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Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten

Titel: Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Spitzbart , Thorsten Havener
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kurz vor dem Wecker – von selbst aufwacht? Wie kann das sein? Das Bewusstsein hat uns mit Sicherheit nicht geweckt,
     denn das hat bis gerade eben noch geschlafen. Die Funkuhr im Unterbewusstsein ist es, die uns kurz vor dem Wecker aufwachen
     lässt. Dies ist nur ein kleines, einfach nachzuvollziehendes Beispiel der Programmierung. Bei den großen Zielen geht es aber
     ganz genauso.
    |157| Manchmal wenden wir diese Technik auch unbewusst und mit dem falschen Vorzeichen an. Denn viel zu oft beschäftigen wir uns
     mit Dingen, von denen wir hoffen, dass sie
nicht
eintreten. Doch das Unterbewusstsein kennt das Wörtchen «nicht» nicht. Wenn wir das Bild von dem, was wir nicht wollen, etwas
     zu plastisch vor Augen haben und es sich unbemerkt seinen Weg ins Unterbewusstsein bahnt, entfaltet es dort dieselbe Wirkung
     wie die bewusst einprogrammierten positiven Bilder. Und wenn uns dieses eingeträumte Bild dann in der Realität wirklich einholt,
     entfleucht uns der schicksalhafte Satz: «Und das habe ich kommen sehen   …» Unbewusst haben wir dieses Ziel selbst einprogrammiert.
    Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Denn nur über die Bilder können wir das Unterbewusstsein erreichen. Keine Sprache, keine
     redundante Wiederholung einer Autosuggestion hat dieselbe Kraft wie das eingeträumte Bild. Noch wichtiger als das Bild ist
     aber das Gefühl hinter dem Bild. Das begleitende Gefühl verankert das Bild erst wirklich im Unterbewusstsein.
    Die Technik der Verankerung ist einfach. Man «murmelt sich» in den Alphazustand, wartet auf die tiefe Entspannung, und dann
     programmiert man die vorher zurechtgelegten Bilder als schon erreichtes Ziel ein.
    Alle guten Sportler können das, sonst wären sie keine guten Athleten. Boris Becker hat sich da einmal – wohl mehr aus Versehen
     – verraten. In seiner besten Zeit, als Wimbledon noch sein grünes Wohnzimmer war, fiel einem Sportreporter auf, dass Boris
     Becker in neun von zehn Fällen den Tiebreak gewann. Die anderen Weltklassespieler gewannen rein statistisch nur jeden zweiten
     Tiebreak, weshalb die Siegesserie des noch jungen Boris Becker ganz besonders auffiel. Auf die Frage, wie er das schaffe,
     antwortete er: «Das liegt am Training, an der Routine und der Konzentration.» Der Reporter aber insistierte und fragte: «Herr
     Becker, Sie haben heute im Tiebreak gegen Stefan Edberg gewonnen. Der hat doch auch |158| Routine, Erfahrung und Konzentration. Und Sie hatten eher die schlechteren Karten mit Ihrer Oberschenkelzerrung und haben
     trotzdem gewonnen. Wie haben Sie das geschafft?» Derart in die Enge getrieben und rhetorisch nicht so ganz auf der Höhe antwortete
     Becker: «Ach, diesen Tiebreak habe ich doch gestern Abend schon gespielt   …» Der Reporter begriff nicht, was der Tennisstar damit meinte, und fragte in eine andere Richtung weiter. Wer die Technik
     aber kennt, wird hier sofort hellhörig.
    Praktisch geht das so: Am Abend vor dem Spiel zieht sich Boris Becker zurück in ein stilles Kämmerlein, geht in die Entspannung,
     stoppt den inneren Dialog und träumt nun die Bilder des Tiebreaks vor. In Gedanken sieht er sich ein Ass servieren, und zwar
     so, dass seinem Gegner Stefan Edberg Hören und Sehen vergeht. Mit diesem guten Gefühl des Sieges geht Boris Becker nun aus
     der Entspannung heraus – das Bild ist aber in seinem Kopf geblieben und wandert ins Unterbewusstsein. Und während der Sportler
     schläft, denkt das Es – nicht er – darüber nach, wie er den Tiebreak wohl am besten gewinnen kann.
    Und nun stellen Sie sich bitte die reale Situation vor. Die beiden Spieler stehen auf dem Centre-Court, und Boris Becker serviert
     zum ersten Punkt des Tiebreaks. Er steht hinten an der Grundlinie, wirft den Ball hoch zum ersten Ballwechsel, holt aus, steigt
     in die Höhe – und gibt seinem ersten Aufschlag volle 100   Prozent Kraft und Entschlossenheit mit auf den Weg. Er denkt keine Zehntelsekunde ans Netz oder daran, dass der Ball ins Aus
     gehen könnte, denn er hat das Ass ja schon gesehen. Er bündelt seine gesamte Kraft im ersten Aufschlag. Er zweifelt keinen
     Moment an seiner Stärke, denn er hat tief im Inneren ja schon gewonnen.
    Das ist der Unterschied zu vielen von uns. Viele servieren zum ersten Punkt im täglichen Leben – aber bündeln ihre Kraft nicht.
     Viele zwei-feln nicht nur, sondern drei-feln oder |159| vier-feln sogar. Während des Handelns gehen uns sämtliche Eventualitäten durch den Kopf, die schiefgehen

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