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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eckhard Henscheid
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berührender, ja zuweilen beseligend, begeisternd gedieh.
    In dieser Art und Eigenschaft ging die Großmutter gleich in drei meiner literarischen Großarbeiten als Hauptgestalt ein: ins Hörspiel »Großmutter rückt ein«, in die spätere und partiell kongruente Erzählung »Frau Killermann greift ein« und, wiederum ganz ähnlich, als Schwiegermutter Winterhalder-Sandrelli in den dicken »Mätresse«-Roman von 1978; da u.a. als Beherrscherin der von ihr anläßlich der Inspektion des Schulrats in Gleißenberg einst auswendig gelernten »Städte an der Donau«, der glitzernden Perlenschnur namens »Ulm-Neu-Ulm-Leibheim-Günzburg-Gundelfingen-Lauingen-Dillingen-Höchstädt-Donauwörth-Neuburg-Ingolstadt-Kelheim-Regensburg-Stadtamhof-Straubing-Deggendorf-Osterhofen-Vilshofen(Ein- und Ausschnaufer der Erleichterung)-Passau!«
    Monika Ruhland war ein Naturtalent, nein, ein Genie als gemütvolle Plauderin wie als vorzüglich disponierende Erzählerin; und darin wohl mir, lange Zeit mehr unerkannt, Maßstab, Leitbild. Auf einem schon mehrfach veröffentlichten Familienbild sieht man das dicke Altbaby Eckhard, hochgehalten von der zarten Mutter, und daneben die noch nicht greisenhafte, stattliche Großmutter. »Nebeneinander und auf gleicher Höhe« schmeichelt mir Oliver Schmitt in seiner 57 Jahre später erschienenen Geschichte der Neuen Frankfurter Schule generös. Allzu generös. Ganz erreichte ich die Großmutter wohl nie.
    *
    Daß ich als älteres Kind schon in winzigen Dosen der Sprachkritik bzw. der höheren Wortempfindsamkeit fähig war, mich im Nachdenken über Wörter nicht ganz untalentiert zeigte, beweist mein Grübeln über die »Sommerfrische«, in der ich mich manchmal im Verbund mit allerlei ländlichen Verwandten befand.
    Denn das schöne, eigenreferentiell sommerfrische, inzwischen wie fast alles Schöne fast vergessene, ausgestorbene Wort mahnte mich damals wie heute als etwas halb Paradoxes, wußte ich doch, daß das inkludierte Wandern im Sommer und um die Sommerfrische herum eher das Gegenteil von frisch, nämlich verschwitzt macht – allerdings war mir dann auch wieder so, daß nach dem endlichen Abkühlen und Abwaschen (Duschen gab es damals noch kaum) das Sitzen oder Liegen in Pensions- oder Wirtsgärten unter schattigem Grün und in lieblicher Verträumnis doch erneut etwas besonders nomenestomenmäßig Sommerfrisches und Einladendes atme, ja hauche – ganz anders als die, so wußte ich aber noch nicht, späteren Konkurrenzen und Verschlimmbesserungen wie Urlaub auf dem Lande oder gar Fun-Vacances und dergleichen Barbareien.
    Wo das Positive bleibt? Es geht offenbar doch nie so ganz verloren. 2011 hab ich die »Sommerfrische« wieder etwas häufiger gehört und gelesen.
    *
    Auf eine beinahe erhabene Weise war ich als Jungmann leider Wirrkopf. Annähernd das ganze erste Schulhalbjahr 1955 hatten wir im Physikunterricht gelernt und eingetrichtert gekriegt, daß sich alle Gegenstände bei Hitze ausdehnen. Prompt schrieb ich, der kurz vorher mit einem kleinen bayerischen Begabtenstipendium begabt worden war, in die erste Schulaufgabe rein, daß sie sich zusammenziehen. Weil nämlich Wasser bei 4 Grad plus oder minus (ich weiß nicht mehr) besonderen Regeln gehorcht und außerdem das Wasser bei Hitze verdunstet und ergo eh weniger wird. Also sich quasi zusammenzieht.
    Trottelhaftigkeiten dieser harmvollen Art begleiteten hartnäckig auch sonst vielfach mein an sich mehr zurechnungsfähiges Leben. Leider. Und mir nicht ganz erklärlich. Adornos »technologischer Schleier« von 1960 bei mir schon verschleiernd 1955? Nein, manchmal führt mich so was wirklich zu der aufgebrachten Meinung, daß ich keineswegs so ganz dicht bin.
    Einfacher erklärbar als die Physik-Sache der Fall meiner Notenfolge im Mathematikunterricht der 2. (heutigen 6.) Klasse. Bei fünf Notenstufen hatte der Elf- bis Zwölfjährige hintereinander die Noten 511115. Meine Deutung: Der Lehrer hatte mir nach dem 4. Einser eröffnet, noch so ein Einser und ich kriegte entgegen der Durchschnittsregel auch einen Einser ins Schlußzeugnis. Ich aber war da doch lieber für klare Verhältnisse und (fünfzehn Jahre später trat ich dann ja auch schon in die SPD ein) für soziale Gerechtigkeit, auch bei Hochbegabten gegenüber den Minderbegabten. Und ich kriegte – jetzt erst recht – einen Fünfer; und also einen nunmehr sogar schon wieder wackligen Zweier ins Zeugnis.
    *
    »Aus der Knabenzeit« (Gutzkow, 1852) ist ferner zu

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