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Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen

Titel: Depression: Erkennen, verhindern, bewältigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Stock
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Verlusterfahrung und jedes Missgeschick werden dann zu einer erneuten Bestätigung der Weltsicht.
    Besonders drei Überzeugungen verstärken eine Depression:
negative Ansichten über sich selbst
negative Ansichten über die Umwelt
negative Ansichten über die Zukunft
    Da dieses Verhalten erlernt zu sein scheint, kann man versuchen, es in einer Psychotherapie zu beeinflussen, indem man die negativen Ansichten hinterfragt und eine andere Grundhaltung erlernt, die optimistischer ist und dem Betroffenen wieder Handlungsspielraum ermöglicht. Fachleute nennen das „Selbstwirksamkeit“, d. h., der Betroffene erlebt sich nicht mehr als hilflos, sondern kann seine Umwelt wieder beeinflussen.
Bindungsstörungen
    Depressives Verhalten ist zusätzlich selbstverstärkend. Depressive Menschen lösen in ihrem Umfeld oft negative Reaktionen aus. Klagendes und jammerndes Verhalten stößt oft auf Ablehnung. Ein depressiver Patient fühlt sich dann in seiner negativen Weltsicht erneut bestätigt: Man wolle ja mit ihm nichts zu tun haben. Dadurch sinkt wieder der Selbstwert und es entsteht eine Negativspirale.
    Die moderne Bindungsforschung vermutet außerdem, dass schon bei kleinen Kindern ungünstige Beziehungserfahrungen den Grundstein für eine spätere Depression legen können.
    Wenn kleine Kinder von ihren Bezugspersonen vernachlässigt oder sogar traumatisiert werden und keine Sicherheit und Geborgenheit erfahren, glauben sie vielleicht, dass sie niemandem vertrauen können, und ziehen sich zum Beispiel zurück. Es kann sich dann ein misstrauischer Beziehungsstil entwickeln oder ein ständiges Ringen um Anerkennung. Der Betroffene stellt dann unrealistische Anforderungen an sich selbst, die nur ungenügend erfüllt werden können, was wiederum schnell zu Enttäuschungen führt. Unsichere Bindungserfahrungen können auch dazu führen, dass die Betroffenen zu sehr klammern und ihre Bezugspersonen stark einengen. Wenn die Betroffenen dann wieder Ablehnung provozieren, verstärkt das erneut die weiter oben erlernte Hilflosigkeit.
    Die vier folgenden Bindungstypen werden von Forschern beschrieben:
sichere Bindung
unsicher vermeidende Bindung
unsicher ambivalente Bindung
desorganisierte Bindung
    Sicher gebundene Kinder haben im späteren Leben ein wesentlich geringeres Depressionsrisiko.
    Auch die fehlende soziale Kompetenz im Umgang mit anderen kann nachträglich in einer Psychotherapie wieder erlernt werden, und selbst die negativen Beziehungserfahrungen lassen sich unter günstigen Bedingungen später noch korrigieren.
Charaktereigenschaften
    Die erwähnten erlernten Verhaltens- und Haltungsmuster prägen im Laufe der Zeit auch die Wesensart eines Menschen oder seinen Persönlichkeitsstil. Einige Autoren haben daher untersucht, ob es so etwas wie einen depressiven Grundcharakter gibt. Zum Charakter einer Person gehört es z. B., ob er eher offen für neue Erfahrungen ist oder lieber am Bekannten festhält. Der zweite wichtige Persönlichkeitszug ist, ob jemand eher extrovertiert oder eher introvertiert ist, ob er also im gesellschaftlichen Leben eher nach außen gerichtet auftritt, ob er gesellig, aktiv und optimistisch ist oder eher zurückhaltend, alleine und unabhängig handelt. Die dritte Unterscheidung, die Persönlichkeitspsychologen gerne treffen, ist, ob jemand eher zu „Neurotizismus“ neigt oder nicht. Personen mit hoher Ausprägung dieser Charaktereigenschaft sind häufiger nervös, ängstlich, traurig, haben eine schwaches Selbstwertgefühl und können schlechter mit Stress umgehen. Umgekehrt kann jemand mit geringer Ausprägungvon Neurotizismus eher ruhig, ausgeglichen und selbstsicher auftreten und besser mit Stress umgehen.
    Personen mit einem hohen Anteil an Neurotizismus wären also eher gefährdet, eine Depression zu erleiden.
    Eine andere Persönlichkeitstheorie geht davon aus, dass depressive Menschen eine Art „Helfertyp“ sind. Das bedeutet, dass sie sich viel für andere einsetzen und ihre eigenen Interessen eher zurückstellen. Der Grund für dieses Verhalten ist nach dieser Theorie ein ständiges Kämpfen um Anerkennung und Gemochtwerden. Die Anerkennung erfolgt aber stets über die Leistung. Umso größer wäre bei einem solchen Charaktertyp dann die Enttäuschung und Frustration, wenn er z. B. ausgenutzt würde oder überhaupt keine Anerkennung bekäme. Oft fühlt sich ein Betroffener nur geliebt, wenn er geholfen hat und andere unterstützt. Man vermutet, dass besonders Menschen betroffen sind,

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