten â natürlich vergebens! Seither geht in den USA das Wort um, das leider nicht nur für die USA gilt: »No parish is safe â keine Pfarrei ist sicher«. Sicher sind sie vielleicht vor Kirchenräubern, nicht aber vor »rationalisierenden« diözesanen und römischen Kirchenoberen. Lieber geben diese die Eucharistiefeier auf, das Zentrum der neutestamentlichen Gemeinde, um des »heiligen« mittelalterlichen Zölibatsgesetzes willen. SchlieÃlich kann man so nicht nur Priester sparen, sondern auch Geld. So hat zum Beispiel Bischof Richard Lennon in seiner Diözese Cleveland/Ohio
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