Der 8. Tag
zur anderen, ohne dass eine davon auch nur seine Anwesenheit bemerkt h ä tte. Er war » Superman « oder w ä re es zumindest gewesen, wenn dieser Name nicht schon vergeben w ä re. » Spiderman « w ä re auch nicht schlecht gewesen, denn ihm gefiel die Vorstellung eine Spinne in der Mitte eines Netzes zu sein. Doch auch dieser Name war ungl ü cklicherweise schon besetzt. Am Ende en t schied er sich f ü r Netzmann. Er hatte nicht die Ausstrahlung s kraft der anderen beiden Namen, doch er passte zu der Art, wie er die andere, mystische Version seiner selbst, die dort drau ß en im Netz lebte, empfand: unsichtbar, allwissend und allm ä chtig, wenn er es wollte. Der dumme Name, den die Zeitungen ihm verpasst hatten: » Ripper von Los Angeles « , zeigte nur, wie weit sie, die Polizei, das FBI und all die and e ren, davon entfernt waren, auch nur in die N ä he von ihm zu kommen. Einen solchen Abklatsch zu benutzen, war in seinen Augen einfach zu billig. Vielleicht lie ß en sich damit mehr Zeitungen verkaufen. Wen k ü mmerte es? Er nahm sich nicht viel Zeit dar ü ber nachzudenken.
Er durchsuchte gerade die Patientenliste einer Arztpraxis in Beverly Hills. Das erste Mal hatte er sie gesehen, als sie das Geb ä ude verlie ß . Er war in dem Café auf der anderen Stra ß e n seite gewesen und hatte beobachtet, wie sie zum Parkplatz gegangen war, und sich die Nummer des Wagens gemerkt, mit dem sie weggefahren war. Nach den Datenbanken der Zulassungsstelle war der Wagen auf eine Mrs. Rosa Korngold zugelassen. Doch die Frau hatte nicht verheiratet ausgesehen. Er hatte die Sache weiterverfolgt und herausgefunden, dass Mrs. Korngold f ü nfundsechzig Jahre alt und seit zehn Jahren Witwe war und sie erfreute sich bester Gesundheit. Er nahm ihre Aktienpakete, ihre Investments und ihren Grundbesitz in Augenschein und war beeindruckt. Doch ihm ging es nicht ums Geld.
Die junge Frau h ä tte Mrs. Korngolds Enkelin sein k ö nnen, aber es gab keinen Hinweis, dass Mrs. Korngold Kinder hatte.
Damit er ö ffnete sich ein weites Feld von M ö glichkeiten. Er untersuchte ihre Bankkonten und machte sich so ein Bild von ihren Gewohnheiten, Vorlieben und Aktivit ä ten. Es gab r e gelm äß ige Spenden an verschiedene Wohlt ä tigkeitsorganis a tionen, die mit dem Tierschutz zu tun hatten, und es gab nicht weniger als ein Dutzend Zeitschriftenabos, die sich alle mit diesem Thema befassten.
Ein Name dr ä ngte sich auf und sah viel versprechend aus. Seit Anfang dieses Jahres gingen regelm äß ig monatliche Za h lungen in H ö he eines guten Sekret ä rinnengehaltes an eine Sandra M. Smallwood .
Als er diese Zahlungen bis auf das Bankkonto von Miss Smallwood verfolgte, stellte sich heraus, dass deren Adresse mit der von Mrs. Korngold ü bereinstimmte. Das Interesse des Netzmannes war schon geweckt worden, jetzt meldete sich auch seine Neugierde. Seine Vorschriften waren streng. Es durfte keinen pers ö nlichen Kontakt zwischen ihm und der Zielperson geben oder irgendjemandem, der in Beziehung zu der Person stand, bis er den richtigen Zeitpunkt f ü r geko m men hielt. Dann w ü rde er mehr ü ber sie wissen als sie selbst, doch all diese Informationen h ä tte er heimlich auf elektron i schem Wege gesammelt, wo seine Nachforschungen keine Spur hinterlie ß en.
Er durchsuchte die Abonnentenkarteien der Tierschutzve r eine und fand Miss Smallwood in den meisten von ihnen, wo sie schon vor ihrer Verbindung zu Mrs. Korngold verzeichnet war. Das musste das Verbindungsglied sein.
In einer der Dateien fand er die fr ü here Adresse von Miss Smallwood, die nicht gel ö scht worden war. Es war eine auf der Van Nuys, ein ganzes St ü ck tiefer in der sozialen Hiera r chie als ihre momentane Anschrift in Beverly Hills. Das mac h te seine komplizierte Arbeit in den Dateien der Sozialversich e rung etwas einfacher.
Sandra Smallwood hatte in einem Hundesalon in Wes t wood gearbeitet und, wie er zuf ä llig herausfand, am Tierpfl e ge-College von Phoenix in Arizona, wie es sich hochtrabend nannte, ein Diplom gemacht. Dort lebten auch noch ihre Eltern und die n ä here Verwandtschaft. Weitere Angeh ö rige waren ü ber das ganze Land verteilt. Er stellte eine Liste von ihnen zusammen und lernte sie auswendig. Ganz wichtig war, dass er eine L ü cke fand, in die er schl ü pfen konnte; ein entfernter Cousin, dessen Identit ä t nicht zu bezweifeln w ä re, wenn er schlie ß lich Kontakt zu ihr aufnahm .
Jetzt, als er die Namen und Angaben in
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