Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
hysterisch vor Erfolgssehnsucht – wurden von falschen Versprechen, was ihre Leistungsfähigkeit
angeht, so sehr fehlgelenkt, dass sie Hals über Kopf ihre Arbeitsstelle kündigten und bald als Selbständige pleitegingen,
weil sie nicht gut genug geplant hatten. Natürlich: Es gibt genug Menschen, die Halt suchen. Aber man sollte ihnen den richtigen
bieten. Karl Lagerfeld formulierte es in einer Talkshow sehr treffend: «Alle wären gern cool, reich und schön, es gibt aber
halt auch Menschen, die sind uncool, arm und hässlich.» Ich weiß nicht mehr, ob das der genaue Wortlaut war, aber seine Aussage
lautete so oder so ähnlich. Stellen Sie sich Karl Lagerfeld vor, wie er diese Worte spricht, dann wissen Sie genau, was ich
meine! Danach ergänzte der Modeschöpfer einen sehr wichtigen Satz: «Das ist auch völlig in Ordnung so!» Ich kenne viele Menschen
mit anderen Zielen als Erfolg, Schönheit und Coolness. Was ist denn überhaupt schön und was nicht? Was ist cool und uncool?
i Der innere Dialog – Tyrann oder Kraftquelle?
Kennen Sie auch diese leise innere Stimme, die unablässig zu uns spricht? Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie vielleicht
zu abgelenkt, um Ihr eigenes inneres Zwiegespräch wahrzunehmen. Wenn Sie aber das Buch zur Seite legen, kehrt Ihre Aufmerksamkeit
immer wieder zum inneren Zwiegespräch zurück. Auch Kinder kennen diesen inneren Dialog: Allein im Zimmer externalisieren sie
das innere Zwiegespräch und sprechen mit sich selbst. Wenn wir älter werden, internalisieren wir diesen Dialog. Und wenn wir
noch älter werden, beginnen wir vielleicht sogar wieder, den inneren Dialog zu externalisieren. «Den einzigen Tyrannen dieser
Welt, den ich wirklich |199| anerkenne, ist meine leise innere Stimme …», so fasste es der weise Mahatma Gandhi zusammen.
Dieser Dialog läuft immer ab – ob wir ihn beachten oder nicht. Allein im Auto, das Radio ist aus, und – schwups – übernimmt
der innere Dialog. Wenn wir einschlafen wollen, aber es nicht gleich können, schon ist er wieder präsent. Auch wenn wir schlafen,
läuft er weiter. Und wenn wir träumen, dann erst recht. Nicht wir denken – ES denkt. Gedanken kommen, wenn
sie
es wollen, nicht wenn
wir
es wollen. «Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten – bitte jetzt!»
Wie wir wissen, sind die Quellen des positiven und negativen Denkens im Gehirn in unterschiedlichen Arealen untergebracht.
Im linken Frontallappen des Gehirns, seitlich über dem linken Auge, befindet sich das Zentrum für positive Emotionen, Gedanken
und Gefühle. Auf der Gegenseite, im rechten Frontallappen, sitzt die Quelle der negativen Emotionen, Gedanken und Gefühle.
Darum wird dieses rechte Areal in medizinischen Kreisen auch als «Jammerlappen» bezeichnet. Durch eine funktionelle Magnetresonanztomographie
(fMRT), ein spezielles bildgebendes Verfahren, können wir genau messen, wie groß die Areale beim einzelnen Menschen sind.
Das ist nämlich individuell höchst unterschiedlich. Während man sich innerlich also nacheinander mit negativen und positiven
Gedanken beschäftigt, kann man bei diesem Verfahren ganz genau nachmessen, wie groß die entsprechenden Areale sind.
Wer sich in der Vergangenheit viel mit positiven Dingen beschäftigt hat, viele freundliche und heitere Gedanken hatte, dessen
linkes Hirnzentrum wird durch diese wiederholten positiven Impulse gewachsen sein. Das Ausdifferenzieren spezieller Hirnareale
durch wiederholte Reize ist in der Medizin unter dem Fachbegriff «Plastizität des Gehirns» bekannt. Das Gehirn passt sich
immer genau an das an, was wir häufig tun. Ganz typisch ist das, wenn jemand Blindenschrift lernt. |200| Schon nach wenigen Tagen, in denen man mit den Fingern die Buchstaben der 1825 von Louis Braille erfundenen Schrift einstudiert,
wächst anatomisch nachweisbar das entsprechende Zentrum im Gehirn. Dies ist in diesem Beispiel ein ganz spezielles Zentrum,
das die sensiblen Fingerkuppen repräsentiert und das durch die neue Herausforderung an seiner Aufgabe wächst.
Das Gleiche passiert durch die Qualität unserer Gedanken. Viele freundliche positive Gedanken und Gefühle lassen den linken
Frontallappen ausdifferenzieren, negative lassen den rechten wachsen. Das jeweils größere Zentrum speist den inneren Dialog.
Wer sich in der Vergangenheit also häufig mit den positiven Seiten des Lebens beschäftigt hat, dessen größeres positives Zentrum
beeinflusst dann
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