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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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verblüffende und gleichzeitig
     brillante Antwort: Menschen, die sich nicht entscheiden könnten,
hätten
sich bereits entschieden! Nämlich dazu, sich nicht zu entscheiden. Es sei somit Timmerbergs Weg, unentschlossen zu sein. Laut
     der Aussagen des Gurus sei die Tatsache, dass Timmerberg keine Entscheidungen fällen könne, sein Schicksal – «von Gott gewollt,
     oder vom Urknall oder wie immer du die Quelle von allem Existierenden nennen willst».
    Der Inder erklärt weiter: «Weißt du, was ich an deiner Stelle tun würde, Tim? […] Wenn ich mich nicht entscheiden könnte,
     Tim, würde ich eine Münze werfen. Denn niemand kann behaupten, dass Menschen, die es einer Münze überlassen, weniger erfolgreich
     sind als Menschen, die auf traditionelle Weise |44| eine Entscheidung treffen.» In diesem Fall hat der Guru den Nagel auf den Kopf getroffen. Das erinnert mich an eine Fabel,
     in der ein hungriger Esel sich nicht zwischen zwei Heuhaufen entscheiden konnte. Am Ende war er verhungert   … Manchmal sind wir selbst nicht besser als dieser Esel. Sehr oft ist die Tatsache, überhaupt eine Entscheidung zu treffen,
     wichtiger als das Ergebnis selbst. Ich wusste beispielsweise beim Einschreibetermin an der Universität nicht hundertprozentig,
     ob ich Übersetzen und Dolmetschen studieren oder Französisch und Englisch mit Magisterabschluss wählen sollte. Ich habe an
     diesem Tag einfach eine Wahl getroffen, die mir in diesem Moment sinnvoll schien. Ein paar Tage später hätte ich es vielleicht
     anders gemacht. Damals schien mir das eine wichtige Entscheidung zu sein – aus heutiger Sicht war sie mehr als unwichtig:
     Ich unterhalte nämlich jetzt Menschen mit meinen Vorträgen, meinen Shows und meinen Büchern und lasse sie so an meinem Wissen
     und meinen Erfahrungen teilhaben.
    In den Worten des Gurus steckt aber noch mehr. Er gab Timmerberg die Möglichkeit, seine Schwäche einfach hinzunehmen, die
     Dinge zu akzeptieren, wie sie sind, ohne sie dabei negativ zu bewerten. Seine Unfähigkeit zur Entscheidung war einfach in
     ihm angelegt. Sie sei entweder von Gott gewollt (das sagte er, falls Timmerberg gläubig wäre), vom Urknall erzeugt (falls
     er eher naturwissenschaftlich veranlagt wäre) oder von irgendeiner anderen Quelle alles Existierenden angelegt. Letzteres
     Argument löst auch für den größten Skeptiker den Zweifel. Er kann es annehmen. Der Guru hat also nicht nur inhaltlich, sondern
     auch rhetorisch alles richtig gemacht, um Timmerberg zu helfen.
    Letzten Endes geht es – nicht nur in diesem Fall – darum, die Situation als die zu akzeptieren, die sie ist. Jemand kann sich
     nicht entscheiden – es ist, wie es ist. Akzeptiert. Nachdem er das erkannt hatte, konnte er lösungsorientiert vorgehen: «Wenn
     du selbst nichts entscheiden kannst, wirf eine Münze!», |45| sagte er. Und genau das machte Timmerberg dann auch – vor den Augen eines fassungslosen indischen Reisebüroangestellten: Kopf!
     Alles klar? Allerdings vergaß er vor lauter Begeisterung über seine neue Methode zur Entscheidungsfindung, ob Kopf für Zug
     oder Flugzeug stand   …
    Falls Sie jetzt denken, dass Sie sich Ihren freien Willen nicht von einer Münze wegnehmen lassen wollen, sollten Sie auch
     berücksichtigen, dass Ihr freier Wille bei weitem nicht so frei ist, wie Sie bisher vielleicht angenommen haben. Sie haben
     in diesem Kapitel bereits gesehen, dass sehr viele Menschen bei einer offensichtlich unsinnigen Entscheidung bleiben, auch
     wenn sich ihnen eine bessere Wahlmöglichkeit bietet. Es gibt viele Faktoren, die sich auf unseren freien Willen einschränkend
     auswirken. Sehr wichtig sind unsere Erfahrungen, unsere Kultur – in der wir leben – allgemein und natürlich unsere fünf Sinne
     (vgl. S.   77   ff.).
    Folgendes Experiment hat, um die Annahmen zu verdeutlichen, vor allem in großen Hallen immer besonders gut geklappt. Wollen
     Sie es damit auch versuchen? Bitte denken Sie an eine bestimmte Zahl zwischen eins und zehn. Jetzt denken Sie bitte an eine
     Farbe, und als Letztes stellen Sie sich bitte eine Spielkarte vor. Die Chancen stehen sehr gut, dass Sie jetzt an die Drei
     oder die Sieben, an rot oder schwarz und an Herzdame oder Pikass gedacht haben. Alle, bei denen das der Fall war, sollten
     sich wieder setzen. Fast keiner im Publikum stand am Ende dieses Versuchs. Alle dachten, sie hätten frei entschieden, dennoch
     treffen fast alle im selben Moment dieselbe Entscheidung.

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