Willst du meine Liebe nicht
1. KAPITEL
Sie hatte sich danach gesehnt, nach Italien zu kommen - aber nicht so.
Als Julie Hallam das Flughafengebäude verließ und in das Taxi stieg, das sie in Roms Innenstadt bringen sollte, erkannte sie plötzlich, dass sie einen furchtbaren Fehler begangen hatte.
Oberflächlich betrachtet, war sie zu beneiden - weltgewandt und erfolgreich, war sie in der Ewigen Stadt mit acht Koffern voller eleganter Kleider und Schmuck gelandet. Ihre Garderobe war teuer, ihr Parfüm verführerisch, ihr Äußeres gepflegt. Sie war eine Frau, die sich in der Welt behauptet hatte und jetzt auf eigene Kosten nach Rom reiste.
Aber vor langer Zeit hatte sie davon geträumt, hier als Braut von Rico Forza einzutreffen.
Sie versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen. Sie hatte die Jahre seit der Trennung nur überlebt, indem sie sich geweigert hatte, auch nur einen Blick zurückzuwerfen, aber nun war es, als würden all die lang unterdrückten Erinnerungen mit Macht zurückkehren. Er hatte ihr diese Stadt beschrieben und ihr versprochen, ihr die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Und sie würde sie sehen - aber nicht mit ihm.
“Sind Sie auf Urlaub, Signorina?” rief ihr der Taxifahrer fröhlich über die Schulter zu.
“Nein, ich muss arbeiten.” Julie setzte automatisch ihr heiteres “Berufsgesicht” auf. “Ich bin Sängerin und habe ein Engagement im ,La Dolce Notte’.”
Er pfiff anerkennend durch die Zähne, als er den Namen des exklusivsten Nachtclubs von Rom hörte. “Dann müssen Sie sehr berühmt sein.”
“Eigentlich nicht”, erwiderte sie lachend.
“Im La Dolce Notte treten nur die Besten auf.”
“Waren Sie schon dort?”
“Nicht als Gast. Eine Mahlzeit kostet dort so viel, wie ich in einer Woche verdiene. Aber ich hole häufig in den frühen Morgenstunden Passagiere ab. Waren Sie früher schon einmal in Rom?”
“Nein.” Im Stillen fügte sie hinzu: nur in meinen Träumen.
Was war ein Traum? Etwas, das im kalten Licht des Tages im Nichts verblasste und den Wunsch in einem weckte, man hätte nie geschlafen. Im Traum nahm Rico sie in seine Arme und flüsterte: “Du bist mein, amore, und niemand wird uns je trennen.” Doch sie erwachte immer in einem kalten, einsamen Bett und der Gewissheit, ihn nie wieder zu sehen.
“Normalerweise beschäftigen sie nur italienische Sänger”, fuhr der Chauffeur munter fort.
Sie wollte sich nicht unterhalten, aber noch weniger Lust hatte sie, trüben Gedanken nachzuhängen. “Ich habe in einem Londoner Nachtclub gesungen, und dieser Mann saß an einem Tisch in der ersten Reihe. Später kam er in meine Garderobe und bot mir dieses Engagement an. Mein Agent meinte, es sei ein großes Kompliment. So viel Geld habe ich noch nie verdient.”
Der Fahrer nickte respektvoll. “Offenbar will man Sie unbedingt haben.”
Sie hatte den gleichen Eindruck gewonnen, und gerade das war so verwirrend. Julie Hallam war in ganz England bekannt und gefragt, aber noch hatte sie nicht den Ruhm erreicht, dass ausländische Clubs um ihre Dienste wetteiferten.
Und dennoch war sie hier, auf dem Weg zum Star in einem der renommiertesten Etablissements von Rom. “La Dolce Notte”
bedeutete “Süße Nacht”, und der Club genoss den Ruf kultivierter Dekadenz, die sich mit immensem Reichtum verband. Filmstars, Regierungsmitglieder, kurz gesagt, die Schönen und Berühmten drängten sich im Publikum.
Der Manager war so versessen darauf gewesen, sich Julies Auftritte zu sichern, dass er ihr freie Unterkunft versprochen hatte. Das Quartier befand sich in der Nähe des Lokals, was in Anbetracht der späten Arbeitszeit äußerst günstig war.
Der Portier geleitete sie zu einem Apartment im zweiten Stock. “Würden Sie bitte den Club telefonisch über Ihre Ankunft informieren?” bat er mit einer angedeuteten Verbeugung.
Als sie endlich allein war, sah sie sich ehrfürchtig um. Die Wohnung verfügte über einen großen Wohnraum und ein Schlafzimmer, die beide im Stil italienischer Palazzi eingerichtet waren. Das riesige Bett war ebenso beeindruckend wie alles andere, einschließlich des Badezimmers. Der Luxus machte sie jedoch nervös. Da sie drei Monate in Rom bleiben sollte, hätte sie sich lieber ein kleines, behagliches Apartment gemietet.
Diese Suite passte eher zu einem verwöhnten Geschöpf, das sich aushalten ließ.
Julie rief im Club an und wurde sofort mit der Sekretärin des Managers verbunden.
“Signor Vanetti ist leider nicht im Haus”, sagte die Frau. “Er würde
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