Der 7. Lehrling (German Edition)
weiter aufmerksam auf die Karte blickte. Erst als der letzte rote Punkt angehalten und sein Inhaber sich zur Ruhe begeben hatte, ging auch er zu Bett – so wie jeden Abend seit Beginn der Suche. Morgen früh würde er wieder hier sein, noch bevor der erste Sucher sich wieder auf den Weg machte. So wie jeden Morgen seit nunmehr sechzehn Tagen.
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Mit einem Schlag war Meara hellwach und aufgesprungen. Suchend blickte sie im ersten Licht des Tages umher, um zu sehen, wer sich mit solchem Getöse dem Unterstand näherte. Seit ihrer Begegnung mit den Räubern vor vier Wochen hatte sie meist nur einen leichten Schlaf gehabt – sie wollte auf keinen Fall das gleiche Schicksal erleiden wie damals der arme Landarbeiter. Ihr kleines scharfes Messer vor sich haltend ging sie langsam um den Unterstand herum.
Da! Da war es wieder! Eindeutig hinter der Rückwand! Vorsichtig um die Ecke spähend machte Meara sich auf alles gefasst. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus, was die beiden Eichhörnchen, die sich in der Morgensonne die Büsche und Bäume rauf- und runtergejagt und dabei einen Mordslärm veranstaltet hatten, zu einer neugierigen Pause veranlasste.
Immer noch lachend ging sie wieder zurück und machte sich daran, ein kleines Feuer anzuzünden. Nach einer Weile, während der die beiden Eichhörnchen sich weiter Wettrennen durch den Wald lieferten, kochte das Wasser, und Meara nahm den Topf vom Feuer. Sie ließ es etwas abkühlen, gab Kräuter dazu, und sofort breitete sich ein wunderbarer Teeduft über die Lichtung aus.
Das Frühstück dauerte länger, als Meara eigentlich geplant hatte. Sie musste immer wieder den beiden Krachmachern bei ihrem lustigen Treiben zusehen. Erst als die Sonne schließlich schon ein Stück über den Horizont geklettert war, packte sie flugs ihre Sachen zusammen und brach auf. Der Tag konnte einfach nur gut werden!
Der schwarze Magier
Fröhlich schritt Meara auf dem Weg durch den Wald aus. Noch etwa zwei Stunden, dann müsste sie nach Jeldriks Angaben im nächsten Dorf sein. Plötzlich spürte sie, dass sie nicht mehr allein war. Blitzschnell war sie im Unterholz am Wegrand verschwunden und sah sich zum zweiten Mal an diesem Tag suchend nach unliebsamen Überraschungen um.
Du musst Dich nicht verstecken, Meara! Ich bin's, Amina
, hörte sie, ohne die Sprecherin jedoch sehen zu können. Verwirrt ging Meara auf den Weg zurück und wartete.
Du kannst mich nicht sehen, ich bin in Filitosa
, erklärte Amina wie schon einige Male zuvor.
Ich habe nur gedanklichen Kontakt zu Dir
.
Meara hatte einiges zu erzählen, schließlich war das ihr erster Kontakt zu Amina. In allen wichtigen Einzelheiten ging sie ihre bisherige Suche durch, wobei natürlich das Treffen mit dem
schwarzen Magier
und Jeldrik den größten Teil einnahmen. Zum ersten Mal erfuhr sie von Amina, dass sich hinter ihr eine unberechenbare Gefahr zusammenbraute: die
Horden
. Aufmerksam hörte sie Amina zu und zeichnete dabei mit einer magischen Linie den Weg der Plünderer auf ihrer Karte nach. Offensichtlich drohte ihr aber im Moment keine unmittelbare Gefahr, und da sie keine Handwerkerkleidung trug, konnte es bei einer direkten Begegnung vielleicht sogar glimpflich ausgehen.
Amina berichtete Meara noch kurz die restlichen Neuigkeiten einschließlich aller Entdeckungen von Nachwuchs-Lehrlingen für die nächsten Jahre. Dann verabschiedete sie sich und war, so unvermittelt wie sie gekommen war, auch schon wieder verschwunden.
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Amina machte eine Pause, und Korbinian löste die Verbindung zwischen den
Vierzehn
auf. Meara war bereits der dritte Kontakt an diesem Morgen gewesen, aber Amina war nur ein klein wenig erschöpft. „Unglaublich, Linnea“, sagte sie zu ihrer Lehrerin gewandt, die an ihrem festen Platz hinter Aminas Stuhl stand. „Es kostet mich immer weniger Kraft, und ich kann die Kontakte mittlerweile auch immer genau auf der Schwelle halten, sodass sie gerade eben nicht abreißen!“
Zufrieden drückte Linnea ihre Schultern. „Es ist schön zu sehen, wie schnell Du Dich zurechtfindest!“ Fragend blickte sie zu Tara hinüber, die ihr auch gestern schon bestätigt hatte, dass Amina keine Probleme hatte. Tara schloss die Augenlider und senkte kaum merklich den Kopf: alles in bester Ordnung!
Korbinian klatschte in die Hände. „Sehr schön! Für heute Vormittag soll es damit auch genug sein. Ich schlage vor, wir gehen alle gemeinsam ins Convenium, dann muss Amina nicht alles doppelt
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