Der 7. Lehrling (German Edition)
erzählen.“
Während die meisten Magier aus dem
Kreis der Vierzehn
die Pause nutzten um etwas spazieren zu gehen, oder sich anderen Beschäftigungen widmeten, schlugen die anderen den Weg zum großen Versammlungsraum ein. Alle, die sie unterwegs trafen, schlossen sich ihnen an. Natürlich wollte jeder die Neuigkeiten aus erster Hand hören, und so war es schon fast eine kleine Prozession, die Samuel lächelnd betrachtete, als sie ins Convenium einzog. Schnell verteilte sich alles auf die Stühle und blickte gespannt zu Amina, die mit ihrem Bericht begann.
Auch die ersten zwei Magier auf der
8-Uhr-Speiche
, zu denen Amina am Vormittag Kontakt gehabt hatte, konnten von Entdeckungen berichten. Die Anzahl gelber Punkte auf der großen Karte wuchs zusehends, ein Lehrling im richtigen Alter war allerdings immer noch nicht dabei. Von den
Horden
hatte keiner der Kontakte bisher gehört, auch nicht gerüchteweise.
Dann kam Mearas Bericht an die Reihe. Amina schilderte wie immer alles, was sie bei ihrem Kontakt erfahren hatte. Als sie bei dem
schwarzen Magier
angekommen war, ruckte plötzlich Korbinians Kopf zu ihr herum. Sein Gesicht wirkte von einem Moment auf den anderen wie versteinert. Mit sanfter Stimme, aber dazu völlig unpassend aufmerksamen, fast stechenden Augen sagte er: „Kannst Du das mit dem
schwarzen Magier
bitte noch einmal wiederholen? Bitte so genau wie möglich, ja?“
Amina war verwirrt. Auch den anderen im Saal waren die schnellen Blicke, die Samuel, Linnea und Korbinian sich zugeworfen hatten, nicht entgangen. Die bis dahin lockere Stimmung im Convenium war einer knisternden, fast greifbaren Anspannung gewichen.
Leise und konzentriert wiederholte Amina fast wörtlich alles, was Meara ihr über den Magier erzählt hatte. Als sie fertig war, sah sie Korbinian fragend an. Der Blick des Oberhauptes klärte sich plötzlich wieder auf. Er lächelte Amina an, als wenn nichts gewesen wäre. „Es ist gut, mein Kind, Du kannst fortfahren. Was hat Meara sonst noch erlebt?“
Amina sah genau, dass Korbinian trotz dieser Worte weiter angestrengt nachdachte. Als sie gerade den Mund aufmachte, um nachzufragen, legte sich eine Hand seltsam gebietend, aber zugleich auch beruhigend auf ihren Arm. „Mach bitte weiter, Amina. Was hat Meara sonst noch erlebt?“ So hatte sie Linneas Stimme noch nie gehört. Trotz der Freundlichkeit lag etwas in den Worten ihrer Lehrerin, das keinerlei Widerspruch duldete. Gehorsam brachte Amina ihren Bericht zu Ende.
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Nach dem Mittagessen ging Amina mit Linnea durch das Dorf spazieren. Seit ihrem Bericht im Convenium drehten sich ihre Gedanken nur noch um den mysteriösen
schwarzen Magier
. Es war mehr als offensichtlich, dass einige Hexen und Zauberer ihn kannten und, so wie es schien, nicht in allerbester Erinnerung hatten. Im Speisesaal waren zwischen den Älteren immer wieder vielsagende Blicke hin- und hergegangen, aber niemand hatte auch nur ein einziges weiteres Wort über den Unbekannten verloren.
Ärgerlich und schweigsam stapfte Amina neben ihrer Lehrerin her. Warum sagte noch nicht einmal Linnea etwas zu ihr? Warum durften sie und die anderen nicht über den
schwarzen Magier
Bescheid wissen? Was gab es da zu verheimlichen? Wann sagte endlich jemand von den Älteren etwas?
„Wenn es an der Zeit dafür ist“, sagte Linnea unvermittelt und drehte sich zu ihr um. Amina schaute ihre Lehrerin ungläubig an.
„Nein, mein Kind, ich kann auch heute keine Gedanken lesen“, schmunzelte Linnea. „Es ist nur offensichtlich, was Dir durch den Kopf geht.“ Sie waren am Seeufer angekommen. Linnea setzte sich auf eine Bank und klopfte auf den freien Platz neben sich. „Komm schon her und hör auf zu schmollen“, neckte sie. „Ich will Dir etwas sagen.“
Amina setzte sich und schaute Linnea immer noch trotzig, aber erwartungsvoll an. Die nahm ihre Hand und schaute nachdenklich auf den See hinaus. „Es ist nicht so, dass wir Älteren etwas vor euch verbergen wollen. Aber die Suche ist im Moment das wichtigste Ziel unserer Gemeinschaft, nicht der
schwarze Magier
. Ich verspreche Dir, dass ich alles über ihn erzählen werde, was ich weiß, wenn die Zeit gekommen ist. Aber in den nächsten Wochen ist es unsere Pflicht, mit aller Kraft nach dem siebten Lehrling zu suchen. Wir können dabei keine Ablenkung gebrauchen. Für jetzt nur so viel: Er ist nicht wichtig. Nicht für Dich, nicht für mich, nicht für irgendjemand anderen hier im Dorf oder draußen auf der
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