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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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im Garten und grub eine Efeupflanze aus. Sie war gut zwischen den immergrünen Büschen versteckt gewesen und man hatte sie kaum sehen können, wenn man nicht nach ihr suchte. Er löste die langen Ranken vom Zaun, bevor er sie ins Feuer warf. Es brannte nicht besonders gut, aber es brannte. Dann kehrte er zurück, um heruntergefallene Blätter, Ranken und Wurzeln aufzusammeln, bevor er das Loch zuschaufelte, die Erde gleichmäßig verteilte und ins Haus zurückging.
     
    Malcolm Purvis sah den Umzugsleuten dabei zu, wie sie Möbelstück für Möbelstück aus dem Haus trugen und in den großen Transporter luden, der in der Einfahrt stand. Er hatte vor, die meisten davon aufzubewahren. Das, was er nicht mehr brauchte, wollte er verkaufen und den Rest wohltätigen Vereinen zukommen lassen. Die Wohnung in London war voll möbliert, daher brauchte er die Sachen aus dem Haus nicht wirklich. Aber viele waren mit Erinnerungen verknüpft und jedes Teil war mit großer Sorgfalt und nach langen Diskussionen mit seiner geliebten Frau gekauft worden. Er wartete, bis das große Klavier an der Reihe war, und beobachtete die Packer dabei, wie sie sich damit die Treppe hinunterkämpften, bevor er wieder ins Haus und hinauf in Frances' Zimmer ging. Es sah so verlassen aus ohne das Bettzeug und ihre Teddys. Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste und Geburtstage überfielen ihn, Bilder von Freud und Leid, Kummer und Krankheit zogen vor seinem inneren Auge vorüber. Er fragte sich, ob sich all diese Erinnerungen und sein Gram wohl in die Substanz des Hauses geätzt hatten, um später den zukünftigen Besitzern als ungebetene Geister zu erscheinen. Er versuchte sich von allen Gedanken zu befreien, um zu prüfen, ob er ihre Anwesenheit spüren konnte, aber sie war nicht da, sogar ihr Geruch war weg. Die tröstenden Worte, die sie ihm einmal gesagt hatte, kamen ihm in den Sinn: »Wo immer du bist, Daddy, da werde auch ich sein.« Er fühlte sich getröstet. Er beschloss, dieses Zimmer nicht noch einmal zu betreten. Es war nur eine leere Muschel ohne Leben. Schließlich ging er zum Fenster, zog die Vorhänge zu und verließ das Zimmer. Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss.
     
    Er maß die Flüssigkeit präzise in die Spritze ab. Als das Fläschchen fast leer war, drückte er sacht auf den Kolben, bis etwas Flüssigkeit in die Luft schoss und in kleinen Tröpfchen auf den Teppich fiel. Er steckte die so präparierte Giftspritze in seine schwarze Tasche und ließ die Verschlüsse zuschnappen. Das Telefon klingelte zweimal, bevor er den Hörer hochnahm. Nach einem kurzen Gespräch schob er die Tasche unter seinen Schreibtisch und verließ den Raum.
     
    Das Feuer brannte noch gut, als Owen zurückkam, diesmal mit Akten, Fotos und Notizen auf dem Arm. Sogar der Efeu schien mittlerweile zu verbrennen. Er warf alles auf das Feuer und stocherte mit einem langen Stock in der Glut herum, um es anzuheizen. Feuer hatte eine Eigenschaft, die ihm sehr gut gefiel. Er fand zwar auch das Knacken und Zischeln beruhigend, aber was am wichtigsten war: Feuer hatte reinigende Kräfte. Der Mensch hatte das von Anbeginn der Zeit gewusst. Es zerstörte, um etwas Neues zu erschaffen. Jetzt würde es die meisten Beweise gegen ihn vernichten und ihm eine neue Gelegenheit geben, sein Werk zu vollenden. Er hob eine Akte auf, die aus der Reichweite der Flammen gerutscht war, und sah hinein. An ihn erinnerte er sich: Michael Kemp, 64 Denning Lane, Cambridge, ein dreiundvierzigjähriger Bauunternehmer. Er hatte eine Frau und einen Sohn, der in Nottingham aufs College ging. Er besaß zwei Autos, einen alten blauen Ford Transit mit dem Kennzeichen LLD 435E und einen schwarzen BMW aus der Dreier-Serie mit Kennzeichen M256 PDR. Er warf noch einen zweiten Blick auf die Akte, bevor er sie in die Flammen warf. Die Pappe fing sofort Feuer. Die Ecken wurden schwarz und kringelten sich nach innen, bevor der ganze Deckel in Flammen aufging. Jetzt benötigte er die Akten zwar nicht mehr, sie waren ihm jedoch schon ans Herz gewachsen, zu Vertrauten geworden, die ihn trösteten. Er hatte so viel Zeit mit der Recherche verbracht, damit, jedes Detail wieder und wieder zu studieren, dass die Informationen fast zu einem Bestandteil seines eigenen Wesens geworden waren. Er würde sie vermissen, aber er brauchte sie nicht mehr.
     
    Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel zog sie ihre Anzugjacke stramm und wischte sich ein paar Haare aus dem Gesicht, dann verließ sie

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