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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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Menschen können irren (nicht zu verwechseln mit «Weisheit der vielen»   …). Trotzdem sind wir alle tief in unserem Inneren vom Gegenteil überzeugt und denken, wenn viele Leute etwas Bestimmtes tun,
     dann muss das wohl richtig sein. Nach diesem Grundsatz treffen wir auch intuitiv unsere Entscheidungen: Wir orientieren uns
     an anderen.
     
    Diese Ausrichtung erfolgt nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch ganz direkt. Wenn beispielsweise der Gehweg in einer
     Großstadt besonders breit ist, wird er nicht gleichmäßig in beiden Richtungen und auf der gesamten Fläche genutzt, sondern
     es bilden sich Fußgängerspuren. Die sind automatisch immer auf der Seite und in der Richtung, in der wir auch mit dem Auto
     fahren würden. In Deutschland also aus der Bewegungsperspektive gedacht rechts. Wir überlegen nicht, wir gehen da einfach
     mit dem Strom. Dadurch sind bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Dortmund deutsche mit japanischen Fußballfans in einer
     breiten Unterführung fast zusammengeprallt. Obwohl die Unterführung breit genug für alle gewesen wäre, gingen beide Gruppen
     in entgegengesetzter Richtung auf derselben Seite und wären fast nicht aneinander vorbeigekommen. Die Erklärung: In Japan
     herrscht Linksverkehr.
    Offenbar nutzen wir auch unbewusst die Körpersignale anderer, um unser Verhalten daran auszurichten. Ich beobachte das sehr
     oft im Flugzeug nach der Landung. Wer keine Ahnung hat, in welcher Richtung der richtige Ausgang liegt, zögert zunächst, wenn
     er aufsteht. Diejenigen, die aber schon erfahren haben, in welche Richtung sie gehen müssen, laufen sofort los. Dieses Verhalten
     wird von den Umstehenden erkannt und aufgenommen. Alle folgen den Leuten, die sich zielgerichtet bewegen, denn diese haben
     offensichtlich die richtigen Informationen. Der Verhaltensökologe Prof.   Dr.   Jens Krause sagte in der
Süddeutschen Zeitung
: «Zunächst ahmt man ein beobachtetes |52| Verhalten nach, bevor man es reflektiert.» So spart man Energie. Dasselbe spielt sich an Fußgängerampeln ab: Mehrere Personen
     warten an einer roten Ampel. Plötzlich geht einer los, obwohl es noch rot ist. Sehr oft folgen andere instinktiv, ohne selbst
     nachzusehen oder nachzudenken. Dieses Verhalten nennen Wissenschaftler reflexhaftes Folgen. («Klopf, klopf, klopf» – keine
     Sorge, dass war jetzt wirklich das letzte Mal, dass ich Sie an Feuer habe denken lassen.)
    Sogar die Geschwindigkeit, mit der wir laufen, färbt von unseren Mitmenschen auf uns ab. Hier gilt: andere Länder, andere
     Sitten. Die Geschwindigkeit der Fußgänger variiert von Land zu Land. Das wurde sogar empirisch untersucht. Ich persönlich
     frage mich bei solchen Studien ja, was den Forscher dazu bringt, sie durchzuführen. Wir kennen jetzt also die Durchschnittsgeschwindigkeit
     der Fußgänger in verschiedenen Ländern auf verschiedenen Kontinenten. Toll! Klar, die Menschheit hat Probleme wie Hunger,
     Aids oder Krebs – aber wir erforschen die Geschwindigkeit von Fußgängern in verschiedenen Ländern. Das beschäftigt uns also!
     Na schön – immerhin wurde die Studie unter anderem von Richard Wiseman durchgeführt, und den finde ich klasse. Also: Die Stadt
     Singapur hat die schnellsten Fußgänger. Herzlichen Glückwunsch. Der gestresste Einwohner dieser Stadt läuft mit 1,7   Metern pro Sekunde schneller als alle anderen.
    In Berlin bewegen sich die Bürger mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 1,6   Metern pro Sekunde – auch nicht schlecht, reicht aber nur für einen siebten Platz. Die langsamsten Fußgänger kommen aus Malawi.
     Mir ist das damals nicht aufgefallen. Dort laufen die Menschen nur 0,6   Meter pro Sekunde.
    Wenn dem so ist, frage ich mich, warum so viele Weltklasse-Sprinter aus Afrika kommen und nicht aus Singapur.
    Wie wenig Kontrolle wir unter Umständen über unsere Gedanken haben, zeigt uns nicht nur meine Klopfübung, sondern |53| auch Dan Ariely in seinem sehr guten Buch «Denken hilft zwar, nützt aber nichts. Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen
     treffen». Er belegt anhand zahlreicher von ihm selbst durchgeführter Experimente, dass wir nicht nur irrational handeln, sondern
     dass wir in dieser Irrationalität auch noch vorhersagbar sind! Auf genau diese Vorhersagbarkeit stütze nicht nur ich mich
     bei meinen Bühnenprogrammen – auch Werbeagenturen, Verkäufer und alle, die andere von etwas überzeugen wollen, nutzen dieses
     Wissen.
     
Der

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