Denken Sie Nicht an Einen Blauen Elefanten
plastisch und naturgetreu vorstellen. Sofort werden auf der positiven Gefühlsseite des Gehirns neue Verknüpfungen
geschaffen, die Dendriten (Fortsätze an den Nervenzellen zur Aufnahme und Weiterleitung von Informationen) sprießen, das entsprechende
Hirnareal wächst. Was die ganze Zeit aus Versehen auf der negativen Seite geklappt hat, kann man ganz bewusst nun auf der
positiven Seite steuern. Die Meditation hilft dabei.
Im Gegensatz zu den westlichen Entspannungstechniken verfolgt die Meditation ein noch höheres Ziel. Zusätzlich zu den heilsamen
Wirkungen der westlichen Entspannung, die sich hauptsächlich auf den Körper konzentrieren, wird bei der Meditation auch der
Geist gefordert. Der Begriff Meditation |203| kommt aus dem Lateinischen (meditatio = «Ausrichtung zur Mitte», «sich vertiefen»). Sie liegt zwischen aktivem Denken und
passivem Dösen. Man konzentriert sich auf das Halten und Sammeln eines Gedankens, ohne dass sich der innere Dialog an möglichen
Assoziationen entlanghangelt.
Auch das Blut zeigt bei der Entspannung ganz typische Veränderungen. Unter Stress neigen wir dazu, einzelne Muskelgruppen
vermehrt anzuspannen. Das führt zu einer erhöhten Produktion von Milchsäure, dem Lactat. Ganz besonders gern spannen wir unter
Stress unsere Nacken- und Schultermuskeln an – und genießen umso mehr die wohltuende Nackenmassage, wenn wir nach einem anstrengenden
Tag nach Hause kommen. Über 40 Prozent der Kopfschmerzen sind reine Spannungskopfschmerzen – also auf stressbedingte Verspannungen zurückzuführen.
In den angespannten Muskelgruppen produziert der Körper Lactat, genau wie ein Sportler, der sich überanstrengt. Diese Übersäuerung
macht kurzfristig müde und langfristig krank. Viele Krankheiten können nämlich nur in einem übersäuerten Körpermilieu entstehen.
Weiterhin konnte in psychologischen Tests nachgewiesen werden, dass Lactatinfusionen ohne körperliche Bewegung bei den Probanden
Angst erzeugen. Umgekehrt sinkt mit dem Lactatspiegel im Blut das Angstniveau in der Psyche. Daher die positive Wirkung von
Meditation: Bei allen effektiven Entspannungsübungen konnte man ein Absinken des Lactatspiegels im Blut messen.
Auch die Produktion der Nebennierenhormone Cortisol und Adrenalin wird durch die Entspannung positiv beeinflusst. Unter Stress
steigt die Zahl dieser Hormone an. Adrenalin wird besonders bei starkem Kurzzeitstress ausgeschüttet. Wenn man beispielsweise
aus voller Fahrt einen Autounfall haarscharf verhindern konnte, mit voller Kraft in die Eisen getreten ist und das Auto einen
Zentimeter vor dem Hindernis zum Stehen gebracht hat – dann kommt das Adrenalin. Die |204| Knie werden weich, die Haut blass, das Herz schlägt spürbar bis zum Halse, und der kalte Angstschweiß tritt auf die Stirn
– das sind die typischen Auswirkungen des Adrenalins.
Das Cortisol dagegen ist ein vergleichsweise träger Vertreter der Stresshormone. Es steigt eher langfristig an und wirkt sich
in erhöhter Konzentration besonders gefährlich auf Körper und Geist aus. Es ist das stärkste abbauende Hormon und unterdrückt
die Produktion der aufbauenden Hormone, denn Gas geben und bremsen gleichzeitig geht nicht. Dem versuchen viele Menschen künstlich
entgegenzuwirken. Aus dem Sport kennen wir die anabolen Hormone, allen voran das Testosteron. Diese Stoffe wirken aber nicht
nur auf den Körper aufbauend. Auch auf unsere Stimmungslage entwickeln diese mentalen «Rückenwindhormone» eine beflügelnde
Wirkung. Bei hohen Hormonspiegeln verfügen wir über die begehrte Und-das-schaff-ich-auch-noch-Mentalität, bei tiefen Spiegeln
herrscht eher die Wie-soll-ich-denn-das-noch-schaffen?-Stimmungslage. Die gefühlte Arbeitsbelastung steigt bei hoher Anzahl
des Stresshormons Cortisol. Durch psychologische Tests konnte nachgewiesen werden, dass die Stresshormone durch Entspannungsübungen
um 25 Prozent gesenkt werden können.
Insgesamt gibt es unüberschaubar viele Meditationstechniken, wobei einige schon seit Tausenden von Jahren überliefert werden.
Bereits in den Upanishaden circa 500 vor Christus, den Schriften der indischen Gelehrten, werden diese Methoden beschrieben.
Upanishaden bedeutet etwa «sich zu Füßen des Lehrers niedersetzen», wobei die Lehre vom Meister an den Schüler weitergegeben
wird.
Eines haben alle Techniken gemeinsam: Immer gibt es ein Element der Wiederholung. Im Osten benutzt man ein sogenanntes
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