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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Käthe helfen, bevor sie verschwunden war. So weit, so gut. Nur – wo war Schwester Renate jetzt? Genügend Lärm hatten wir sicher gemacht in der letzten Viertel Stunde. Aber jetzt hatten wir andere Probleme. Käthe besorgte eine neue Infusionspumpe, während ich zur Sicherheit die Intubation noch einmal auf die richtige Lage überprüfte, schließlich wollten wir auf unserer Partie über das Klinikgelände seine Lunge und nicht seinen Magen beatmen.
    Zu guter Letzt haben wir ihn lebend auf der Intensivstation abgegeben, alles weitere war nun deren Bier.
    Ich begleitete Schwester Käthe zurück zum Altbau. Aus dem Wirtschaftstrakt klang die Musik jetzt ziemlich laut über das Gelände, man hatte sich warm getanzt und die Fenster geöffnet. Doch die Partygemeinde würde noch eine Weile auf einen Tanz ins neue Jahr mit Dr. Felix Hoffmann verzichten müssen, ich wollte zurück in Winters Zimmer. Celine würde mich nur nerven, mit ihr zu tanzen, und bei meinen Tanzkünsten ist mir jede Ausrede recht. Wie zum Beispiel die Frage, warum Winters Infusionspumpe plötzlich ihre Arbeit eingestellt hatte.
    Diese Pumpen sind einfach aufgebaut, meine Suche dauerte nicht lange. Einmal mehr machte sich meine Vergangenheit als oft gescholtener Zerleger mechanischer Wecker und anerkannter Reparateur streikender Toaster oder elektrischer Zahnbürsten bezahlt. Die Pumpe war vollkommen in Ordnung: Der Schalter funktionierte einwandfrei, der Druckkolben war nicht festgefahren, die Kontakte waren sauber. Es war einfach nur die Sicherung durchgebrannt. Unglaublich, Winter wäre uns fast wegen der Fehlfunktion eines Zehn-Cent-Artikels gestorben! Frohes neues Jahr!

2

    Neujahrsmorgen, kein Dienst in der Klinik – eine ideale Gelegenheit zum Ausschlafen, sollte man meinen. Doch die Kinder in der Nachbarschaft hatten schon lange ausgeschlafen und durchkämmten die Gegend nach Blindgängern unter den Feuerwerkskörpern von heute nacht, leider durchaus erfolgreich. Immer, wenn ich fast wieder eingeschlafen war, knallte es irgendwo in der Nähe. Schließlich faßte auch ich einen Vorsatz für das neue Jahr: Ich würde mir endlich eine neue Wohnung suchen!
    Celine schien vollkommen unbeeindruckt von den an Heftigkeit zunehmenden Artilleriegefechten direkt vor meiner Haustür. Mit provozierend regelmäßigen Atemzügen lag sie träumend neben mir, wie immer auf dem Bauch. Ich glaube, weil sie ihre Nase zu groß findet. Was natürlich absolut blödsinnig ist. Celine hat keine Stupsnase, stimmt, sondern eine Nase mit Charakter, wie man so sagt, für mich der Unterschied zwischen einer auswechselbaren Cover-Schönheit und meiner scharfsinnigen, attraktiven und zu jeder Unternehmung aufgelegten Celine. Eine ihrer Zehen lugte frech unter der Bettdecke hervor und erkundigte sich in gespielter Anteilnahme, warum ich nicht auch noch etwas schliefe.
    Gegen halb zehn war ich die Unterhaltung mit dieser Zehe leid und entschied, daß Celine jetzt lange genug geschlafen hätte. Mit vorsichtigen Bissen ins Ohrläppchen holte ich sie zurück ins Leben. Langsam kam meine Gefährtin zu sich, blinzelte und rümpfte die Nase.
    »Igitt! Du riechst wie ein voller Aschenbecher, in den jemand sein abgestandenes Bier geschüttet hat!« Sie drehte sich von mir weg und sprach mit ihrem Kissen. »Du mußt mindestens eine ganze Stange Zigaretten mit Sexy-Renate geraucht haben, mal abgesehen davon, was ihr sonst noch getrieben habt.«
    Kaum anzunehmen, daß sich Celine mit dem neuen Jahr zu einem eifersüchtigen Nörgelpaket gewandelt hatte. Es ging nicht um Eifersucht, Beziehungsdrama oder ähnlichen Mumpitz, sondern um etwas wirklich Wichtiges: Würde es ihr gelingen, mich rechtzeitig ins Unrecht zu setzen, wäre die Frage des Tages entschieden, nämlich, wer als erster das warme Bett verlassen, die Kaffeemaschine anschmeißen und die gefrorenen Brötchen aufbacken müßte.
    »Du bist ungerecht, meine Liebe. Es war schrecklich kalt da draußen. Irgendwie mußten Renate und ich uns doch warmhalten!«
    Ich trollte mich in die Küche. Im Grunde genommen hatte sich Celine gestern abend sicher lieber ungestört mit ihrer Freundin Beate unterhalten als mit meinen Tanzkünsten. Seit Beate nach der Sache mit der »russischen Spende« den Posten der Verwaltungsdirektorin unserer Klinik übernommen hatte, sahen die beiden sich nur noch selten.
    Während frischer Kaffee und backende Brötchen meine Küche in diesen unvergleichlichen Sonntag-Morgen-Duft tauchten, erkundigte ich mich

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