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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Interesse an dir verlieren. Er wird mir folgen und dich in Ruhe lassen.“
    „Aber wir dürfen nicht getrennt werden ... wir teilen ein Band“, begehrte Eliana auf.
    „Ich werde mich niemals weit von dir entfernen, auch wenn du mich nicht sehen wirst – aber doch weit genug, dass ich dich nicht in Gefahr bringe.“ Er atmete die kalte Winterluft ein. „Und wenn ich das Buch Raziel gefunden habe und zurückkehren darf, bist du frei von mir. Es ist der gefallene Teil, der dich auf diese schmerzhafte Art an mich bindet. Wir hätten das nicht tun dürfen ... ich meine, unsere Körper vereinigen ... ich hätte das nicht tun dürfen. Aber obwohl es anders sein sollte, bereue ich nicht, dir so nah gewesen zu sein. Ich verstehe nun, was die Menschen Liebe nennen ... es ist etwas Wundervolles, Eliana. Versprich mir, dass du wieder jemanden lieben wirst ... irgendwann.“ Danyal wagte kaum, sie anzusehen. Eliana nickte, obwohl sich das alles für sie falsch anfühlte. Heimlich nahm sie noch einmal die Züge seines Gesichts in sich auf, die gerade Nase, das markante Kinn, die hohen Wangenknochen ... makelloser als Berninis Engelsfiguren es je hätten sein können. Dann lösten sie sich voneinander, und Eliana wischte sich die Tränen aus den Augen. Danyal schien zu verstehen, was in ihr vorging, wandte sich um und ging davon. Barfuß durch den Schnee. Eliana sah ihm nach, bis ihre Augen seine Spur auf dem Porte St Angelo verloren. „Viel Glück ...“, flüsterte sie.
    Erst jetzt spürte Eliana, dass ihr kalt war. Sie wischte die letzten Tränen fort und beschloss, in die andere Richtung zu gehen. Der Stau auf der Straße unter ihr hatte sich mittlerweile aufgelöst, die Vatikangendarmerie hatte die Straßensperren entfernt. Es war für sie an der Zeit zu verschwinden, um zu überlegen, was sie jetzt tun sollte. Sie musste nach einem Platz suchen, an dem Chris sie nicht fand ... und sie hatte kein Geld, kein zu Hause, einfach gar nichts mehr. Ihr Leben war vollkommen zerstört – wahrscheinlich würde nicht nur Chris nach ihr suchen, sondern auch die verbliebenen Mitglieder von Ordine Apocalisse .
    Eliana blieb stehen, als sie das Ende der Brücke beinahe erreicht hatte. Aus dem Schneegestöber vor ihr löste sich eine Gestalt, die auf sie zukam. Einen Moment dachte sie, es wäre Chris, der sie gefunden hatte. Dann wurde ihr klar, dass ihre Augen sie getäuscht hatten. Chris war groß und breitschultrig – aber nicht so groß. Ein Zittern ging durch ihren Körper. Der Naphil grinste ihr bösartig entgegen, dann kam er langsam auf sie zu. Er trug eine schmutzige Jeanshose, die ihm zu kurz war und ein zerrissenes T-Shirt. Die Menschen sahen ihn verstohlen von der Seite an und machten einen Bogen um ihn. Ihren Mienen nach zu urteilen, hielt er noch immer nicht viel von Körperpflege. Eliana überlegte, einen jungen Mann um Hilfe zu bitten, doch im gleichen Augenblick stellte sie sich vor, wie Helel ihn zerquetschte oder ihm das Genick mit einer einzigen Bewegung seiner Schlächterhände brach. Die Menschen hätten keine Chance gegen den Naphil, ebenso wenig wie sie.
    Drohend vernahm sie seine Stimme ... leise jedoch unverkennbar. „Dachte Danyal wirklich, er würde dich in Ruhe lassen, wenn er verschwindet? Du hast das kleine Spiel verloren, Menschenfrau ... du hast ihn gehen lassen.“ Er war fast bei ihr. Elianas Herz raste vor Angst, ihre Augen suchten nach einem Ausweg. Sie konnte versuchen in die andere Richtung zu laufen, hinter Danyal her, doch der Naphil hätte sie schnell eingeholt. Was sollte sie tun! Dann legte sich plötzlich eine kühle Ruhe auf ihr Gemüt, begleitet von Entschlossenheit. Er war ein Tier ... nein, ein Tier war unschuldig. Er war ein Monster, eine Kreatur, die es eigentlich nicht geben durfte.
    Während der Naphil noch immer ohne Eile auf sie zu gelaufen kam, sich seiner Beute mehr als sicher, löste sich ihre Starre, und Eliana kletterte entschlossen über das Brückengeländer. Sie hielt sich am Sockel einer Engelsstatue fest und sah hinunter auf das braune Wasser. Kalt würde es sein, höchstens vier oder fünf Grad, und schmutzig - nicht gerade einladend .
    Ein Blick zurück zeigte ihr, dass der Naphil seine Zähne entblößte und zu einem Sprung ansetzte. Ihm war klar, dass sie springen würde. Sie vernahm seine zornigen Worte. „Wo willst du hin, Menschenfrau? So einfach wollen wir es dir mit dem Tod nicht machen!“ Mit einem Satz war er bei ihr, doch da war Eliana bereits

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